Ausstellung und Lesung zum Thema „Femizide“

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Der Main-Kinzig-Kreis rückt das Thema „Femizide“ rund um den Internationen Tag gegen Gewalt an Frauen, der am 25. November datiert, in den Mittelpunkt.



Unter dem Titel „Remember my name, remember my story“, was übersetzt bedeutet: „Erinnere dich an meinen Namen, erinnere dich an meine Geschichte“, ist vom 14. bis 29. November eine Ausstellung zu Femiziden in Deutschland im Main-Kinzig-Forum in Gelnhausen zu sehen. Im Rahmen der Ausstellung findet am Freitag, 17. November, ab 19.30 Uhr eine Lesung mit anschließender Diskussion statt. Julia Cruschwitz liest aus dem Buch „Femizide. Frauenmorde in Deutschland“. Das Buch entstand unter Mitwirkung von Wissenschaftlerinnen, Kriminologinnen, Polizistinnen, Sozialarbeiterinnen, Anwältinnen und Überlebenden, aber auch Angehörigen. Der Abend wird von der Rechtsanwältin Zümrüt Turan-Schnieders aus Hanau moderiert.

 „Die Ausstellung dokumentiert zum einen die Ermordung von Frauen und Kindern, die entweder in einem Frauenhaus gelebt haben oder zum Zeitpunkt ihres Todes dort lebten. Sie wirft aber auch ein Schlaglicht auf die beklemmende Situation vieler Frauen in Deutschland und der ganzen Welt. Für diese Frauen ist der gefährlichste Ort ihr Zuhause - der Ort, der für Frauen doch normalerweise Sicherheit bedeutet. Die erschreckende Wahrheit ist jedoch, dass in Deutschland jeden dritten Tag eine Frau durch ihren Partner oder ihren Ex-Partner getötet wird. Das können wir als Gesellschaft so nicht hinnehmen. Die Ausstellung mahnt uns alle, genau hinzusehen und betroffenen Frauen Hilfe und Unterstützung anzubieten“, erklärt Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler. „Ich freue mich, dass wir die Ausstellung im Bürgerforum zeigen können. Die beiden Frauenhäuser in Hanau und Wächtersbach haben diese Ausstellung in den Main-Kinzig-Kreis geholt, um dieses erschütternde Thema in den Mittelpunkt unserer Gesellschaft zu rücken“, erklärt Kulturbeauftragte Andrea Sandow.

Das Frauenhaus Kassel hat über Jahre hinweg aus Zeitungen, aus dem Internet oder über Mitteilungen einzelner Frauenhäuser die Ermordungen von Frauen und Kindern zusammengetragen, die einen Bezug zum Frauenhaus hatten. 2018 wurde die Ausstellung erstmals gezeigt. Sie erzählt die Geschichte von rund 50 ermordeten Frauen. Die dokumentierten Fälle mahnen die Besucherinnen und Besucher, diese Morde an Frauen nicht als „Familiendramen“ zu begreifen, sondern als Femizide. Der Begriff wurde in den 70er Jahren von Feministinnen geprägt, um zu verdeutlichen, dass ein Großteil der Tötungsdelikte an Frauen auf Machtdynamiken zwischen den Geschlechtern zurückgehen. Denn die Mehrheit der Opfer in Paarbeziehungen oder gemeinsamen Haushalten sind Frauen. Täter sind Ex-Partner, Lebensgefährten, Väter, Brüder, aber auch Fremde. „Es handelt sich um geschlechtsspezifische Gewalt, keine Einzelschicksale, das ist wichtig festzuhalten. Kritische Phasen sind für Frauen beispielsweise Trennungen, Scheidungen, Schwangerschaften oder wenn sich Frauen aus unterdrückenden Beziehungen herauslösen wollen – gegen den Willen des Partners. Dieser erträgt den Emanzipationsprozess der Frau nicht. Typisch ist, dass sich die Gewaltspirale hochschraubt, das heißt, es fanden schon etliche Übergriffe, aggressives Verhalten oder auch verbale Erniedrigungen statt, bevor es zum Femizid kommt“, erläutert Grit Ciani, Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte des Main-Kinzig-Kreises.

Termine und Infos

Die Ausstellung „Remember my name, remember my story“ ist vom 14. bis 29. November zu den Öffnungszeiten des Main-Kinzig-Forums zu sehen: Montag bis Mittwoch von 8 bis 16 Uhr, Donnerstag von 8 bis 18 Uhr und Freitag von 8 bis 13 Uhr. Die Ausstellung wird am Dienstag, 14. November, um 17 Uhr im Main-Kinzig-Forum eröffnet. Der Eintritt ist frei. Öffentliche Führungen sind für Donnerstag, 16. November, 10 Uhr und Donnerstag, 23. November, 16 Uhr, geplant. Anmeldungen für Gruppenführungen sind per E-Mail unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! möglich.

Die Lesung mit Diskussion zum Thema „Femizide. Frauenmorde in Deutschland“ findet am Freitag, 17. November, um 19.30 Uhr im Main-Kinzig-Forum statt. Einlass ist bereits um 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. Die Veranstalter warnen davor, dass während der Lesung physische oder psychische Gewalthandlungen beschrieben werden, die belastend und retraumatisierend wirken könnten.

Das bundesweit geschaltete Hilfetelefon bei Gewalt gegen Frauen ist rund um die Uhr unter der Nummer 116 016 erreichbar. Mehr Infos auf www.hilfetelefon.de.


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