Hanau White Wings: Platz sechs mehr als zu erwarten war

Basketball
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Gleich in ihrer ersten Saison in der 2. Bundesliga Division ProB zogen die Hanau White Wings überraschend in die Play-offs ein.



Platz sechs in der Hauptrunde, Siege gegen Spitzenteams wie Gotha und Nördlingen sowie das Team mit den meisten Punkten in der Rückrunde, die Bilanz des Aufsteigers kann sich mehr als sehen lassen. Headcoach Hans Beth und Jens Gottwald vom Management sprechen über das Umfeld, die wachsende Fanbasis und das neue Projekt „Highspeed“.

Wie fällt allgemein das Saisonfazit aus?
Hans Beth: Von der sportlichen Seite her können wir sehr zufrieden sein. Unser primäres Ziel war es als Aufsteiger die Liga zu halten und sich in dem Umfeld zu etablieren. Mit Platz sechs haben wir mehr erreicht als vor der Saison erwartet werden konnte. 13 Siege, darunter Big-Points gegen Gotha, Nördlingen und direkte Kontrahenten, sprechen für sich. Die Mannschaft hat einen interessanten Entwicklungsprozess durchgemacht. Die Zusammenarbeit im Trainerteam mit Helmut Wolf, Hubert Gibson und dem hauptamtlichen Jugendtrainer Sven Witt hat großen Spaß  gemacht.    
Jens Gottwald: Absolut positiv! Wir haben die Play-offs erreicht und damit unser Saisonziel übertroffen. Dazu kommt die enorme Zuschauerresonanz mit rund 10.000 Gästen in der Main-Kinzig-Halle und die Gründung des Fanclubs, den DunkingSwans, die mittlerweile über 50 Mitglieder zählen. Die Stimmung war in der Halle wieder einmalig, wir haben Hanau wieder beben lassen.

Was waren die Schlüsselmomente bzw. Highlights  der Saison?
Hans Beth: Grundlage für die starke zweite Saisonhälfte war natürlich die Siegesserie im Dezember beginnend mit dem Auswärtssieg in Lich und den fünf Siegen in Folge. Darunter auch die bereits erwähnten Siege gegen Gotha und Nördlingen, die beide zum damaligen Zeitpunkt Tabellenführer waren.
Jens Gottwald: Ein Highlight war natürlich auch wieder Hanau bebt. Beim Saisonauftakt waren über 1.300 Zuschauer in der Halle, die frenetisch den ersten Saisonsieg und die Rückkehr nach mehr als 20 Jahren in die Bundesliga feierten. Noch dazu haben wir das Auswärtsspiel in Langen zum Heimspiel gemacht und beide Partien gewonnen. Und auch sonst haben wir die Lokalderbys alle für uns entscheiden können. Dann noch der sensationelle Auswärtssieg in Nördlingen – die Saison hat einfach Spaß gemacht!

Die Rückrundentabelle wird von den Hanauern angeführt, woher kam dieser Lauf?
Hans Beth: Wir mussten uns zunächst in der neuen Liga akklimatisieren und die neuen Spieler integrieren. Hier hilft natürlich die Zeit und harte Trainingsarbeit. Darüber hinaus haben wir auch unsere Spielsysteme optimiert und arrondiert. Zudem haben die Spieler ihre Rollenzuordnung bessert verinnerlicht. Resultat waren ein verbesserter Abstimmungsprozess und ein gesundes Teamgefüge. Unsere Videoanalyse federführend erarbeitet durch Helmut Wolf war dabei auch sehr hilfreich.     

Am Ende der Saison steht man als Aufsteiger als bestes hessisches Team da. Hanau als neue Hochburg im Bundesland?
Hans Beth: Die White Wings sind definitiv ein wichtiger Standort im Rhein-Main-Gebiet und Hessen, Hochburg klingt mir aber doch ein wenig zu hochgestochen. Da müssen wir an uns noch weiter konsequent arbeiten.
Jens Gottwald: Was heißt Hochburg!? Wir sind ein absolut solider und dynamischer Basketballstandort mit Perspektive und konzentrieren uns seit Jahren nur auf das Hanauer Projekt. In den letzten Jahren haben wir den Basketballstandort Hanau White Wings stetig weiterentwickelt. Nach dem das Projekt „Höhenflug 2012“ (Redaktionsanmerkung: Ziel 2. Bundesliga Pro B)  erfolgreich ein Jahr früher abgeschlossen wurde, fahren wir nun mit „Highspeed“ (Redaktionsanmerkung neuer Projektname)  weiter. Eine Zielvorgabe dieses Projekts ist der mittelfristige Aufstieg in die Pro A. Wir brauchen uns mit unserer Infrastruktur ligaweit nicht verstecken. Nicht viele Vereine der Liga bekommen ihre Halle Woche für Woche mit mehr als 700 Zuschauern gefüllt. Unsere breitgefächerten über Jahre gewachsenen Kooperationen und auch das vielfältige  Netzwerk haben sich etabliert und wachsen ständig.    

