Eine außergewöhnliche Freundschaft

Gelnhausen
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Der Tag fing gar nicht gut an, eine schlechte Note, das Basketballtraining vergessen. Und dann … saß vor der Halle ein junger Mann im Rollstuhl, der das Leben des Jungen veränderte.



So beginnt die Geschichte des 13-jährigen Tyrese Milde, mit der er beim Sparda-Erzählfestival dieses Jahres den ersten Preis in seiner Altersklasse gewann.

Ganz freiwillig hatte Tyrese den Text nicht geschrieben, er war Teil des Deutschunterrichts in der ehemaligen Klasse 6.3. Aber Tyrese nahm die Aufgabe, die Geschichte einer außergewöhnlichen Freundschaft zu schreiben, sehr ernst. Nachmittags arbeitete er an dem im Unterricht begonnenen Text noch zwei Stunden weiter, bis er perfekt war. Lehrerin Bettina Mähler sammelte am darauffolgenden Tag die Texte der ganze Klasse ein, schickte den dicken Umschlag zur Jury und dann geschah erst einmal viele Wochen nichts.

Weder sie noch Tyrese rechneten dann noch mit der Nachricht der Jury, die den Jungen zuhause überraschte: „Ich bin komplett ausgerastet vor Freude und konnte es gar nicht fassen.“

Die Deutschlehrerin freute sich sehr über die Wahl, denn schon im Unterricht war Tyrese durch seine überlegte, menschliche Art und seine sprachlich gewandten und gut strukturierten Texte aufgefallen, auch wenn er, wie er selber sagt, zuhause nicht schreibt. Aber er liest viel, und das führt nicht nur – und Tyrese ist ein beredtes Beispiel - zu einer abwechslungsreichen Sprache, sondern auch zu Empathie und Toleranz anderen Menschen gegenüber. So erscheint es nicht verwunderlich, dass es Tyrese in seiner Geschichte gelang, einen Sportler im Rollstuhl zu einem Rollenvorbild und Freund für die Figur in der Geschichte werden zu lassen.

Auch die Klassenkameraden goutierten die Geschichte und freuten sich für Tyrese. Er las in der Klasse vor, aber das war erst der zweite Schritt. Im ersten stand er in Kassel in der Hauptfiliale der Sparda-Bank bei Preisverleihung am 8. Oktober auf großer Bühne vor vielen Zuhörern und trug seinen Text vor. Die Jury weiß um die besondere Aufgabe für Schüler, so bereitete dort eine Hörfunksprecherin von hr2 die Kinder und Jugendlichen auf die Lesung vor: „Wir haben Lockerungs- und Sprechübungen gemacht. Auf der Bühne war ich trotzdem sehr aufgeregt. Aber als ich anfing zu lesen, wurde es langsam besser.“

Das Preisgeld von 200 Euro möchte Tyrese für etwas Größeres sparen, für was genau, das weiß er noch nicht. Feststeht für Fachbereichsleiter Peter Malz, der Tyrese gratulierte, aber eines: Dass Tyrese sein Talent weiter nutzen solle, denn gut schreiben zu können sei eine Gabe.

Eine außergewöhnliche Freundschaft 

„Oh Mann, schon wieder eine Vier in Mathe", dachte ich auf dem Weg zum Bus. „Da wird mein Vater gar nicht begeistert sein." Schon bei dem Gedanken an sein wütendes Gesicht wurde mir ganz übel zumute. 

Heute kam auch der Bus mal wieder zu spät und war total überfüllt. Das machte das Ganze auch nicht besser. Als ich endlich bei meiner Station ankam, war ich heilfroh darüber, endlich aus dem Bus rauszukommen. 

Zu Hause angekommen, verkroch ich mich erstmal in mein Zimmer. Zum Glück war mein Vater noch nicht von der Arbeit zurück. „Och nee, jetzt auch noch zwei Seiten Erdkunde-Hausaufgaben", sagte ich vor mich hin. Als ich endlich mit den Aufgaben fertig und Experte über deutsche Gebirge war, hörte ich, wie die Haustür aufgeschlossen wurde. Zuerst dachte ich, dass es mein Vater sei, aber es stellte sich heraus, dass meine Mutter nach Hause gekommen war. „Hallo, mein Schatz, bist du bereit fürs Training? Komm schnell runter, wir sind schon spät dran!" 

