Vernunft oder Staatsautorität

Leserbriefe
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Die Corona-Maßnahmen kommentiert VORSPRUNG-Leser Prof. Dr. Ralf-Rainer Piesold (FDP), ehrenamtlicher Kreisbeigeordneter, in seinem Leserbrief.



"Mit dem Glauben an die Vernunft des Menschen scheint es bei der Mehrheit der Bevölkerung und Teilen der politischen Eliten in Deutschland schlecht gestellt zu sein. Der Ruf nach staatlichen Restriktionen ist deutlich hörbar, da man weiten Kreisen seiner Mitmenschen kein vernünftiges Handeln zutraut. Immer dann wenn das eintritt wird der Entscheidungsspielraum des Einzelnen eingeschränkt und durch staatliche Reglementierungen, die für alle gelten, ersetzt. Diese Pauschalisierung geschieht gerade in erheblichem Umfang.

Da die Bevölkerung das mehrheitlich will, erfolgt somit im weitesten Sinne eine freiwillige Entmündigung der Bevölkerung. Kant’s Idee der Aufklärung wird umgekehrt. Covidioten, Coronaleugner, Verschwörungstheoretiker und andere skurrile Zeitgeister liefern noch reihenweise Argumente für diese staatliche Grundausrichtung. Covid19 ist keine leichte Erkrankung, wie eine saisonale Grippe. Im Gegenteil - sie ist tückisch, ansteckend und kann tödlich sein. Deshalb muss auch ein Verhalten mit dem man andere gefährdet, als eine Form von Körperverletzung sanktioniert werden. Aber es darf nicht dazu führen, dass alle staatlichen Maßnahmen kritiklos akzeptiert werden. Ausgangssperren zu nächtlicher Zeit, die Hundebesitzer nicht betreffen, sind ein gutes Beispiel für schwer nachvollziehbare Vorschriften. Aber auch das pauschale Alkoholverbot ab einer bestimmten Zeit oder ein generelles Feuerwerksverbot stellen Formen des Aktionismus dar, die bizarr wirken, wenn gleichzeitig volle Klassenzimmer und volle Schülerbusse toleriert werden.

Der Staat geht aber noch weiter, durch die Entmündigung wird der Einzelne nicht nur seiner Entscheidung beraubt, sondern er ist auch nicht mehr verantwortlich für sein Handeln. Am Beispiel der Corona App, die zum besseren Tracking beitragen könnte, kann man das leicht nachweisen. Ein korrekter Einsatz hat keinen unmittelbaren Vorteil, dementsprechend gering ist auch die Teilnahme. Sie verkommt so zu einem „Spielzeug“ mit Alibicharakter. Die Verweigerung zur Impfung wird akzeptiert und dem Impfverweigerer entstehen keine Nachteile. Die Einschränkungen, die aus diesem Handeln resultieren, müssen alle tragen. Der Preis für den Lockdown ganzer Teile unseres Wirtschaftslebens wird nicht genannt. Er wird allenfalls als eine abstrakte gigantische Verschuldung dargestellt, wobei die Frage, wer die Tilgung trägt, unbeantwortet bleibt. Aus der Handlungsfreiheit resultiert normalerweise Verantwortung. Beides bleibt gegenwärtig auf der Strecke. Wir haben keine Entscheidungsfreiheit und auch keine Verantwortung für das Handeln, sondern können nur noch Anweisungen folgen – letztlich ist das eine Form der Entmündigung."

Prof. Dr. Ralf-Rainer Piesold
Hanau

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