Umgehungsstraße: Ungenügendes Konzept

Leserbriefe
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Die jüngste Pressemitteilung der Interessengemeinschaft Umgehungsstraße Freigericht/Hasselroth (wir berichteten) kommentiert VORSPRUNG-Leser Lothar Streck in seinem Leserbrief.



"Die von der Interessengemeinschaft formulierte Enttäuschung teile ich als Bürger der Gemeinde Hasselroth nicht. Es freut mich, dass der Kommunalwahlkampf in Hasselroth sachlich und unaufgeregt verläuft. Diese Zurückhaltung reicht aber auch bis ins Inhaltliche. Beim Thema Umgehungsstraße ducken sich Kandidaten reihenweise weg, in der Hoffnung, vom Wähler nicht konkret hinterfragt zu werden. Anders ausgedrückt: Wählt uns erst einmal. Wo die Reise bei diesem Thema hingeht, können wir euch erst später erklären.

Im November 2019 stellte das Straßen- und Verkehrsmanagement des Landes Hessen, Hessen Mobil, einem erlesenen Personenkreis sein Konzept für eine Umgehungsstraße vor. Soweit bekannt, haben Mitglieder der Gemeindevertretung Hasselroth dort nicht mit am Tisch gesessen. Lediglich eine Trassenskizze wurde anschließend publiziert. Die zugehörige Machbarkeitsstudie wird geheim gehalten. Ich bin überzeugt, dass dies keine Verschwörungsgründe hat, sondern an geringer Aussagekraft und Verwertbarkeit liegt. Die Trassenskizze spricht in ihrer Qualität bereits für sich: War das 2012 geplatzte Konzept einer Umgehungsstraße bereits mangelhaft, so ist dieses neue Konzept fachlich schlicht ungenügend. Mit dieser klaren Kritik möchte ich nicht die Fachkompetenz der Ingenieure von Hessen Mobil in Frage stellen. Es ist vielmehr so, dass selbst ein Meisterkoch mit verdorbenen Zutaten nichts Gesundes auf den Tisch bringen kann. Diese laienhaften Zutaten sind das Problem. Genauer gesagt, die Intransparenz, wo die Idee zu den neuen „Wunschtrassen“ herkommt. Dreist wurde auch das Gerücht verbreitet, es seien nur noch diese beiden Trassenvarianten möglich. Was soll das im planungsrechtlichen oder politischen Sinne eigentlich heißen? Jedenfalls klingt es wenig demokratisch.

Mehrere Jahrzehnte argumentierten die damals Verantwortlichen, sie hätten ein Konzept: Eine Entlastungsstraße von Freigericht bis zur A66 Anschluss Rothenbergen. Nachdem die Teilstrecke zur A66 ausgebaut ist und das Brückenbauwerk steht, ist diese Grundidee auf merkwürdige Weise verschwunden. Schon dem alten Projekt hatte es an Transparenz gefehlt. Als Zeitzeuge kann ich mich nicht erinnern, dass es jemals eine 'frühzeitige Beteiligung der Träger öffentlicher Belange' gegeben hätte. Alles hatte man auf die Offenlegung ankommen lassen und die endete in einer Flut von Einsprüchen. Auf diese Weise wurden gerade auch fachlich qualifizierte Anregungen und Bedenken nie offiziell aufgearbeitet und für Planungsalternativen genutzt.

Von einer kleinen Lösung wurde jahrelang gesprochen, nachdem das alte Projekt wohl eine Nummer zu groß war. Seit Veröffentlichung des Trassenkonzepts 2019 macht sich Entsetzen in unserer Bürgerschaft breit. Soll dieser destruktive Ansatz die versprochene kleine Lösung sein? Der in diesem Konzept erwogene Landschafts- und Ressourcenverbrauch steht in keinem vertretbaren Verhältnis zu einem möglichen Nutzen. Als Hauptzweck war doch versprochen, die Durchfahrtsstraßen in Gondsroth und Niedermittlau zu entlasten. Mit der allzu listigen Idee einer Straße durch den Neuenhaßlauer Wald wird die Entlastung von Niedermittlau jetzt offensichtlich aufgegeben.

Selbst ursprüngliche Befürworter sind sich nicht mehr sicher, ob sie hier auf den richtigen Weg geführt wurden und ob sie das in ihren Gremien tatsächlich so vertreten wollen. Einige rudern bereits zurück, wissen aber offensichtlich noch nicht, wohin. Andere suchen ihren politischen Ausweg in einem trotzigen Bekenntnis zu DER Umgehungsstraße. Doch: Welche Trassenführung, welches Konzept meinen sie damit? Für die von Hessen Mobil angeblich favorisierte Trassenvariante müssten alleine auf Hasselrother Gebiet mindestens 3,5 km Straße neu gebaut werden. Für eine moderate Verbindungsspange zur neuen Eisenbahnbrücke wären statt dessen etwa 2,5 km Straßenneubau notwendig. Auch das wäre ein Landschaftsverbrauch, aber immerhin mit der Chance, zugleich auch Gebiete für die Entwicklung der Gemeinde, für eine moderate Urbanisierung, für Arbeiten und Wohnen, verträglich zu erschließen - statt sinn- und ziellos Wald, Feld und Naturräume zu zerstören. Nicht zuletzt ist auch zu bedenken, dass Straßenbau alleine als Antwort auf die verkehrspolitischen Herausforderungen nicht zukunftsfähig ist. Wir brauchen ein attraktives und belastbares öffentliches Verkehrssystem."

Dipl.-Ing. Lothar Streck
Hasselroth

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