Offener Brief an die Kreiswerke Main-Kinzig

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In einem offenen Brief an den Aufsichtsratsvorsitzenden der Kreiswerke Main-Kinzig, Landrat Thorsten Stolz (SPD), an den Geschäftsführer der Kreiswerke Main-Kinzig, Bernd Schneider, an die Aufsichtsratsmitglieder der Kreiswerke und an die Parteien  im Kreistag nimmt der Verein Vernunftkraft Main-Kinzig/ Naturpark Spessart e.V. zu einer Veröffentlichung der Kreiswerke Main-Kinzig zu den im Bau befindlichen sechs Windkraftanlagen im Spessart Stellung.



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"In der Hauszeitschrift „Strömung“ 01/2020 der Kreiswerke Main-Kinzig wird im Artikel 'Sichere Energie in stürmischen Zeiten' der Bau der sechs Windkraftanlagen im Spessart vorgestellt. Besonders hervorgehoben wird: 'Darum entsteht im Main-Kinzig-Kreis derzeit ein Windpark, der künftig pro Jahr etwa 50 Millionen Kilowattstunden (KWh) emissionsfreien Strom produziert.' Diese Aussage haben wir überprüft und stellen sie in Frage.

Jede Windkraftanlage hat eine Nennleistung von 2,75 Megawatt (MW). Im Jahr mit 8760 Stunden können die sechs  Anlagen zusammen eine elektrische Arbeit von 131.400 Millionen KWh erbringen. Laut Frauenhofer Windenergiereport Deutschland 2018, S. 47, erreichten die deutschen Onshore-Anlagen nach vorläufigen Daten etwa 1801 Vollaststunden. Dieser Wert liegt 9,1 % über dem 10-jährigen Mittel heißt es weiter in dem Report. Das deutschlandweite 10jährige Mittel für Vollaststunden von Windkraftanlagen liegt also bei ca. 1650 Vollaststunden. Hessen gehört zu den windschwachen Gebieten in Deutschland. Es ist nachvollziehbar, dass die erwartbaren jährlichen Vollaststunden im Spessart nicht über den vom Frauenhofer-Institut ermittelten durchschnittlichen deutschlandweiten Vollaststunden liegen.

Bei einem 10-jährigen Mittel von ca. 1650 Vollaststunden pro Jahr und der Gesamt-Nennleistung der sechs Anlagen von 15 MW ergibt sich somit eine jährliche elektrische Arbeit (in ihrem Artikel heißt es fälschlich Strom) von etwa 24,75 Millionen Kilowattstunden. Das entspricht nur der Hälfte des von Ihnen veröffentlichten Wertes.

Selbst die ermittelten knapp 25 Mill. Kilowattstunden sind optimistisch:
⦁ Oberhalb von Wald wird die Windgeschwindigkeit durch die Unebenheit des Waldes (Rauhigkeit) gebremst. In der Literatur findet man Werte um – 0,5 m/sec
⦁ Lt. Genehmigungsbescheid müssen alle Anlagen im Sommer unter definierten Bedingungen zum Schutz von Fledermäusen abgeschaltet werden. Zusätzlich muss die WKA 9 im August  zum Schutz der Rotmilane tagsüber abgeschaltet werden.
⦁ Derzeit existiert noch kein Urteil des Verwaltungsgerichtes Frankfurt zum laufenden Hauptverfahren zum Artenschutz gegen die sechs Anlagen im Spessart.

Falls das Gericht dem Beispiel der Entscheidung des Verwaltungsgerichtes Gießen folgt und die Europäischen Richtlinien zum Artenschutz als Entscheidungsgrundlage verwendet, muss die Inbetriebnahme aller Anlagen in Frage gestellt werden. Wir bitten Sie, uns Einblick in die Ermittlung der von Ihnen veröffentlichten  elektrischen jährlichen Arbeit zu gewähren. Das korrekte nachvollziehbare Ergebnis ist die Grundlage für die Beurteilung der Wirtschaftlichkeit der Anlagen.

Die Verantwortung der Kreiswerke gegenüber ihren Kunden fordert Wahrheit und Klarheit in ihren Veröffentlichungen. Des Weiteren, dass keine Projekte betrieben werden, die absehbar und langfristig Verluste erbringen. Da man davon ausgehen muss, dass die Wirtschaftlichkeit der Anlagen auf den Zahlen basiert, welche veröffentlicht wurden und in Frage gestellt werden, muss auch unterstellt werden, dass bereits jetzt bekannt ist, dass die Anlagen nur mit Verlust betrieben werden. Der Kauf und Betrieb dieser Anlagen ist folglich nicht im wirtschaftlichen Interesse Ihrer Kunden. Wir müssen Sie nicht darauf aufmerksam machen, dass gemäß Hessischer Gemeindeordnung kreiseigene Unternehmen einen positiven Beitrag zum Kreishaushalt zu leisten haben.

Die Kreiswerke sind auch an den drei Windkraftanlagen bei Neudorf beteiligt. Rechnet man die im Bundesanzeiger veröffentlichte elektrische Arbeit dieser Anlagen für das Jahr 2018 in Vollaststunden um, ergeben sich rund 1744 Vollaststunden. Lt. Fraunhofer-Institut war u.a. das Jahr 2018 ein Starkwindjahr. Das 10 jährige Mittel, wie oben bereits erläutert,  liegt 9,1 Prozent niedriger als der für 2018 erreichte Wert. Für die Neudorfer Anlagen ergeben sich somit im 10 jährigen Mittel rund 1600 Vollaststunden. Die Neudorfer Anlagen erbrachten seit ihrer Inbetriebnahme bis 2018 knapp 1,8 Millionen Euro Verluste. Hier ist die Enkeltochter der Kreiswerke, die Naturenergie Main-Kinzig beteiligt. Wir bitten Sie um eine wirtschaftliche Begründung, warum die Kreiswerke Main-Kinzig sich über ihre Beteiligungen  zum Betrieb dieser absehbar verlustbringenden Anlagen im Spessart entschlossen hat."

Im Auftrag des Vorstandes Vernunftkraft Main-Kinzig / Naturpark Spessart e.V.
Rolf Zimmermann - 1. Vorsitzender
Heinz Josef Prehler - Schriftführer

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