Generell ist die Konkurrenz in der Region groß...
Hans Beth: Ja, das stimmt. Mit Langen, Frankfurt, Lich und Gießen gibt es weitere interessante Standorte. Die Lokalderbys haben kurze Wege und machen großen Spaß.
Jens Gottwald: Das Rhein-Main-Gebiet ist sicherlich ein Ballungsgebiet in der Liga. Das liegt aber auch an den weiteren Faktoren und Besonderheiten unserer Region. Neben den sportlichen Entwicklungsmöglichkeiten bieten sich den Spielern hier Möglichkeiten auch eine Basis für die berufliche Zukunft zu legen, unabhängig ob sie in Frankfurt, Mainz oder Gießen studieren oder Kontakte in die Wirtschaft pflegen wollen. Der Standort Hanau und das bereits genannte Netzwerk sind da sicherlich äußerst hilfreich.     

Die Saison war in der ersten Play-off Runde leider schnell vorbei. Enttäuscht?
Hans Beth: Jein. Wir sind in der ersten Runde mit Vechta auf einen starken Gegner gestoßen, der als Tabellendritter der Nord-Staffel beim ersten Spiel Heimrecht hatte und in den weiteren Play off Spielen auch ganz gut performt. Es war klar, dass wir nur bestehen können, wenn wir unser ganzes Potential abrufen. Dort hatten wir insgesamt nicht unseren besten Tag. Zuhause haben wir nach der ersten Halbzeit geführt. Leider konnten wir die Leistung nicht bis zum Ende aufrecht halten und den Lohn für die harte Arbeit einfahren. Wir hätten gerne noch einige Play-off-Begegnungen gespielt und den großen der Liga Paroli geboten…

Ein Blick voraus:  Wie weit sind die Hanauer schon in der Planung der kommenden Saison?
Hans Beth: Wir haben mit unseren sportlichen Planungen für die kommende Saison bereits im Dezember begonnen. Zwischenzeitlich haben einige Sondierungs- und Abstimmungsgespräche mit den Spielern stattgefunden.   
Jens Gottwald: Da im letzten Jahr bereits frühzeitig das Projekt „Höhenflug 2012“ mit dem Ziel Aufstieg in die 2. Bundesliga Division Pro B realisiert und erfolgreich zum Abschluss gebracht wurde, haben wir mit „Highspeed“ unser neues, langfristig ausgerichtetes Konzept aufgesetzt. Neben der sportlichen Entwicklung wollen wir natürlich auch das Umfeld weiter ausbauen. Was wir bei Heimspielen an Rahmenprogramm bieten, ich denke da nur an Showeinlagen, die BnG-Cheerleader und unsere White Wings Dancers, kann sich sehen lassen. Basketball in Hanau hat bereits Eventcharakter, das gilt es aber gezielt zu verbessern und voranzutreiben. Aber auch sportlich planen wir, nach dem wir bereits ein JBBL-Team stellen, den Aufbau einer NBBL-Mannschaft.
 
Wie professionell ist das Umfeld der White Wings schon jetzt?
Jens Gottwald: Das Umfeld ist breit aufgestellt und wir haben viele aktive und engagierte Partner und Anhänger. Das Team hinter dem Team wächst ebenso wie die Mannschaft. Wir ziehen hier an einem Strang. Anders könnten wir aber auch ein solches Projekt oder überhaupt einen Spieltag nicht auf die Beine stellen. Jedes Heimspiel wird die Halle, das Foyer und der VIP-Raum aufgebaut. Das Umfeld mit allen seinen Helfern, Sponsoren und Partnern ist über Jahre gewachsen. Die klare Aufgabenverteilung im Management hilft da ebenfalls. Jeder hat sein Ressort auf dem er sich spezialisiert hat. Dennoch bringt sich jeder mit ein, der Teamgedanke wird bei uns nicht nur auf dem Feld gelebt. Dann kommen da noch die tollen Fans hinzu, die sich nun in einem Fanclub organisiert haben.

Da steckt sicherlich auch ein enormer Zeitaufwand dahinter…
Hans Beth: Ja definitiv. Ich liebe diesen Sport und mag die Herausforderung in der Brüder-Grimm-Stadt  wettbewerbsfähigen Basketball zu bieten mit dem sich unsere Zuschauer und Fans identifizieren können. Da investiert man gerne die Zeit.
Jens Gottwald: Was wir in den letzten Jahren gemeinsam aufgebaut und erreicht haben, hätte uns 2005 noch keiner geglaubt. Viele glaubten unsere Ziele seien zu ambitioniert und es gab sogar welche die uns für verrückt erklärt haben. Es macht einen aber stolz dazu zu gehören, das Ganze wachsen zu sehen und selbst seinen Teil dazu beizusteuern. Wenn einen das White-Wings-Fieber einmal gepackt hat, dann will man auch dabei bleiben, die Zeit spielt dann fast keine Rolle mehr!

 


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