Klassenerhalt: White Wings gewinnen Herzschlagfinalspiel

Basketball
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Die WHITE WINGS Hanau haben geschafft, was ihnen noch vor Wochen niemand zugetraut hatte: In einem nervenaufreibenden Finalspiel gegen Gießen gewinnt das Team von Headcoach Marti Zamora mit 76:74 und erreicht damit die Playoffs. Somit sicherten sich die Hanauer am letzten regulären Spieltag den Verbleib in der BARMER 2. Basketball Bundesliga ProB und können diesen Erfolg mit mindestens zwei weiteren Partien feiern.



Dabei sah es über weite Strecken des Spiels nicht so aus, als ob sich die Grimmstädter am Ende vor einer ausverkauften Halle als Sieger feiern lassen könnten. In der ersten Halbzeit hatten in jedem Fall die Depant GIESSEN 46ers Rackelos die Nase vorne. Sowohl das erste, als auch das zweite Viertel gewannen die Gäste, bei einem Halbzeitstand von 26:36. „In der ersten Hälfte haben wir eine gute Defense gespielt, aber zu wenig Rebounds geholt. Offensiv waren wir okay, aber uns fehlten die einfachen Layups und obendrein auch die zweiten Chancen. Einen besonders wichtigen Teil unseres Gameplans haben wir also nicht umsetzen können. Denn wir wissen, dass Uhlemann und Lischka zu den besten Inside-Spielern der Liga zählen. Also sagten wir den Jungs: Gewinnt das Reboundduell, dann gewinnt ihr das Spiel“, so Zamora.

Diese Mission sollte auch über den Rest des Spielverlaufs nicht gelingen. Dennoch: Im dritten Viertel zeigten sich die Hanauer leicht verbessert, ließen letztendlich die Distanz zu Gießen aber noch einmal auf elf Punkte ansteigen – genauer auf 48:59. Auch im letzten Viertel merkte man dem gesamten Team an, dass sie für den Sieg kämpften. Die 46ers hingegen ließen sich über weite Strecken davon nicht beeindrucken und konnten lange eine zweistellige Führung halten. Nach einem erfolgreichen Freiwurf von Maximilian Begue stand es 2:40 vor Schluss 73:63.

Dann jedoch passierte etwas in der Hanauer Mannschaft: Defensiv gelang es immer häufiger, die Gegner zu Fehlwürfen zu zwingen. Offensiv legten Niklas Krause und Dion Braimoh innerhalb von knapp einer Minute sieben Punkte auf zum 70:73. Die Hanauer Fans sprangen auf und supporteten ihre Mannschaft tatkräftig. Als Montrael Scott dann für Gießen einen weiteren Freiwurf zum 70:74 verwandelte, wirkte es beinahe unmachbar, das Spiel in 58 Sekunden noch zu drehen.

Nach einem Timeout traf Krause zunächst 18 Sekunden später zum 72:74. Auf der Gegenseite wurde Johannes Lischka am Wurf gehindert, traf jedoch unter den lauten Buhrufen der Hanauer Fans keinen seiner Freiwürfe. Tisdale holte den Rebound, legte auf Braimoh, der sich zunächst an einem Drei-Punkte- Wurf versuchte, aber scheiterte. Nach eigenem Rebound glich Braimoh dann zum 74:74 aus. Restzeit: 20 Sekunden. Beim Ballvortrag von Gießen patze Scott und Hanau bekam erneut den Ball. Mit gerade einmal neun Sekunden Restzeit suchten die White Wings einen freien Werfer, ehe die Uhr nach einem Foul durch Lischka nochmals angehalten wurde. Es folgte erneut ein Einwurf. Dann ging der Ball auf die rechte Seite zu Krause, der in letzter Sekunde den Ball aus Mitteldistanz warf – und verwandelte. Mit diesem Buzzer-Beater krönen die WHITE WINGS Hanau damit ein eindrucksvolles Comeback mit dem Einzug in die Playoff-Runde. Und während ein solches Finish ohnehin schon extrem selten vorkommt, hält dieses Spiel in noch weiterer Hinsicht einen Sonderstatus für Statistikfans bereit: Die White Wings gingen nur ein einziges Mal innerhalb des Spiels in Führung – und zwar nach Erklang der Schlusssirene.

