VORSPRUNG ### Nachrichten aus der Region Main-Kinzig ### Den Blick zurück beim Jahreswechsel kommentiert VORSPRUNG-Leser Dr. Hans Katzer, ehrenamtliche Kreisbeigeordneter für die SPD, in seinem Leserbrief.
"Kurz vor dem Jahreswechsel haben Jahresrück- und Ausblicke Hochkonjunktur und vermitteln oftmals ein falsches Bild der alltäglichen Realitäten. In den Medien variieren die gleichen Ereignisse wie Klimaveränderungen und die Folgen, Flüchtlingskatastrophen, regionale Kriege, Terroranschläge, Rassismus, Antisemitismus, die Bedrohung durch die Covid19-Pandemie und vieles mehr. Man mag am liebsten wegsehen, auch weil man sich hilflos fühlt angesichts des Unrechts, todbringender Verhältnisse und Naturkatastrophen. Dennoch war der fassungslose Anschlag vom 19. Februar 2020 ein Ereignis, das meine Heimatstadt bis ins Mark erschütterte. Zehn Menschen wurden von einem Rassisten ermordet, der Verschwörungsmythen auf den Leim gegangen ist und sich als Frauenhasser geoutet hatte. Das Verhalten der Behörden im Vorfeld ist als Außenstehender zwar schwer verständlich. Ein demokratischer Rechtsstaat muss dies aber alles aushalten können.
Was aber auch sehr betroffen macht, ist, dass bei Corona-Demonstrationen viele Bürger*innen Verschwörungsmythen Glauben schenken, ohne dabei zu merken, dass eine Nähe zu Rechtsextremen gegeben war. Wer bei komplizierten Fragen einfache Antworten dort zu finden glaubt und die Klaviatur des Antisemitismus spielt, irgendwelche Eliten als Schuldige ausmacht und sich zynisch der Symbolik des Holocauts bemächtigt, der sollte sein Weltbild mit kritischem Denken überprüfen und wahrnehmen, dass wir in einem freiheitlichen und sozialen Rechtstaat leben. Ereignisse wie die Covid-19-Pandemie lassen sich nicht vorhersagen genauso, ob man morgen in einen schweren Verkehrsunfall verwickelt wird. An dieser Stelle Relikte aus einer schrecklichen und barbarischen Vergangenheit zu verwenden, verdient keine Beachtung. Es gilt vielmehr Wege zu finden, wie die menschheitsbedrohende Corona-Pandemie nachhaltig bekämpft werden kann.
Dr. Hans Katzer
Hanau
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