Rehbein-Schule hat den Mond fest im Blick

Hanau
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Die Mondlandung vor 50 Jahren kennen die meisten Zeitgenossen nur aus dem Geschichtsbuch.



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Grund genug für die Physik-Fachschaft der Karl-Rehbein-Schule Hanau (KRS), sich einmal mit diesem damals wie heute weltbewegenden Ereignis genauer auseinanderzusetzen. 170 Schüler und Schülerinnen der Einführungsphase der Oberstufe beschäftigten sich einen ganzen Schultag lang mit dieser Thematik. In den 13 Gruppen, die die Physik-Lehrer und -/Lehrerinnen wie auch zwei Geschichtslehrer anboten und in die sich die Schüler zuvor eingewählt hatten, wurden die unterschiedlichsten Aspekte beleuchtet.

So etwa die Anfänge der Raumfahrt, die im Oktober 1957 mit dem ersten Satelliten der damaligen Sowjetunion begann, was bei den USA den sogenannten „Sputnik-Schock“ auslöste und letztlich zu einem Wettlauf um die Eroberung des Weltraums führte, über den Raketenbau bis hin zur Apollo-11-Mission, die am 21. Juli 1969 Neil Armstrong und Edwin Aldrin als erste Menschen auf den Mond führte. „Zwei Gruppen kümmern sich um die damals verfügbaren Computer, deren Rechenleistung von heute existierenden besseren Taschenrechnern oder gar Smartphones mühelos übertroffen wird“, stellte Christiane Alsheimer, Fachbereichsleiterin des naturwissenschaftlichen Bereichs, fest.

Lange Zeit unbekannt war, dass die Arbeit der Computer durch die Rechnungen von afroamerikanischen Frauen mit Papier und Bleistift ergänzt wurden, die erst kürzlich durch den Film „Hidden Figures“ ins Rampenlicht der Öffentlichkeit kamen. „Auch der geschichtliche Hintergrund der sich im Kalten Krieg befindlichen und um den Weltraum wetteifernden Supermächte verdient es, beleuchtet zu werden“, stellten die Geschichtslehrer Dr. Boris Hogenmüller und Christoph Schmidt in ihren Projekten vor. Nur so lasse sich verstehen, wie es den USA gelingen konnte, nach der denkwürdigen Ankündigung von Präsident Kennedy im Mai 1961 innerhalb von neun Jahren in einem milliardenschweren Programm den Mond zu betreten.

Eine weitere Gruppe befasste sich mit Leben und Wirken von Wernher von Braun, dem Konstrukteur der Saturn-V-Rakete, die Apollo zum Mond beförderte, aber auch mit seinen Verstrickungen im Nazi-Regime während des Zweiten Weltkriegs. „Auch die Physik kommt nicht zu kurz“, ergänzte der stellvertretende Schulleiter Robert Schnabel. Während sich die eine Gruppe die Grundlagen der Antriebstechnik der Saturn-V erarbeitete und zu verstehen versuchte, warum es mit einer einzigen Raketenstufe nicht gelingen konnte, die zum Verlassen des irdischen Gravitationsfeldes erforderliche Fluchtgeschwindigkeit von 11,2 Kilometer pro Sekunde zu erreichen, experimentierte eine andere im Schlossgarten mit einer mit Wasser und Druckluft gefüllten Kunststoffrakete. „Das Prinzip ist immer das Gleiche: Materie (heißes Gas bei der Saturn-V, Wasser bei der Spielzeugrakete) wird mit hoher Geschwindigkeit ausgestoßen und sorgt für den nötigen Schub.“ Dass bei der Saturn-V allein in der 1. Raketenstufe innerhalb von nur 2,5 Minuten 2150 Tonnen Kerosin verbrannt werden und in dieser Zeit die gesamte 110 Meter hohe und 2800 Tonnen schwere Rakete in eine Höhe von 67 Kilometern katapultiert wird, verursacht auch heute noch ungläubiges Staunen.

Doch nicht bei jedem, wie verschiedene Meldungen beweisen, die durch das Internet geistern und die Mondlandung für „fake news“ eines in Hollywood clever gedrehten Filmes erachten. Auch damit setzten sich Gruppen auseinander und konnten diese irrige Meinung am Ende eindeutig widerlegen. Zum einen durch das überzeugende Argument, das der Wissenschaftsredakteur Harald Lesch in einer seiner Sendungen vorbrachte: Wenn die Mondlandung wirklich nicht stattgefunden hätte, dann hätten die Kommunistische Partei der Sowjetunion, ihr Geheimdienst KGB und die amerikanische Regierung unter einer Decke stecken müssen, denn die sowjetischen Wissenschaftler konnten damals genau mittels Peilung feststellen, woher die Funksprüche der Apollo-Kapsel kamen, und hätten natürlich die Meldung zu ihren Gunsten verwendet, wenn sie nicht vom Mond gekommen wäre.

Und zum anderen ist Hanau selbst Zeuge und Garant für die Mondlandung. Denn wie zwei Tage vor dem Rehbein-Projekt der örtlichen Presse zu entnehmen war, hat das Hanauer Unternehmen Heraeus die Prismen-Spiegel aus Quarzglas gefertigt, die auch heute noch auf der Mondoberfläche stehen und zum Mond geschickte Laser-Strahlen zur Erde zurück reflektieren und so eine metergenaue Abstandsmessung Erde – Mond erlauben.

Die ertragreichen Projekte am Vormittag erfuhren am Abend desselben Tages noch eine spektakuläre Steigerung: den Organisatoren war es gelungen, mit Emil Bergmann aus Dreieich einen passionierten Amateurfunker zu gewinnen, der eine imposante Antennenanlage im Rehbein-Schulhof aufbaute. „Damit funken wir den im Südwesten stehenden Mond an und erhalten nach 2,5 Sekunden das von ihm reflektierte Signal“, so Herbert Bahr, Mitorganisator und mit Jochen Nimbler Vermittler dieses Kontakts. „Dann lauschen wir, ob in der weltweiten Community der Amateurfunker unser Signal aufgefangen und beantwortet wird“, ergänzte Emil Bergmann. Und tatsächlich zahlten sich Geduld und Ausdauer aus: nach einiger Zeit kamen Antworten aus Bulgarien und England, die ebenfalls den Weg von ihrem jeweiligen Standort über den Mond nach Hanau genommen hatten und nach unglaublichen 800.000 Kilometern als schwaches Signal Hanau erreichten.

Das Projekt „Mondlandung / Raumfahrt“ erfährt eine weitere Fortsetzung am 23.Mai 2019. Dann wird um 19 Uhr im Schlossgartensaal der Rehbein-Schule in einer öffentlichen Veranstaltung Hartmut Lux vom Physikalischen Verein Frankfurt den Blick nach vorne richten und über die Raumfahrt der Zukunft referieren. Wie Fernseh- und Pressemeldungen zu entnehmen ist, könnte die nächste Mondlandung schon sehr bald bevorstehen. „Die Rehbein-Schüler werden jedenfalls mit großem Interesse dabei sein“, ist sich Schulleiter Jürgen Scheuermann sicher.

Foto: Die Fachschaft Physik der Karl-Rehbein-Schule Hanau freut sich über das gelungene Experiment, den Mond per Funksignale erreicht zu haben und darüber hinaus eine Antwort aus Bulgarien und England bekommen zu haben. Foto: KRS


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