Przewalski-Pferde gehen auf große Reise

Großauheim
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Im September 2009 wurde eine kleine Herde Przewalski-Pferde im Fauna-Flora-Habitat Campo Pond in Hanauer Stadtteil Großauheim angesiedelt.



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Hier kamen 2015 auch die beiden Stutfohlen Pepper und Priska zur Welt, die jetzt ihre große Reise in die Freiheit antreten: Sie sind vom Europäischen Erhaltungszucht Programm (EEP) für die Auswilderung in der West-Mongolei, dem Ursprungsgebiet der Przewalski-Pferde, vorgesehen. Nach einer Übergangsphase in einem Außengelände des Prager Zoos, sollen die Tiere im Sommer 2020 zu den über 240 in einem Nationalpark freilebenden Przewalski-Pferden entlassen werden.

"Die Tatsache, dass Przewalski-Pferde in ihrem ehemaligen Lebensraum wieder heimisch geworden sind und sich dort auch vermehren, gehört zu den großen Erfolgsgeschichten der Artenschutzbemühungen des EEP. Die Stadt Hanau, der Bundesforstbetrieb und die Deutsche Bahn haben einen kleinen Anteil an dieser Erfolgsgeschichte der Zoologischen Tiergärten", freut sich Christoph Goebel, Leiter des Bundesforstbetriebs Schwarzenborn, der für die Haltung der Tiere verantwortlich zeichnet. "Die Visionen, die Oberbürgermeister Claus Kaminsky und wir damals hatten, haben sich erfüllt. Wir sind Teil internationaler Bemühungen um die erfolgreiche Wiederansiedlung der Wildpferde in der Mongolei", fasst Goebel zusammen. Auch aus diesem Grund sei das Projekt ‚Campo Pond‘ 2016 als UN-Dekade Biologische Vielfalt durch die Umweltministerinnen Barbara Hendricks (Bund) und Priska Hinz (Hessen) ausgezeichnet worden. "Der Bundesforstbetrieb Schwarzenborn und die Stadt Hanau leisten hier in Hessen bereits über viele Jahre schon hervorragende Arbeit für den weltweiten Artenschutz. Ich freue mich sehr, dass die beiden Przewalski-Pferde Priska und Pepper, die hier in Hessen geboren sind, nun in ihrer ursprünglichen Heimat im Takhin Tal ausgewildert und dort zur Steigerung der Population beitragen werden", kommentiert Umweltministerin Priska Hinz den Umzug der beiden Hanauer Stuten.

Auch Oberbürgermeister Claus Kaminsky ist angetan von der Vorstellung, dass die beiden "waschechten Hanauerinnen" zukünftig in der Mongolei leben werden. "Ich freue mich mit allen Beteiligten aus Hanau und dem Bundesforstbetrieb, dass die viele Arbeit, die in das Projekt gesteckt wurde, nun Früchte trägt und dass die Unterstützung und Hoffnung von so vielen Menschen, die das Projekt kennen, jetzt auch einen greifbaren Erfolg hat", sagte der OB. "Wir unterstützen das Przewalski-Projekt in Hanau seit zehn Jahren mit großem Engagement und sehen mit Freude wie es wächst, gedeiht und in Folge auch auf andere Kommunen ausgeweitet wurde."

Die Auswilderung von Pepper und Priska wurde von langer Hand vorbereitet: Bereits seit Oktober 2018 standen der Bundesforstbetrieb, die betreuenden Tierärztinnen des Zoos Frankfurt und der Prager Zoo in engem Kontakt. Dabei stand der gesundheitliche Zustand und der Impfstatus der Stuten sowie Blut- und Genuntersuchungen im Fokus. Nachdem alle Ergebnisse positiv waren, wurde die Auswilderung eingeleitet: "Im Moment befinden sich die beiden Stuten auf dem Weg in den Prager Zoo", erläutert Goebel. "Hier erfolgen letzte Untersuchungen und die beiden Stuten lernen die anderen Pferde kennen, die mit ihnen zur Auswilderung vorgesehen sind." Von Prag aus gehe es dann mit einem Transportflugzeug der tschechischen Luftwaffe nach Bulgan Sum, einer Provinzstadt im Norden der Mongolei. "Mit einem LKW werden die Pferde dann in das Takhin Tal, ein Teil des streng geschützten Nationalparks Great Gobi, transportiert", berichtet Goebel.

