Der Fischotter mit Fisch von August Gaul

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Die Museen der Stadt Hanau laden dazu ein, einmal im Monat genauer hinzusehen und die Schätze der Hanauer Geschichte und Museen gemeinsam neu zu entdecken und zu erleben.



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Als Objekt des Monats werden monatlich ausgewählte Gemälde, Skulpturen, Kunsthandwerk und antike Gegenstände aus den Hanauer Museen Philippsruhe, Steinheim und Großauheim sowie dem Hessischen Forstmuseum Alte Fasanerie und dem Hessischen Puppen- und Spielzeugmuseum vorgestellt.

Der Fischotter mit Fisch von August Gaul ist das Objekt des Monats Juni. Den aufrecht sitzenden Otter in Bronze, der seinen soeben gefangenen Fisch im Maul trägt, schuf der 1869 in Großauheim geborene weltbekannte Bildhauer 1902. Das Motiv ließ der Künstler, der an der Hanauer Zeichenakademie studierte, mit und ohne Fisch, mit und ohne Vergoldung in verschiedenen Größen und sogar in Keramik ausformen.

1909 gestaltete August Gaul seinen heute wohl bedeutendsten Fischotter auf einem hexagonalen Stelenbrunnen sitzend, der als Geschenk des Malers Max Liebermann an seine Frau Magda für den Garten der Liebermanns am Berliner Wannsee entstand. Brunnen und Plastik in Lebensgröße wurden in zahlreichen Gemälden von Max Liebermann festgehalten. Mit der Einrichtung des Museums Villa Liebermann 2006 wurde ein Nachbau der Brunnenanlage errichtet und ein Nachguss des Fischotters aufgestellt, der um einige Zentimeter größer als der ursprüngliche Otter ist. Ein Fischotter von ähnlicher Größe befindet sich seit den 1970er Jahren auch im Innenbereich des Lindenaubads in Großauheim.

Ein Originalguss aus der ersten Hälfte des Zwanzigsten Jahrhunderts ist jedoch der nur 19 Zentimeter große, braun patinierte Fischotter, der 1980 von den Städtischen Museen Hanau erworben werden konnte und seit 2010 im Museum Großauheim zu sehen ist. Gegossen wurde er bei der weltbekannten Bronzegießerei Hermann Noack in Berlin, mit der August Gaul arbeitete und die bis heute in Berlin-Charlottenburg ansässig ist. Der natürliche Ausdruck des Fischotters, der frei von jeglichem Pathos und Idealisierung den erbeuteten Fisch präsentiert, zeigt die Abkehr von der Heldenverehrung in der Kunst unter Kaiser Wilhelm II. Dabei gelang es Gaul, ohne detaillierte Ausgestaltung von Körper und Fell des Fischotters die auf das Wesentliche reduzierten Formen des stolzen Tieres zu modellieren.

Als Gründungsmitglied der von der kaiserlichen Kunstauffassung unabhängigen Berliner Sezession schuf der Künstler neben Monumentalwerken in Stein zahlreiche Bronzeplastiken, die im wilhelminischen Berlin über den Kunsthändler und Verleger Paul Cassirer in den Besitz des Bürgertums gelangten. August Gauls Tierplastik wirkte wegweisend für die Bildhauerei der Moderne am Beginn des 20. Jahrhunderts. Einzig im Museum Großauheim ist ein Überblick über das Schaffen des großen Künstlers dargestellt.

Während des Ersten Weltkriegs entstand der sogenannte „Kleine Tierpark“, bei dem sich der Bildhauer einem stehenden und einem liegenden Fischotter im Statuettenformat widmete. Im Begleitprogramm der Ausstellung „Von Hoffnung, Angst und Hunger – Großauheim im Ersten Weltkrieg“ wird am 21. September um 19 Uhr ein Vortrag über das Wirken von August Gaul während des Ersten Weltkriegs angeboten. Publikationen zum Werk des Künstlers sind in den Museen erhältlich. Nähere Informationen gibt es auf www.museen-hanau.de

Museum Großauheim
Kunst und Industriegeschichte
Pfortenwingert 4, Hanau Großauheim
Öffnungszeiten: Sa–So 11-17 Uhr
Im EG barrierefrei, Tel. Museumskasse 06181 573763
Information: Tel. 295 1799, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! www.museen-hanau.de www.facebook.com/MuseenHanau

Foto: Fischotter mit Fisch, August Gaul 1902. Foto: Städtische Museen


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