Das hatte ich ja ganz vergessen. Heute war Donnerstag und Basketballtraining. So schnell es ging, zog ich mich um und schnappte noch schnell die Trainingstasche aus der Ecke. Meine Mutter wollte noch einkaufen gehen und setzte mich vor der Trainingshalle ab. Als ich darauf zuging, bemerkte ich einen gelben Zettel an der großen Glastür. TRAINING FÄLLT HEUTE WEGEN KRANKHEIT AUS, stand darauf. „Jetzt kann der Tag nicht mehr schlimmer werden", dachte ich entnervt und ließ mich auf die Treppenstufen fallen. Meine Mutter würde erst in eineinhalb Stunden wieder auftauchen und mein Handy lag natürlich noch zu Hause. Das hatte ich in der Eile ganz vergessen. 

Plötzlich hörte ich das gleichmäßige Dribbeln eines Basketballes hinter der Halle. Neugierig ging ich um die Halle herum, um zu schauen, wer da spielte. Ich sah einen ungefähr zwanzigjährigen jungen Mann mit dem Ball Körbe werfen. Einer nach dem anderen gingen genau in den Korb. Das war aber nicht das Sonderbarste daran. Der Mann saß in einem Rollstuhl und bewegte sich damit auf dem Platz. 

„Hey, hast du Lust, ein paar Körbe zu werfen? Ist ja heute nix los hier", rief er mir zu. „Gar keine schlechte Idee, um die Zeit zu vertreiben", dachte ich und ging zu dem jungen Mann aufs Spielfeld. Er begrüßte mich ganz gechillt mit einem Handschlag und grinste mich dabei an. „Ich heiße übrigens Derrick, und du bist?" fragte er mich. „Tyrese", antwortete ich. Er passte mir den Ball und sagte, dass ich werfen solle. Ich warf den Ball und er prallte direkt vom Ring wieder ab. „Du musst ihn am besten so werfen", sagte Derrick und zeigte mir mit dem Ball, wie es geht. Wir passten uns mehrmals zu und ich stellte fest, dass er ein ziemlicher Profi zu sein schien. Ich war überrascht, wie schnell er sich trotz des Rollstuhls auf dem Platz bewegen konnte, und die ganze Zeit hatte er ein fröhliches Lächeln in seinem Gesicht. Seine Tipps halfen mir richtig weiter und ich wurde im Laufe des Spiels immer besser. 

Als wir kurz Pause machten, fragte ich ihn, wo er so gut spielen gelernt habe. Derrick wurde kurz still, aber dann erzählte er mir, dass er noch vor einem Jahr in einer großen Mannschaft in der NBA gespielt hatte. Ich fragte ihn, was passiert sei. und erfuhr, dass er einen schlimmen Autounfall gehabt hatte und seitdem im Rollstuhl saß „Heute ist mein erster Tag als Trainer hier und ich war schon ganz enttäuscht, dass niemand da ist", meinte er. „Jetzt erkläre ich dir mal, wie man einen ordentlichen Jump-Shot macht." In diesem Moment sah ich das Auto meiner Mutter um die Ecke auf den Parkplatz biegen. „Wollen wir uns morgen wieder hier treffen?", fragte ich Derrick schnell. „Klar, machen wir", antwortete er mir und gab mir zum Abschied noch einen Handschlag. 

„Na, hast du jetzt bessere Laune als vorhin?", empfing mich meiner Mutter lachend. Als ich im braunen Mini meiner Mutter saß, erzählte ich ihr von Derrick und was ihm widerfahren war. Auf einmal kamen mir schlechte Noten oder ein zu voller Bus gar nicht mehr so schlimm vor. 

Die nächsten Wochen trainierte ich fleißig mit Derrick und wurde schnell zu einem richtig guten Basketballspieler. Und wir beide wurden gute Freunde. Nach einem Jahr harten Trainings hatten wir ein Testspiel, bei dem ein Scout der NBA auf mich aufmerksam wurde. Zwei Wochen später erhielt ich eine Einladung der Lakers für ein Testspiel in Los Angeles, Mein bester Freund Derrick begleitete mich auf meinem Flug nach Los Angeles und zusammen freuten wir uns über diese riesige Chance.

Tyrese Milde

tyressfreundscha az


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