Ein extrem zufriedener und erleichterter Marti Zamora erklärt sich den Sieg wie folgt: „Im letzten Viertel haben wir nur zwei Offensivrebounds geholt – das ist eher schwach. Aber wir haben weiterhin unseren Job in der Defense gemacht. Wir haben mit Druck gespielt, den Ball geholt und dann sind wir gerannt. Denn wir wussten – sie haben viel Talent im Frontcourt, aber sie können mit unserer Geschwindigkeit nicht mithalten. Also haben wir das ausgenutzt. Wir haben definitiv nicht unseren besten Basketball gespielt. Wir können besser sein, wir können besser werfen als heute. Aber wir haben von Anfang an gezeigt, dass unser Teamspirit heute gestimmt hat. Und wir haben uns niemals von den Offensiverfolgen unserer Gegner aus der Ruhe bringen lassen.“

Bereits in einer Woche geht es für die Mannschaft schon wieder weiter. Zumindest an diesem Abend wird jedoch niemand den Blick nach vorne werfen. „Wir sind sehr glücklich über diesen Sieg heute und wir werden ihn feiern. Vor dieser Kulisse zu gewinnen war für uns das Highlight der Saison. Es war natürlich schade, dass wir coronabedingt nur limitierte Plätze frei hatten. Mit Blick auf die Anfragen, die uns erreicht haben hätten wir glaube ich heute auch 1.000 Leute in die Halle bekommen. Aber: Wir brauchen unsere Fans in jedem Spiel. Denn sie helfen uns wirklich. Für den Gegner ist jeder Wurf schwierig, wenn die ganze Halle gegen sie ist. Und wenn wir dann einen Drei-Punkte-Wurf treffen und nicht nur unsere Jungs auf der Bank aufspringen, sondern auch noch 500 Leute in der Halle, dann pusht uns das sehr. Und das hat uns auch heute extrem viel gegeben. Das hat man auch auf dem Feld gesehen“, so Zamora.

Und auch das Management der Grimmstädter ist mehr als glücklich über das extrem starke Comeback des Teams. „Ich habe zwischendurch gedacht – das wird heute nichts. Es fehlte an Körperspannung, die Würfe waren auch nicht gut. Aber man hatte auch immer das Gefühl – die Jungs wollen noch. Und dann wurde irgendwann Gießen nervös, warum auch immer. Das haben unsere Spieler eiskalt ausgenutzt und sich den Sieg geholt. Und so haben sie sich extrem belohnt für die letzten drei wirklich anstrengenden Wochen. Sie haben teilweise zwei bis drei Mal pro Tag freiwillig trainiert und darüber hinaus viele Teamevents gemacht. Und jetzt geht es in den Playoffs genau so weiter. Wir haben heute eine tolle Werbung für den Basketball gemacht. Wer das Spiel heute gesehen hat und auch nur ein bisschen Sympathie für die White Wings hat, der muss eigentlich zu den Playoffs in die Halle“, sagt Geschäftsführer Sebastian Lübeck.

Für die WHITE WINGS Hanau spielten:

Dewrell „JD“ Tisdale (21 Punkte/2 Assists/6 Rebounds)
Dion Braimoh (16/0/5)
Philip Hecker (4/3/2)
Eren Yildiz (0/0/0)
Niklas Krause (12/4/4)
Jonas Stenger (0/0/0)
Stefan Vasovic (0/1/1)
Philipp Walz (11/2/2)
Victor Demetrio (6/1/3)
Luca Eibelshäuser (0/0/0)
Daniel Loh (4/1/1)
Matthias Fichtner (2/0/2)


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