Das Impfdebakel und die Forderung nach mehr Transparenz

Leserbriefe
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Die Corona-Pandemie kommentiert VORSPRUNG-Leser Prof. Dr. Ralf-Rainer Piesold, FDP-Kreisbeigeordneter und ehemaliger Hanauer Stadtrat, in seinem Leserbrief.



"Wenn es nicht so bitterernst wäre, könnte man die mangelhafte Impfstrategie lediglich es als eine weitere Panne der Europäischen Kommission, der Bundesregierung oder anderen politischen Ebenen bewerten. Es ist aber keine Panne. Es liegen schwerwiegende Fehlplanungen vor, die nicht nur zu einer weiteren Beschneidung unserer Grundrechte führen und immense wirtschaftliche Schäden verursachen, sondern auch die Gesundheit der gesamten Bevölkerung gefährden.

Es geht um ca. 446 Mio. Menschen in der EU und über 83 Mio. Bürgerinnen und Bürger in der Bundesrepublik, die betroffen sind. Während man in anderen Ländern, wie beispielsweise in Israel, die Bevölkerung mit einer Impfrate von 84,8 % (Stand 24.2.2020) und auch in den sonst stark kritisierten Ländern Großbritannien von 27,8% oder den USA von 19,6% versorgt hat, liegt die Rate in Deutschland nur bei 6,3%. Selbst in Griechenland und in Spanien sind die Impfraten höher. Natürlich ist die Situation auch im Main-Kinzig-Kreis und in Hanau eher dürftig. Wie drastisch es ist, kann man an der aktuelle Situation dokumentieren. In den beiden Impfzentren im Main-Kinzig-Kreis, die man unter hohen medialen Aufsehen im Dezember eingeweiht hatte, wurden bisher gerade mal 160 Personen pro Tag geimpft. Daraus kann man schließen, dass man in 1100 Tagen oder fast 3 Jahren 176.000 Impfungen durchführen könnte. Da aber der Main-Kinzig-Kreis ca. 420.000 Einwohner hat und jeweils zwei Impfungen benötigt werden, kommt man bei einer 100% Versorgung auf 840.000 Impfungen. Dazu benötigt man bei der bisherigen Rate fast 15 Jahren. Unter Berücksichtigung, dass man nur 60% der Bevölkerung impft, reduziert sich die Zeit auf 9 Jahre. Wenn man die Zahl von 108 Monaten (9 Jahre) nun auf 9 Monate reduzieren möchte, müsste man die Impfungen in den Impfzentren von 160 auf über 2000 pro Tag steigern. Wie das funktionieren soll, hat noch niemand beantwortet.

Dass die verantwortlichen Politiker in der EU, im Bund, in den Ländern oder in den Kommunen zwar richtigerweise auf die Gefahren der Pandemie hinweisen, die Zahlen der Impfungen aber nur vollkommen unzureichend darstellen, ist unverantwortlich. Von etwaigen Konsequenzen, die aus dem Debakel gezogen werden, kann keine Rede sein. Vielmehr wird diese schwache Entwicklung lediglich bagatellisiert oder gar beschönigt. Deswegen wäre es auch kommunalpolitisch gut, wenn man eine Art Impfuhr etabliert und veröffentlicht, die anzeigt, wie viele Menschen im Main-Kinzig-Kreis oder in Hanau schon geimpft worden sind. Wenn die Zahlen täglich veröffentlicht würden, könnte das zu deutlich mehr Transparenz führen. Ob aber eine solche aktive Informationspolitik realisiert wird, bleibt zu bezweifeln. Bis dahin wird über Masken, Schnelltest, Lockdowns usw. weiter intensiv diskutiert, während in anderen Ländern Lösungen vollzogen werden. Eine traurige Bilanz für unser Land und unsere politischen Führungsebenen."

Prof. Dr. Ralf-Rainer Piesold
Hanau

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