Corona-Pandemie: Mehr Freiheiten für die Bevölkerung

"Gut, dass die Geschäfte und Friseure wieder geöffnet haben, denn das ist notwendig für die Menschen, die arbeiten wollen und für die, die etwas brauchen. Gut, dass die Schulen wieder aufmachen, da sich sonst das Bildungsgefälle noch mehr vergrößert. Hoffentlich öffnen rasch auch Restaurants oder andere Einrichtungen. Selbstverständlich verstehen auch die Menschen, dass man sich und andere schützen sollte, wobei die wichtigste und effektivste Maßnahme wohl immer noch die Abstandsregel ist.

Die ist auch verhältnismäßig leicht einzuhalten, außer in einigen speziellen Situationen, wie beispielsweise die Fahrt in einem Bus oder in einer U-Bahn. Aus New York ist bekannt, dass die U-Bahnen zur Verbreitung der Viren erheblich beigetragen haben. Insofern verwundert es, dass in Hessen die Abstandsregel im ÖPNV nicht so wichtig ist. Eigentlich ist es schwer nachvollziehbar, dass Schulkinder mit teilweise selbst gefertigten Masken dicht gedrängt im Bus fahren können, aber in der Schule weit auseinandergesetzt werden. Wenn man dann das mit anderen restriktiven Maßnahmen vergleicht, wie beispielsweise den 50m Abstand beim Eis essen, die sehr begrenzte Anzahl von Personen, die Geschäfte betreten oder an Beerdigungen teilnehmen dürfen oder die Auflagen bei den Friseurgeschäften, fragt man sich, ob alles gerechtfertigt ist.

Zumindest erscheinen Maßnahmen eher willkürlich zu sein. Alkoholverbot in Restaurants und Öffnungszeiten bis 20 Uhr. Die Bürgerinnen und Bürger müssen sich deswegen selbst die Frage beantworten, wie man mit der konkreten Situation umgeht. Mir ist auf jeden Fall ein Mensch, der im Abstand von 10 m ein Eis isst, angenehmer als ein Mensch, der mit Maske direkt neben mir im Bus steht, selbst wenn er eine schicke Maske trägt. In diesem Sinne hoffe ich auch auf weitere Lockerungen der restriktiven Maßnahmen und mehr Freiheiten für die Bevölkerung, der man mehr Eigenverantwortung zugestehen kann."

Dr. Ralf-Rainer Piesold
Hanau

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