Der Kaiser im MKK (Serie): Als Franz Beckenbauer auf der Trainerbank beim FSV Bad Orb saß

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Der Tod von Franz Beckenbauer hat weltweit für Bestürzung gesorgt, der Kaiser des deutschen Fußballs hat tiefe Spuren hinterlassen – auch im Main-Kinzig-Kreis. Die Redaktion hat drei Stationen im Kreisgebiet recherchiert, an denen Beckenbauer in den vergangenen Jahrzehnten teils für ein enorm großes Zuschauerinteresse gesorgt hat. In einer kleinen Serie stellen wir seine Auftritte im Kreisgebiet vor, heute starten wir auf dem Sportgelände des FSV Bad Orb.



Alles begann in einem Hotel in Frankfurt irgendwann im Jahr 1992. Thomas Metzler und Michael Kowalski trafen sich dort mit einem Spielervermittler, der die Uwe-Seeler-Traditionself vermarktete. Den beiden Vorstandsmitgliedern des FSV Bad Orb wurde eine Liste mit über 30 Namen vorgelegt – alles Spieler der Traditionself und hinter jedem Namen stand ein Geldbetrag. „Wir konnten uns so quasi unsere Wunschelf zusammenstellen“, erinnert sich Metzler. Der größte Betrag stand natürlich hinter Franz Beckenbauer – 10.000 D-Mark. Der Kaiser war erst kurz zuvor zur Lichtgestalt aufgestiegen, nach dem WM-Titel als Spieler 1974 hatte er 1990 die deutsche Fußballnationalmannschaft auch als Teamchef zur Weltmeisterschaft geführt. „Für uns war klar, dass wir den wollen“, wurde auch jeweils ein Kreuz hinter Wolfgang Overath und Günther Netzer gemacht, die schon für jeweils „nur“ 5.000 D-Mark zu haben waren. Metzler erinnert sich auch noch an eine persönliche Begegnung mit Overath in dem Frankfurter Hotel: „Er lief bei unserem Gespräch mit dem Spielervermittler an unserem Tisch vorbei und hat mir mit den Worten ‚Lasst euch von dem nicht über den Tisch ziehen‘ auf die Schulter geklopft.“

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Der Auftritt der Uwe-Seeler-Traditionself am 20. Mai 1993 in Bad Orb wurde dann zu einem Fußball-Fest. Perfektes Wetter, über 3.500 Zuschauer und viele bekannte Namen auf dem grünen Rasen. Beckenbauer kam extra aus München eingeflogen und erwies sich als sehr sympathischer Gast. Metzler erinnert sich: „Heiner Weisbecker und ich saßen mit ihm vor dem Spiel bei Kaffee und Kuchen im Sportlerheim und wollten eigentlich ein bisschen über Fußball plaudern. Stattdessen redete er fast eine Stunde lang mit unserem damaligen Bürgermeister Hugo Metzler nur über Politik“, habe sich der Kaiser dabei als großer Anhänger des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Franz-Josef Strauß (CSU) gezeigt.

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Beim Spiel saß Beckenbauer dann auf der Trainerbank, war allerdings ständig von einer großen Menschentraube umringt. Auf dem Platz wirbelten viele Weltmeister von 1974, im Tor der Traditionself stand mit Wolfgang Kleff einer der erfolgreichsten deutschen Torhüter aller Zeiten, der aufgrund seiner Ähnlichkeit mit Komiker Otto Waalkes ebenfalls ein Publikumsliebling war. Der FSV Bad Orb hatte eine illustre Truppe mit lauter lokalen Spielerpersönlichkeiten vergangener Tage zusammengestellt. Extra angereist kam Michael Preuhs, der später dann Mannschaftsarzt beim Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund wurde. Betreut hat die heimische Elf übrigens auch eine Trainerlegende: Auf der Bank saß Heiner Ott, der vor kurzem seinen 80. Geburtstag feierte. Moderiert wurde der ganze Tag von Jochen Hageleit, vor 30 Jahren eine der markantesten Radio-Stimmen. Er führte mit Beckenbauer unter anderem eine Tombola auf dem Balkon des Sportlerheimes durch.

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An den einmaligen Auftritt der Uwe-Seeler-Traditionself erinnern heute noch viele Bilder im Vereinsheim, nicht nur für Thomas Metzler bleibt aber das persönliche Erscheinen von Franz Beckenbauer ein ganz besonderes Erlebnis: „Wir sind bis heute sehr stolz, dass er beim FSV Bad Orb zu Gast war.“

Morgen lesen Sie im zweiten Teil unserer Beckenbauer-Serie: Der Kaiser war im Main-Kinzig-Kreis tatsächlich auch einmal selbst sportlich aktiv – und das auch noch für einen guten Zweck.

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Fotos: Thomas Metzler/FSV Bad Orb

Franz Beckenbauer, am 11. September 1945 in München geboren, führte als Fußballer den FC Bayern München an die Weltspitze und gewann mit seinem Verein zahlreiche Titel, später spielte er noch für Cosmos New York und den Hamburger SV. Mit der Nationalmannschaft holte er 1974 in seiner Heimatstadt den Weltmeisterschafts-Titel, diesen Erfolg wiederholte er 1990 als Teamchef einer legendären DFB-Elf um Lothar Matthäus, Rudi Völler und Andreas Brehme. Franz Beckenbauer verstarb am 7. Januar 2024 im Alter von 78 Jahren in Salzburg.


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de


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