Quo vadis, Gelnhausen?

Leserbriefe
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Mangelnde Bürgerbeteiligung werfen Julia Hott und Alexander Schopbach dem Gelnhäuser Magistrat in diesem Leserbrief vor.



"Der Elfenbeinturm Rathaus steht leider symbolhaft für das Agieren eines Magistrats, der sich von uns Gelnhäuser*innen und unserem Stadtleben immer mehr entfremdet hat, technokratische, gelnhausenfremde Entscheidungen trifft und wechselweise entweder Tagträumen vom Mittelalter-Disneyland mit Einkaufsflair im Kinzigtal nachhängt oder politische Absprachen über das Allgemeinwohl stellt. Dass dieser Magistrat, in dem alle in die Stadtverordnetenversammlung gewählten Parteien vertreten sind, es regelmäßig versäumt, uns Gelnhäuser*innen mitzunehmen, unsere Bedürfnisse in die Waagschale zu legen sowie Bürgerbeteiligung und transparente Kommunikation mit den Bürger*innen großzuschreiben, ist ein Armutszeugnis für eine Kreisstadt, die wahrlich genug Baustellen zu bestellen hat. Unser lebens- und liebenswertes Gelnhausen, die attraktive Familien- und Wohnstadt mit ihrer großartigen Infrastruktur, einem aktiven Vereinswesen, bürgerlichem Engagement und einst großem Zusammenhalt läuft hier große Gefahr, einer Mischung aus Phantastereien und politischen Geschäftchen zum Opfer zu fallen.

Zwei Beispiele der jüngsten Tage machen das leider eindrucksvoll deutlich:

  1. Die Parkplatzproblematik in der Altstadt gehört seit vielen Jahren zu den kontrovers und emotional geführten Themen und bedarf einer Lösung, keine Frage. Nun jedoch ohne Beteiligung und Rücksprache mit den primär betroffenen Anwohner*innen und den Gastronomen einen Vorschlag zur Reduzierung der Parkplätze am Obermarkt und zu neuen Verkehrsführungen in den politischen Raum zu stellen, zeugt einmal mehr von wenig Sensibilität gegenüber der Gelnhäuser Lebensrealität, erweckt fast schon den Eindruck einer gewissen 'politischen Arroganz' der im Magistrat vertretenen Parteien, denen das Wort Bürgerbeteiligung im Jahr 2020 noch immer eher Dorn im Auge statt Verpflichtung zu sein scheint. Anwohnerin Marion Wögler bringt es auf den Punkt und spricht uns aus dem Herzen: 'Der Weg, den die Stadt hier offenbar einschlägt, ist für mich ein weiterer Beleg der Fantasie- und Hilflosigkeit, mit Herausforderungen kreativ und im Sinne der Lebensqualität für die Menschen in der Stadt umzugehen. Überall, wo es schwierig ist, werden bar jeglicher konzeptioneller Überlegungen einfachste Lösungen gewählt.' Eine Feststellung, die nicht nur auf die Parkplatzproblematik in der Altstadt zutrifft.
  2. Obwohl sich eine politische Mehrheit von CDU und SPD mit Blick auf Familien und Berufstätige für eine Erweiterung der Freibadöffnungszeiten von 18 Uhr auf 20 Uhr ausgesprochen hat, verhindert dies der Magistrat unter Beteiligung von Vertreter*innen eben dieser Parteien. Das Signal ist auch hier fatal: Was in jeder Kommune in Zeiten von Corona möglich ist, schafft ausgerechnet die 'Familienstadt' Gelnhausen wieder nicht, nämlich mit Blick auf die besondere Lage den Bedürfnissen der eigenen Bürger*innen gerecht zu werden. Wenn der Magistrat hier mit geringen Besucherzahlen argumentiert, ist das geradezu grotesk, sorgt er mit der Schließung um 18 Uhr doch dafür, dass Berufstätige gar nicht erst das Bad besuchen können. Derweil fahren Gelnhäuser Familien in Scharen lieber in benachbarte Freibäder, die bis 20 Uhr geöffnet haben. Und wenn sich der Magistrat jetzt hinter vermeintlichem Personalmangel zu verstecken versucht, lässt das arge Zweifel am Wahrheitsgehalt der Aussage des Magistrats von vor wenigen Wochen aufkommen, die Stadt habe sich lange und intensiv auf eine coronagemäße Freibad-Öffnung vorbereitet. Auch hier bleibt nur die Erkenntnis: Wer sich hinter Zahlen und fadenscheinigen Argumentationen versteckt, wenn es um die berechtigen Bedürfnisse von Familien und Berufstätigen gerade in dieser pandemiegeprägten Zeit geht, offenbart ein mehr als queres Bild von verantwortungsvollem Agieren im Interesse der Bürger*innen.

Diese beiden Beispiele stehen für viele weitere „Baustellen“, in denen die Gelnhäuser Kommunalpolitik die Menschen außen vor lässt, sie nicht einbindet und mangelhaft mit ihnen kommuniziert. Quo vadis, Gelnhausen?"

Julia Hott und Alexander Schopbach
Gelnhausen

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