Otto-Hahn-Schule: Bundesweiter Vorlesetag

Hanau
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Der Bundesweite Vorlesetag 2023 wurde in der Bibliothek der Otto-Hahn-Schule gleich mit zwei Lesungen gefeiert.



Den Anfang machte die schulische „Courage“-Patin Canan Topcu, die auf Einladung von Bibliothekslehrerin Dagmar Hofmann Schülerinnen und Schüler der Intensivklasse 1 (IK1) besuchte. Die erfolgreiche Journalistin, Buchautorin und Hochschuldozentin teilt mit den Jugendlichen die Erfahrung, nicht in Deutschland geboren zu sein: Fast auf den Tag genau 50 Jahre ist es her, dass die im türkischen Bursa geborene Canan Topcu im Grundschulalter nach Deutschland gekommen war. Dass der Neuanfang in einem anderen Kultur- und Sprachraum zu eheblichen Ängsten und Schwierigkeiten führen kann, weiß die Autorin so gut wie ihr aus Bosnien, Syrien, Thailand oder der Ukraine stammendes junges Publikum. Kurze Textausschnitte, in denen Canan Topcu auf ihre Schulzeit zurückblickt und schmerzliche Erlebnisse von Sprachlosigkeit und Ausgeschlossen-Sein reflektiert, bildeten den Ausgangspunkt für intensive Gespräche mit den sichtlich bewegten Jugendlichen. Die Autorin ermunterte die Schülerinnen und Schüler, die Hindernisse zu überwinden. „Der Weg führt über das Deutsch-Lernen“, sagte die studierte Germanistin und empfahl, viel zu lesen. Ihr sei bewusst, dass man manchmal Geduld mit sich braucht, aber auch Ehrgeiz und Mut. „Auch wenn es schwerfällt: Man muss seine Wünsche äußern und auf andere zugehen.“ Die Schul-Patin bot an, in Kontakt zu bleiben, individuell ebenso wie mit der Gruppe, und ein Folgetermin wurde für April vereinbart. Bis dahin werden die Jugendlichen mit Sicherheit noch mehr Deutsch gelernt und sich vielleicht auch im Schulalltag mehr getraut haben: sich im Regelunterricht zu Wort zu melden oder in der Pause eine fremde Mitschülerin anzusprechen. Und vielleicht wird der eine oder die andere dem Vorbild Canan Topcus folgen und die eigenen Erlebnisse aufschreiben.

Die zweite Lesung fand am nächsten Tag statt: Dieses Mal waren der Autor Robert Hammer mit seinem Illustrator Patrick Simon gekommen, um den Klassen 7Ge und 8Hb mit den jeweiligen Deutschlehrerinnen Anna Bös und Sabrina Jung vorzulesen und über das Geschichten-Erfinden und Bücher-Machen zu sprechen. Der aus Hanau stammende Autor Hammer überließ das Vorlesen seinem Illustrator Simon, der eine Passage aus „Adam Ethan – Leben auf großem Fuß“ gewählt hatte. In der Szene verlässt der jugendliche Romanheld Adam seine Mutter, um den für lange Zeit totgeglaubten Vater ausfindig zu machen. Per Anhalter reist der Fünfzehnjährige durch die USA, gerät dabei in brenzlige Situationen und findet tatsächlich das heruntergekommene Haus seines Vaters: Dieser empfängt den unbekannten Sohn jedoch mit einem Gewehr im Anschlag. Die Szene stammt aus der Mitte des Buchs: Wie es weitergeht, wird nicht verraten. Wie man dazu kommt, ein Buch zu schreiben, wollten die Schülerinnen und Schüler wissen, und ob sich damit Geld verdienen lässt. Auch wie man Charaktere entwickelt, wurde gefragt, und wie die Illustrationen zum Buch entstehen. Dabei wurde deutlich, dass der Schriftsteller und der Illustrator schon kooperieren, bevor das Buch zu Ende geschrieben ist. Auf diese Weise hat auch Simon Einfluss auf die Handlung. Am Ende zeigte der talentierte Illustrator sein Können live an der Flipchart. Mit beeindruckender Schnelligkeit entstanden lebendige Charaktere, die aus Geschichten stammen, die die Schülerinnen und Schüler selbst entwickelt haben.

Marianne Merle und Dagmar Hofmann bedankten sich sehr herzlich bei den Gästen und versprachen: „Dies waren nicht die einzigen Lesungen im laufenden Schuljahr. Die Bibliothek der Otto bleibt auch in den nächsten Monaten ein Ort der Begegnung mit Kulturschaffenden.“

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