Vorfreude auf ein großes Feuerwerk

Leserbriefe
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VORSPRUNG-Leser Prof. Dr. Joachim Fetzer, stellvertretender Kreisvorsitzender der FDP Main-Kinzig, kommentiert in seinem Leserbrief das "Böllerverbot" an Silvester.



"Am 18. Dezember hat der Main-Kinzig-Kreis für den Jahreswechsel 2020/21 ein Feuerwerksverbot beschlossen. In dem halben Jahrhundert meines bisherigen Lebens habe ich höchstens 10 Raketen abgefeuert. Das sind 0,2 Stück pro Jahreswechsel. Ich kann darauf in diesem Jahr problemlos verzichten. Worauf ich nicht verzichten will, ist ein Staatswesen der Freiheit und Toleranz. Menschen sind unterschiedlich und daher sind Konflikte nicht die Ausnahme, sondern der Normalfall. Konflikte friedlich auszutragen oder Formen des Zusammenlebens zu finden, welche die Gesellschaft nicht in Sieger und Verlierer zerteilt, das bleibt ein lohnenswertes Ziel.

Das Abschießen von Pyrotechnik ist in einem normalen Jahr an 363 Tagen untersagt oder nur unter spezifischen Umständen und mit Genehmigungen erlaubt. Die Einschränkung trägt zur Vorbeugung von Konflikten bei. Aber man sollte in Erinnerung halten: Schon jetzt ist die Freiheit des „Böllerns“ in Deutschland die Ausnahme und nicht die Regel. Außer eben an Silvester. Feuerwerke sind das zentrale Symbol des Jahreswechsels. Ein Blick in die Mitternachtssendungen im Fernsehen genügt. Die Silvesterfeuerwerke sind vermutlich das einzige Ritual, welches in Deutschland von Menschen quer über alle Religionen und auch von Atheisten und Freigeistigen begangen wird. Der 3. Oktober als Nationalfeiertag hat keine entsprechenden Alltagsrituale ausgebildet.

Da Menschen unterschiedlich sind, hat auch diese Tradition ihre Gegner. Nicht jedem leuchten Rituale ein. Rituale sie sind scheinbar „sinnlos“. Das gilt für Böller wie für Weihnachtsbäume. Auch ganz praktische Interessenkonflikte gibt es: Das Silvesterkonzert in einer Frankfurter Innenstadtkirche (dieses Jahr nur erträumt) wäre schöner, wenn es draußen nicht schon allenthalben knallen würde. Wenn dann noch Alkohol und allerlei undiszipliniertes und teils unverantwortliches Verhalten dazu kommen, wünscht sich manche und mancher ein Ende des Spuks. Die Silvesternacht aus Sicht von Einsatzkräften und der Stadtreinigung noch ein eigenes Thema.

Ob nun in 2020 das Böllerverbot im Main-Kinzig-Kreis Bestand hat, werden wir sehen. Begründet wird es mit drohenden Verletzungen und mit der Vermeidung von Gruppenbildung. Werden da nicht Äpfel mit Birnen verglichen? Bei einem Ausgehverbot von 21 Uhr bis 5 Uhr würde sich das Raketen-Schießen logischerweise auf Privatgrundstücke beschränken und damit drastisch reduziert sein. Ob dann wirklich eine so hohe Verletzungsrate zu erwarten wäre wie von Seiten des Landkreises argumentiert wird? Solche Fragen werden vielleicht Richter entscheiden müssen. In Niedersachsen und in Augsburg ist ein solches Verbot gerichtlich zunächst gekippt worden.

Viel wichtiger ist etwas anderes: Wir werden darauf achten müssen, dass die Pandemie nicht von denjenigen missbraucht wird, welche schon lange diese Silvestertradition beendet sehen wollen. Sie haben sogar Gründe: Die von Tieren erlebten Angstzustände könnten zu den besseren Gründen gehören. Andere Argumente sind an den Haaren herbeigezogen.

Wer daraus politische Verbots-Kampagnen macht, spaltet (schon wieder) die Gesellschaft in Feuerwerksfreunde und –gegner. Und macht (vermutlich ungewollt) aus dem Silvesterfeuerwerk ein Symbol der Freiheit. Denn Freiheit ist immer auch ein Stück weit die Freiheit, scheinbar Unvernünftiges tun zu dürfen. Für mich persönlich sind Raketen in 2020 nicht von Bedeutung. Aber zu Silvester 2021/22 muss es ein brillantes Doppelfeuerwerk geben: einerseits wie immer zum Jahreswechsels, andererseits als Feuerwerk zum Ende zur Überwindung der Pandemie und ihrer Freiheitseinschränkungen. Dafür würde auch ich in ein paar Pakete Pyrotechnik investieren."

Prof. Joachim Fetzer
Maintal

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