Ein 200 Jahre alter Klassiker als Lehrmeister

Leserbriefe
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Zur Aufführung des Frankenstein-Musicals in Nidderau meldet sich VORSPRUNG-Leser Torben Zahradnicky in einem Leserbrief zu Wort.



"Sehr emotional war das Frankenstein-Musical, welches von der Gruppe Onstage am 27.10. und 28.10 in der Willi-Salzmann-Halle in Nidderau aufgeführt wurde. Leider wurde es von der Lokalpresse nur wenig beachtet. So wurde schon gleich in den in ersten Minuten deutlich, dass die Urthematik des Buches besser umgesetzt wird als in dem Film aus den 90ern, in welchem Robert De Niro die Kreatur spielt. Diese Thematik ist auch 200 Jahre nachdem Mary Shelly ihren legendären Roman „Frankenstein oder der moderne Prometheus“ geschrieben hat immer noch aktuell. Es ist die Geschichte des Menschen, welcher unabhängig von Gott leben will und gar glaubt über Gott und der Schöpfung zu stehen. Oft wird Victor Frankenstein gewarnt „Du bist nicht Gott“. Doch diese Warnungen interessieren ihn nicht. Frankenstein glaubt, er könne die Gesetze von Leben und Tod vollständig erforschen, die Wissenschaft könne alle Geheimnisse ergründen und letztlich neue Naturgesetze erschaffen. Doch dies alles bricht wie ein Kartenhaus zusammen. Auch deshalb, weil sich Frankenstein nicht als Schöpfer mit dem Herzen Gottes erweist. So schafft er ein Lebewesen – die Kreatur – und wendet sich dann angewidert von diesem ab. (Wie anders ist da Gott, der sich den Menschen immer wieder zuwendet.)  Auch heute gibt es Tendenzen die in diese Richtung gehen und bei denen das Für und Wider stets gut bedacht werden muss.

Als Stichworte seien genannt: „Social Freezing“, „Präimplantationsdiagnostik“ oder auch s. g. Selbstbestimmungskampagnen, sei es für Abtreibung oder vereinfachte Sterbehilfe. Im Extremfall existiert von Einzelnen der Wunsch den Mars zu besiedeln. Als Christ möchte ich anmerken, dass bei alledem die angestrebte Unabhängigkeit von Gott sowie der Wunsch über ihm zu stehen, das Kernproblem darstellt. Dadurch entstehen solche Wünsche die eines Tages wie ein Kartenhaus zusammenbrechen. Als Menschen die nach Gottes Ebenbild geschaffen sind, sind wir dazu geschaffen mit ihm zu erschaffen und zu kreieren. Wir sind dazu geschaffen, Geheimnisse die er für uns bereit hält auf die Erde zu holen und die Erde somit zu einem besseren Ort zu machen, sodass sich sein Reich mehr und mehr manifestiert. „Dein Reich komme, wie im Himmel so auf Erden“ heißt es dazu in Matthäus 6. Dieser Satz wird von vielen Christen als „Vater unser“ gebetet. Ganz wichtig anzumerken ist hierbei, dass der alte biblische Begriff vom Reich Gottes, welcher im „Vater unser“ gebetet wird, keinesfalls mit diktatorischen Regimen in Historie und Gegenwart, gleichzusetzen ist. Auch Praktiken der Kirche wie etwa die Kreuzzüge fallen hier nicht drunter, wie auch das Bestreben einer Kirche als Weltkirche unter einheitlicher menschlicher Führung. All dies ist ganz klar abzulehnen, da es bei dem Begriff „Reich Gottes“ primär darum geht, dass die Erde zu einem besseren Ort wird ohne Gewalt, Krieg, Elend, Hunger etc.  Somit sollten wir uns nicht von dem Neuen an sich fürchten, sondern prüfen aus welchem Herzen das Neue entspringt und ob es die Erde zu einem besseren Ort macht. Wer mit christlichen Begriffen Schwierigkeiten hat, da er mit dem Glauben nichts anfangen kann, der kann sich die Frage stellen, was der Natur und der Erde mit ihren Ressourcen gut tut und ob der Wunsch nach etwas Neuem der Erde, der Umwelt, den Menschen und anderen Lebewesen einen erkennbaren Nutzen bringt, oder ob er in erster Linie das eigene Ego befriedigt. Wie schön, dass ein 200 Jahre alter Klassiker uns hier ein Lehrmeister ist."

Torben Zahradnicky
Nidderau

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