Spur 135 führte zum Täter

Hanau
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Der Leiter der DNA-Abteilung des Hessischen Landeskriminalamtes (HLKA), Dr. Harald Schneider, gilt als DER EXPERTE auf dem Gebiet der DNA-Analyse.



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Der Molekularbiologe beeindruckte seine Zuhörerschaft an der Hohen Landesschule (HOLA) durch einen spannenden Vortrag über sein Fachgebiet. „Ein Verbrechen lohnt sich nicht!“, sagt der Mann, der sich täglich mit der Aufklärung von Gewaltverbrechen von zum Teil unvorstellbarer Grausamkeit befasst. Für Schneiders These sprechen beeindruckende Zahlen: Unter seiner Leitung wurden in den vergangenen knapp 30 Jahren etwa 500 Tötungsdelikte und ca. 4000 Sexualverbrechen mit Hilfe einer Methode aufgeklärt, die ihren Ursprung in den neunzehnhundertachtziger Jahren hatte. Zur damaligen Zeit vollzog sich mit der erstmaligen Anwendung der revolutionären Technik, die gemeinhin unter der Bezeichnung „genetischer Fingerabdruck“ bekannt ist, die vermutlich bedeutendste Entwicklung in der Kriminalwissenschaft. Ständig weiterentwickelt ist dieses Verfahren heute eine der wirksamsten Waffen im Arsenal forensischer Wissenschaftler.

„Das Ziel der Untersuchungsmethode ist es, individuelle Unterschiede in der Erbinformation sichtbar zu machen“, so der Kriminalwissenschaftler. Auch wenn der Körper eines Menschen aus Billionen von Zellen mit unterschiedlichsten Funktionen besteht, so ist die DNA, die sich -wie die Nuss in ihrer Schale- im Kern einer jeden Zelle befindet, in jeder dieser gleich. Die Methode erlaubt eine Vergleichbarkeit von jeglichem biologischen Spurenmaterial, wie es in dieser Dimension in der Vergangenheit nicht möglich war. Konnten in früheren Zeiten Blut-, Haut-, Haar- oder Spermaspuren eines Tatorts nicht direkt miteinander verglichen werden, so ist man heute in der Lage, personenbezogen einheitliche DNA-Profile aus jeder dieser Spuren zu erstellen. Dazu folgt der Ablauf der Untersuchung einem strengen Protokoll: Spurensuche, DNA-Extraktion, DNA-Vervielfältigung, Analyse und Vergleich des DNA-Musters mit Referenzproben. Sollte die oder der Verdächtige nicht als Spurenverursacher in Betracht kommen, so hilft in bestimmten Fällen ein Blick in die DNA-Analyse-Datei des Bundeskriminalamtes, in der z.Z. die DNA-Profile von etwa 1,3 Millionen bekannten Straftätern oder Tatortspuren unbekannter Personen gespeichert sind.

Seinen Zuhörern im voll besetzten Philipp-Ludwig-Forum der Hohen Landesschule vermittelte Schneider ein Bild seiner Arbeit, das erschreckend und faszinierend zugleich ist und ganz im Gegensatz zu dem steht, was man sich gemeinhin von einem Kriminalwissenschaftler nach der Betrachtung eines Sonntagabendkrimis macht. Als fachlich absolutes Ass, eloquent und bodenständig ist der Mann zu beschreiben, der von sich selbst auf die Frage, wie er mit all der Brutalität und dem Leid umgeht, sagt: „Angst vor Repressalien derjenigen, die wir hinter Gitter bringen, habe ich nicht. Ich bin grundsätzlich kein ängstlicher Mensch. Das, was ich mache, tue ich gerne und aus Überzeugung. Allerdings nimmt man besondere Fälle gedanklich auch mit nach Hause und manchmal überspiele ich dann die Dinge.“

Besondere Fälle findet man in der Statistik in einer stattlichen Anzahl. Unter Schneiders Leitung hat die Verwendung der DNA-Analyse im Bundesland Hessen ganz wesentlich zur Aufklärung zahlreicher Kapitalverbrechen beigetragen. Beispielhaft sind die -auch bundesweit bekannt gewordenen- Fälle des Sexualmordes an der zweijährigen Elora McKemy (1994), der sechsfache Raubmord in einem Frankfurter Bordell (1996), die Entführung und Ermordung des Frankfurter Geschäftsmanns Jakub Fiszman (1998) und die Identifizierung des sog. „Brummi-Serienmörders“ (2007) zu nennen. Gerade im Raum Hanau hat der Fall Sabine Steffen aus dem Jahr 1989 für Aufsehen gesorgt, den Schneider in Zusammenarbeit mit dem Hanauer Kriminalhauptkommissar Karl-Heinz Mönch, der an dem Vortragsabend ebenso wie Schulleiterin Sabine Schaetzke unter den Anwesenden war, aufklären konnte. Schneider und Mönch waren genau 11 Jahre nach dem Mord dank neuester Entwicklungen und akribischer Kleinstarbeit in der Lage, die Spur 135 eindeutig dem Täter Jürgen K. zuzuordnen, der die 20-Jährige im Pedro-Jung Park brutal vergewaltigt und erschlagen hatte.

Mit einem Ausblick auf sich anbahnende bzw. bereits realisierte Innovationen und deren Bedeutung im Bereich der Kriminaltechnik, wie digitale 3D-Tatortaufnahmen, hochmoderne, immer schneller und kompakter werdende DNA-Analysegeräte sowie die neuen Möglichkeiten der Merkmalsbestimmung, beschloss der LKA-Experte den inhaltlichen Teil seines Vortrags, um anschließend der Beantwortung zahlreicher Fragen der anwesenden Schülerinnen und Schüler Raum zu geben. „Die Tätigkeit könnte ich mir für mich auch vorstellen“ oder „absolut phänomenal“ resümierten Schülerinnen und Schüler nach der Veranstaltung, die faszinierende Einblicke in das nicht alltägliche Arbeitsfeld der Kriminaltechnik/ Kriminalbiologie bot.

Foto: Dr. Harald Schneider im voll besetzten Philipp-Ludwig-Forum der Hohen Landesschule.

Foto: Der Leiter der DNA-Abteilung des Hessischen Landeskriminalamtes (HLKA), Dr. Harald Schneider.


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