Windkraftgegner schreiben Umweltministerin Priska Hinz (Grüne)

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Nach einem Waldspaziergang der hessischen Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) bei Marjoß im Naturpark Spessart am 20. Juli 2017 erhält sie nun einen Offenen Brief von Rolf Zimmermann und Heinz Josef Prehler, die sich gegen den Bau von Windrädern in der Region aussprechen.



"Sehr geehrte Frau Ministerin, anlässlich der Verabschiedung der Forstbetriebsplanung für den Staatswald Jossgrund am 20. Juli hatten Sie Gelegenheit, die Schönheit, die Ruhe und den Frieden bei uns im Naturpark Spessart zu erahnen. Wir sind gemeinsam ein Stück im größten zusammenhängenden Mischwaldgebiet Deutschlands gewandert. Wir hörten mit großem Interesse den Ausführungen der verantwortlichen Förster zur Bewirtschaftung, zum Naturschutz und zum Schutz von Flora und Fauna zu. Wir wurden informiert über die vielen Aufgaben, welche heute der Wald zu erfüllen hat. Der Wald hat Schutzleistungen, welche für uns Menschen außerordentlich wichtig sind: er dient der Regulierung des Klimas, er reinigt unsere Luft, er verhindert zerstörende Bodenerosion, er dient als Wind- und als Lärmschutz, er ist ein natürlicher Wasserspeicher und dient der Trinkwasserversorgung.

Nicht zuletzt dient er der Erholung der Menschen. Die gut ausgebauten Wanderwege und das Mountainbike-Netz ziehen viele Erholungssuchende aus den urbanen Gegenden Hessens und darüber hinaus an. Zusätzlich hat der Naturpark Spessart  für die Gesundheitsstandorte Bad Orb und Bad Soden-Salmünster sowie für die touristischen Betriebe im Spessart eine existentiell wichtige wirtschaftliche Bedeutung. Eine persönliche Erfahrung konnten Sie anlässlich Ihres Besuches machen. Die Betreiberin der weit über die lokalen Grenzen hinaus bekannten Waldschänke „Bayrische Schanz“ überreichte Ihnen einen Appell, den Naturpark von Windkraftanlagen freizuhalten. Die Bayrische Schanz liegt auf der bayrischen Seite des Spessarts, würde jedoch von potentiell in Aussicht genommenen WKA-Standorten auf hessischer Seite beschattet und belärmt. Die Familie fürchtet gemeinsam mit ihren Angestellten um ihre Existenz.

Die erwähnten privaten Gesundheitsstandorte leiden immer noch unter den für sie ruinösen Gesundheitsreformen der 90er Jahre. Viele Kurbetriebe schlossen, die Städte sind stark verschuldet. Die letzten Jahre lassen wieder hoffen. Jedoch wissen wir, dass der Weg zur Besserung nur gelingt, wenn alle vorhandenen Ressourcen ohne Abstriche genutzt werden können. Eine maßgebliche Voraussetzung zur erfolgreichen Weiterführung dieses Weges ist unsere von Industrieanlagen unzerstörte Natur. Die Übernachtungszahlen des Luftkurortes Ulrichstein im Vogelsberg reduzierten sich nach dem Bau zahlreicher WKA in seiner Umgebung von ca. 100 Tausend im Jahr 1993 auf ca. 10 Tausend 2015. Vergleichbare Gemeinden im Vogelsberg, unbelastet von WKA, konnten das Niveau ihrer  Übernachtungszahlen halten.

Mit Unverständnis müssen wir deshalb zur Kenntnis nehmen, dass unsere Einwände, welche sich  auf die lokalen Nachteile beziehen, bei Ihnen kein Verständnis finden. Immer wieder hörten wir die Hinweise auf Atomkraftwerke und Klimawandel. Weder die Abschaltung der Atomkraftwerke wird von uns in Frage gestellt noch argumentieren wir gegen einen Klimawandel. Die Abschaltung der Atomkraftwerke ist gesetzlich geregelt. Die Maßnahmen zum Klimaschutz können nur durch weltweit abgestimmte Maßnahmen funktionieren. Das EEG-Gesetz hat bisher nicht zur Reduzierung des Kohlendioxidausstoßes in Deutschland geführt. Dagegen steht, wie gerade Sie am besten wissen, u. a. das Europäische Zertifizierungssystem zur CO₂-Freisetzung. Die Einsparung von CO₂ durch die im Betrieb befindlichen über 27.000 WKA in Deutschland könnten bereits durch Einsparung von acht Prozent Kraftstoffen kompensiert werden. Dafür trägt diese riesige Zahl an WKA nur einen Beitrag von 2,3 Prozent zur Primär-Energieerzeugung in Deutschland bei.

Wir leisten uns zwei parallele Stromversorgungssysteme. Eines mit regenerativen Energiequellen, welches jedoch stark von Wind und Sonne abhängt, aber keinen bedarfsgerechten Strom liefern kann. Deshalb benötigen wir auch in Zukunft die Absicherung mittels verlässlicher grundlastfähiger Kraftwerke. Das Ergebnis ist, dass die deutschen Verbraucher nach Dänemark mit Abstand den höchsten Preis für elektrischen Strom bezahlen. Dieses System ist zusätzlich unsozial, es verteilt Vermögen von unten nach oben. Wie sagte einst der jetzige Bundesaußenminister Sigmar Gabriel?  „Für die meisten anderen Länder in Europa sind wir sowieso Bekloppte“.

Wir wiederholen unsere Einladung an Sie, nach Bad Orb zu kommen und die Diskussion über die  kontroversen Aspekte der Energiewende mit uns weiterzuführen."

Rolf Zimmermann
Sprecher Dachverband Gegenwind MKK / Naturpark Spessart

Heinz Josef Prehler
Vorsitzender Gegenwind Bad Orb e. V.

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