"In Zeiten von Corona erhält die Hygiene an den Schulen einen ganz besonderen Stellenwert, um sowohl die Erwachsenen als auch die Kinder vor Infektionen zu schützen. Ist da tatsächlich alles getan, wie es der Artikel 'Mit dem Schulstart zufrieden' suggeriert? 'Die hygienische Situation an den Schulen ist miserabel. Das hat erst einmal gar nichts mit Corona zu tun. Wir haben vielerorts marode Toiletten und nicht einmal in jedem Klassenraum ein Waschbecken, Seife und Handtuch.' Das sagt Felix Weilbächer, mittlerweile pensionierter Schulamtsdirektor mit dem Aufgabengebiet „Schule und Gesundheit“ am Staatlichen Schulamt, für den Main-Kinzig-Kreis in einem Zeitungsinterview.

'Dann wäre da noch die Reinigung, diese ist an unseren Schulen auf ein Minimum zurückgefahren. Starke Verschmutzungen tagsüber werden oft nicht beseitigt, verschmutzte Toilettenkabinen höchstens einfach vom Schulhausverwalter verschlossen.  Die Reinigung leisten Fremdfirmen, die teilweise nach europaweiten Ausschreibungen beauftragt werden. Phantastische Quadratmetervorgaben lassen es nicht zu, dass ordentlich gereinigt wird. Wer hier zukünftig erforderliche Desinfektionen vornehmen soll, wissen nur unsere Politiker.' Herr Weilbächer weiß, was er sagt. Er hat sehr viele der Schulen im Main-Kinzig-Kreis zuständigkeitshalber kennengelernt.

Dass nicht richtig gereinigt wird, weiß auch die Spitze des Main-Kinzig-Kreises. Deswegen schreibt der Main-Kinzig-Kreis in seinen 'Hygieneempfehlungen für die teilweise Wiederaufnahme des Unterrichtes in Schulen': 'Auf Grund der besonderen hygienischen Herausforderungen sollten die Lehrkräfte und Schüler gemeinsam die tägliche Reinigung der genutzten schulischen Einrichtung mit ständigem Schüler und Personalkontakt durchführen.' Immerhin will der Schulträger Reinigungsutensilien zur Verfügung stellen – wie großzügig! Bisher haben das die Lehrkräfte oft selbst aus privaten Beständen mitgebracht.

Wie wenig Bedeutung der Schulträger den hygienischen Bedingungen an den Schulen beimisst, zeigt sich noch an einem anderen Punkt. Im Hygieneplan wird unter persönliche Hygiene der Schüler gefordert: #Händewaschen vor Betreten des Klassenzimmers. Händewaschen nach dem Aufenthalt auf dem Schulhof, bei Verschmutzung, vor dem Essen, nach Toilettenbenutzung sowie nach Niesen und Husten.' Die dafür notwendigen Waschbecken in den Klassenräumen sollen – falls überhaupt noch vorhanden - aber zurückgebaut und durch 'Wasserentnahmestellen' an 'zentraler Stelle' ersetzt werden. Man stelle sich 100 oder 200 Schülerinnen und Schüler vor, die sich vor dem Betreten der Klassenzimmer an der zentralen 'Wasserentnahmestelle' versammeln, um sich nacheinander – Abstandsgebot! - laut Vorgabe des Hygieneplans des Kultusministeriums für jeweils 20 bis 30 Sekunden die Hände zu waschen. Das dauert bei getrennten 'Wasserentnahmestellen' für Jungen und Mädchen bei 200 Schülerinnen und Schülern mindestens 50 Minuten! Endlich im Unterricht verlässt bei jedem Niesen oder Husten die Schülerin oder der Schüler den Unterricht, um eine zentralen 'Wasserentnahmestelle' aufzusuchen.

Trotz der jetzt mit Corona gemachten Erfahrungen ist Schuldezernent Ottmann mit dem Schulstart mit nur wenigen Schülerinnen und Schülern so zufrieden, dass er am Abbau der Waschbecken in den Klassenzimmern festhalten will. Kein Wunder, dass der ehemalige Schulamtsdirektor Weilbächer der Auffassung ist, dass die hygienischen Zustände an Schulen die Öffnung der Schulen eigentlich nicht zugelassen hätten. Mit Schulstart zufrieden? Auch wenn ein wenig Schutz- und Reinigungs- und Informationsmaterial an den Schulen angekommen ist, werden viele Schulleitungen und Lehrkräfte das anders sehen."

Heinz Bayer
Hanau

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