Wer ist arm und wer ist reich?

Leserbriefe
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Eine Milliardärs-Studie kommentiert Dr. Hans Katzer, ehrenamtlicher SPD-Kreisbeigeordneter, in einem Leserbrief.



"Die Schweizer Großbank veröffentlichte unlängst eine aktuelle Milliardärs-Studie (sic!). Danach sollen Milliardäre mit Beginn der Corona-Pandemie noch reicher geworden sein. Damit kommt zu Recht die Einschätzung, dass die Reichen immer reicher und die Armen zwar nicht ärmer, sondern ihre Nachteile immer größer werden. Deutschland hat nach den USA und China die drittmeisten Milliardäre. Dem Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, der seit 2000 zweijährig erstellt und aktualisiert wird und seit 2019 in der 6. Fassung vorliegt, enthält eine Reichtumspyramide, die die Verteilung des Reichtums und des Vermögens sehr anschaulich zeigt: an der Sitze ein winzig kleiner Anteil von Milliardären, darunter die materielle Elite, die materiell Reichen, dann darunter die sehr wohlhabenden, die Wohlhabenden und die überdurchschnittlich Reichen über der breiten Basis der durchschnittlich Reichen. Verlässliche Zahlen gibt es nicht. Es ist aber wohl von einem Nettogesamtvermögen von ca. mindestens 5 Billionen Euro je Haushalt auszugehen.

Dem gegenüber steht die Frage der Einkommensverteilung. Das mittlere Einkommen in Deutschland beträgt 1870 € netto im Monat. Wer über diesem Betrag liegt, verdient überdurchschnittlich viel. Wer z.B. 3440 € netto erhält, zählt schon zu den oberen 10% der Einkommensbezieher. Wenn ein Haushalt mit zwei Kindern im Monat mehr als 2800 € zur Verfügung hat, gehört laut dem vorgenannten Armuts- und Reichtumsbericht zur Oberschicht. Damit ist aber nicht verbunden, dass man sich reich fühlt und ein sorgenfreies Leben hat. Ein Vierpersonenhaushalt lebt mit 3000 € ganz gut, aber nicht sorgenfrei. Wer mit diesem Betrag in einer abbezahlten Wohnung lebt, hat mehr vom Leben, als derjenige, der hiervon noch 1500 € Miete zahlen muss.

Die Milliardärs-Studie zeigt, dass sich der Reichtum vor allem in den Händen der Kapitalbesitzer zusammendrängt, die u.a. durch Erbschaften und Schenkungen zu ihrem Vermögen gekommen sind. Eine Aufteilung scheint geboten und die alte und neue sozialdemokratische Forderung nach einer gerechten Verteilung von Einkommen und Vermögen bleibt aktuell, wenn auch die Frage des „Wie“ eine fortwährende Herausforderung bleibt."

Dr. Hans Katzer
Hanau

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