Kann Angeln helfen, in Deutschland anzukommen?

Hanau
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Kann Angeln helfen, in Deutschland anzukommen? Sich vom Fremdheitsgefühl zu lösen?



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Für den Buchautor und politischen Redakteur Viktor Funk war es so. Das Angeln habe ihm beim Abbau von Spannungen geholfen, erzählt der 32-Jährige, der 1990 als Kind mit seinen Eltern aus Kasachstan nach Deutschland migrierte, der Klasse 11GE der Otto-Hahn-Schule. Die Begegnung mit dem Autor fand am 18. Februar als Eröffnungsveranstaltung einer fünfteiligen Lesereihe zum Jahrestag des Attentats statt. Moderiert wurde die 90-minütige Videokonferenz von der Hanauer Publizistin und Hochschuldozentin Canan Topçu.

Zum Zeitpunkt seiner Ankunft sei Deutschland noch ganz anders gewesen, stellt Funk fest. „Wenn ich mich so umschaue, seid ihr eine ganz multikulturelle Klasse“, sagt Funk, „und das ist toll. In meiner Klasse gab es zwei Kinder aus Einwandererfamilien.“ Drei Textstellen aus seinem autobiografisch geprägten Roman „Mein Leben in Deutschland begann mit einem Stück Bienenstich“ (2017) boten Anknüpfungspunkte für Gespräche mit Topçu und den Schüler*innen. Der Bienenstich, der seinem Roman den Titel verlieh, war das erste, was Funk in seiner noch so fremden Heimat zu essen bekam: In diesem „besten Kuchen der Welt“ manifestierte sich die Verheißung des Neuen. Topçu, die selbst in den 1970er-Jahren als Gastarbeiterkind nach Deutschland gekommen war, kannte diese Erfahrung des neuen Landes, die in Gerüchen, Geschmäckern und neuen Wörtern Form annahmen und die den Verlust des Vertrauten begleiteten. Doch auch diese Erfahrung eint Topçu und Funk: das Erleben von Ausgeschlossen-Sein, von Nicht-Dazugehören – ganz besonders in der Schule. Umso wichtiger war es, einen Freund oder eine Freundin zu haben und auch einen Lehrer und eine Lehrerin, die das Talent erkannte und förderte.

Nach einem regen Austausch in der digitalen Runde gab Topçu schließlich den Elftklässlern eine Botschaft mit auf den Weg. „So schmerzhaft es ist, wenn man Zuschreibungen, Ausgrenzung und Rassismus erfährt, so ist es aber auch wichtig, sich nicht unterkriegen zu lassen. Am Ende entscheide immer noch ich, ob ich dazugehöre.“ Finanziert wurde die Veranstaltung, wie auch drei weitere der insgesamt fünf AutorInnen-Gespräche, von der DEXT Fachstelle Hanau.

 


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