Internationales Schreibprojekt am GGG

Gelnhausen
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Die andauernde Corona Pandemie und der mit ihr verbundene zweite Lockdown der Schulen ermöglichten eine amerikanisch – kanadische Unterrichtseinheit am Grimmelshausen Gymnasium Gelnhausen durch die Klasse 10.2 und ihrem Englischlehrer Dr. Matthias Dickert.



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Das von der Lerngruppe durchgeführte Projekt hatte als Hintergrund die literarische , historische und politische Bearbeitung der japanischen Bevölkerung in Kanada und den USA nach dem Angriff auf Pearl Harbour am 6. Dezember 1941 sowie die damit einsetzende Ausgrenzung, Enteignung , Deportation und Internierung kanadischer und amerikanischer Staatsbürger mit japanischen Wurzeln aus ideologischen und rassistischen Gründen.

Die Thematik hatte fächerübergreifenden Charakter und passte so ideal zum Themenschwerpunkt Nationalsozialismus der Jahrgangsstufe 10 und dem Anforderungsprofil des GGG als Schule gegen Rassismus. Als literarischer Hintergrund der Unterrichtseinheit fungierte die Bearbeitung der beiden Lektüren They called US Enemy (2019) von George Takei und Toshiko (2015) von Michael Kluckner. Beide Bücher sind als „graphic novels“ erschienen, einer literarischen Gattung, die sich in den USA und Kanada als eine sehr beliebte Form des Romans etabliert hat und sich auch hier in Deutschland immer größerer Beliebtheit unter Jugendlichen erfreut.

Das Buchprojekt passte bestens in das den Schülerinnen und Schülern vorliegende Lehrwerk und den dort vorgegebenen Themenbereichen. Für die Klasse 10.2 mit Spanisch als erster Fremdsprache ist mit Access 4 der Schwerpunkt Amerika vorgegeben und die Lerngruppe hatte bereits die Themen Inside New York und New Orleans erfolgreich bearbeitet. Das Thema der Unit 3, The Golden State, erwies sich ebenfalls als ideal, weil hier ein geographischer und historischer Hintergrund der Thematik gegeben war. Von besonderem Interesse war der durch die zweite Lektüre (Toshiko) gegebene Vergleich zu Kanada. Die Lerngruppe bekam eine einheitliche Gliederung vorgegeben sowie einen Zeitrahmen von sechs Wochen zur Bearbeitung einer Hausarbeit mit dem Thema `Japanese-American- Canadian Writing in Graphic Novels`.

Die thematische Vorgabe bestand aus einer Information über Autor, Buch und einer Begriffsklärung der Schlagwörter `graphic novel`, `comic `und `manga`. Danach erfolgte eine historische Aufarbeitung der japanischen Bevölkerung in den USA und Kanada zwischen den Jahren 1941 – 1949. Hieran schloss sich ein literarischer Teil mit den Schwerpunkten „Zusammenfassung“ und „Interpretation“ an. Den Abschluss bildete eine kritische Reflexion mit persönlichem Kommentar und einer Quellenangabe. Die Lehrkraft fungierte während der Schreibphase als Lernbegleiter über die Plattform Teams.

Interessant war die Aufarbeitung der Thematik auch im Vergleich zu einem Online Seminar der Universität Trier mit dem gleichen Thema Japanese Canadian Writing. Herr Dickert selbst ist z.Zt. Teilnehmer an diesem Seminar und konnte so eine Art wissenschaftlichen Überbau und Einblick bieten. Dieser bestand unter anderem in einer Information über die dort behandelten Romane Obasan (1981) von Joy Kogawa und The Translation of Love (2016) von Lynne Kutsukake.

Die sich hieraus ergebene beidseitige thematische Vorgehensweise von Schule und Universität erwies sich als sehr sinnvoll sowie produktiv und ermöglichte den Schülerinnen und Schülern einen ersten Einblick ins wissenschaftliche Arbeiten. Die Unterrichtseinheit selbst kann somit als sanfte Hinführung zum universitären Arbeiten verstanden werden , einem Ansatz der am GGG durch verschiedene Kooperationen mit mehreren deutschen Hochschulen mittlerweile auf breiten Füßen steht und die Verzahnung beider Lernorte im Fokus hat.

Als sehr hilfreich erwies sich bei diesem Projekt erneut die enge Zusammenarbeit mit dem Marburger Zentrum für Kanadastudien. Hier ist das Grimmelshausen Gymnasium Partnerschule und auch Kooperationspartner, ein besonderer Verdienst von Professor Dr. Martin Kuester. Dieser hatte und hat für kanadische Projekte an der Schnittstelle zwischen Schule und Universität immer ein offenes Ohr und begleitet deren Umsetzung seit Jahren motivierend und erfolgreich.

Insgesamt waren die Ergebnisse der Schülerinnen und Schüler sowohl im literarischen als auch in der historisch-politischen Bereich Aufarbeitung von Rassismus beeindruckend und sie können als eine Warnung vor Unterdrückung, Ausgrenzung und Stigmatisierung ganzer Bevölkerungsgruppen angesehen werden. Besonders freut es die Schulgemeinschaft, dass eine Vertretung des japanischen Konsulates nach einer Kontaktaufnahme und einer Kurzpräsentation des Projektes durch die Lehrkraft ihr Kommen an unsere Schule zugesagt hat. Hier soll nach dem Lockdown erstmalig das Projekt Japan in the classroom verwirklicht werden.


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