Im Takhin Tal (Takhi ist die mongolische Bezeichnung für das Przewalski-Pferd) werden die Tiere zunächst für ein Jahr in einem weitläufigen Gehege gehalten, um sicherzustellen, dass sie sich gut an das neue Klima sowie das dortige Futterangebot gewöhnen. Im Sommer 2020 sei geplant sie zu den über 240 im Nationalpark freilebenden Przewalski-Pferden zu entlassen. "Jedoch auch in den Wochen nach der Freilassung wird die Gruppe der Neuankömmlinge noch engmaschig durch die örtlichen Ranger beobachtet, bis sich alle Wildpferde definitiv an ihre neue Freiheit gewöhnt haben", weiß Goebel.

Hintergrund

Seit 1970 sind Przewalskis in der freien Wildbahn ausgestorbene. Es waren nur noch wenige Exemplare in Zoogehegen vorhanden, doch dort konnte wegen des knapp bemessenen Platzes kein überlebensfähiger Bestand aufgebaut werden. So suchten die Tiergärten und die für die Erhaltung vom Aussterben bedrohter Tierarten zuständige Institution EEP (Europäisches Erhaltungszucht Programm) verfügbare Flächen für die in den Zoos gezüchteten Przewalski-Pferde. Mit diesem Anliegen trat der Münchner Zoo Hellabrunn an die Untere Naturschutzbehörde der Stadt Hanau heran und fragte nach, ob der ehemalige US-Army-Truppenübungsplatz Campo Pond als Semi-Reservat zur Verfügung stünde.

Schnell waren die Stadt Hanau, der Bundesforstbetrieb Schwarzenborn, dem Eigentümer des Konversionsgelände Campo Pond, die Naturschutzbehörde und das Umweltzentrum von der Idee begeistert und im September 2010 kamen die ersten Przewalski-Pferde aus dem Hellabrunner Zoo auf Campo Pond an. Hier sollten die Wildpferde die wertvollen Magerrasenflächen durch Beweidung pflegen und gleichzeitig für eine mögliche Auswilderung in ihrer ursprünglichen Heimat vorbereitet werden. Auch die Deutsche Bahn ist ein starker Partner im Artenschutzprojekt "Campo Pond": Die Pflege und Entwicklung des als NATURA 2000 Gebiet ausgewiesenen Geländes durch die Przewalski-Pferde sowie viele weitere Schutzmaßnahmen für gefährdete Pflanzen- und Tierarten werden durch die Bahn finanziert und sind Teil des Ausgleichskonzeptes für die DB-Neubaustrecke zwischen Frankfurt und Mannheim. Die Bahn trägt so einen großen Teil zur Biodiversität im Wildpferde-Projekt bei.

"Das Projekt nahm eine solch positive Entwicklung und wurde so begeistert von der Hanauer Bürgerschaft aufgenommen, dass schnell weitere Flächen der BImA in Mittel- und Südhessen für Wildpferde-Projekte zur Verfügung gestellt wurden", erinnert sich Bundesförster Goebel. Die Flächen des Bundesforstbetriebs seien damit ein wichtiger Bestandteil des Arterhaltungsprojekts geworden. "Aufgrund der Kompetenz der Beteiligten, durfte auf den Flächen ab 2013 auch gezüchtet werden. Die ersten Fohlen wurden 2014 in Hanau geboren", berichtet Goebel. Die Anzahl der Tiere sei so allmählich von den anfänglichen fünf auf heute 42 Przewalski-Pferde in den Gehegen in Hanau, Gießen, Babenhausen und Aschaffenburg gestiegen. "Weitere Gehege sind in Erlensee sowie Münster-Dieburg in Planung", so Goebel.

Es seien nun Umstellungen von Wildpferden aus den anderen Projektflächen nach Campo Pond geplant, da der Pferde-Bestand wieder aufgefüllt werden soll, berichtet Goebel. "Vielleicht werden wir Fury wieder nach Hanau holen", meint Goebel. Der Hengst war aus Zuchtgründen vor drei Jahren nach Gießen gebracht worden. Nun darf er sich wohl auf eine Heimkehr nach Campo Pond freuen.

Foto: Die beiden Przewalski-Stuten werden in der Mongolei ausgewildert. Fotos: Umweltzentrum Hanau


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