Liebevoller Vater und brutaler Mörder?

Literatur
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Noch bevor die Tatort-Kommissare an diesem Abend zur besten Sendezeit ihre Ermittlungstätigkeit in der ARD aufnahmen, hatten es die rund 50 Zuhörerinnen und Zuhörer im Restaurant Kaufmanns in Meerholz bei schummriger Beleuchtung, knarzenden Dielen und roten Getränken längst mit einem viel härteren Brocken zu tun.



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Erfolgsautor Dr. Andreas Gößling las aus seinem brandneuen Thriller „Wolfswut“ und konfrontierte sein Publikum nicht nur mit echten Fallzahlen aus der Kriminalstatistik, sondern auch mit einem mutmaßlichen Serienmörder, der im hessischen Schwalbach seine blutigen Taten vorwiegend an Prostituierten verübt haben soll.

Andreas Gößling (60) kam in Gelnhausen zur Welt, wuchs in Meerholz auf und besuchte das Grimmelshausen-Gymnasium. Heute lebt er mit seiner Familie in Berlin. Er ist Autor von etlichen Sachbüchern und Büchern für erwachsene und junge Leser verschiedener Genres. Der aktuelle Kontakt zu seiner ehemaligen Heimat kam über Stadtverordnetenvorsteherin Pia Horst zustande, die die Veranstaltung gemeinsam mit dem Team der Stadtbücherei um deren Leiterin Claudia Beck organisierte. Das Publikum, zu dem auch Bürgermeister Daniel Christian Glöckner und der Meerholzer Ortsvorsteher Klaus Brune gehörten, erfuhr zunächst Wissenswertes über „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ in uns allen, versteckte archaische Impulse und Triebe sowie über aktuelle Fallzahlen aus der Kriminalstatistik, mit einem besonders weiten Dunkelfeld – gerade im Bereich der Mord- und Totschlagsdelikte an Kindern bis 14 Jahre.

Gößlings True-Crime-Thriller „Wolfswut“ beruht auf dem Fall Manfred Seel, der post mortem als „Hessen-Ripper“ in die Kriminalgeschichte einging. Der liebevolle Familienvater, zuverlässige Kleinunternehmer und leidenschaftliche Jazz-Musiker soll über Jahrzehnte hinweg bis zu seinem Krebstod 2014 ein Doppelleben geführt und vorwiegend junge Prostituierte ermordet haben. Er soll ihnen bei lebendigem Leib Fleischstücke herausgerissen, Glied­maßen amputiert und Organe entnommen haben, die er in Fässern aufbewahrt haben soll. Die Mordkommission ermittelt immer noch in diesem Fall. Daraus entwickelte Gößling eine über 500 Seiten starke realitätsnahe Fiktion – verlegte den Schauplatz des Geschehens allerdings nach Berlin. 

Nach der Lesung hatten die Gäste noch Gelegenheit, mit dem Autor über seine Arbeitsweise, seine Motivation und sein berufliches und privates Umfeld zu sprechen. Der promovierte Literatur und Sozialwissenschaftler kostete nach eigenen Angaben seine „Forscherexistenz“ aus, wollte aber eigentlich immer selbst schreiben. „Im Grunde wusste ich schon mit zehn Jahren, dass ich Schriftsteller und Reisender sein wollte“, verriet er. Dass er schnell war im Schreiben habe ihn zusätzlich ermutigt, den Weg in die Selbstständigkeit zu wagen. „Ich wusste immer, es gibt ein Leben jenseits des Beamtentums und ich zog das Haifischbecken dem Goldfischglas vor.“ Für die Zuhörer klang es, als hätte er diesen Entschluss auch nie bereut. Erfolgreich schrieb sich Gößling mit seinem Klarnamen, als Co-Autor und unter Pseudonym durch verschiedene Genres für Erwachsene und Kinder. „Im populären Bereich habe ich alles ausgekostet“, fasste es Gößling, der auch ein gefragter Ghostwriter ist, zusammen. „Ich lege und lebe mehrere Leben übereinander“, gab der 60-Jährige zu. Er schreibe gerne und viel, aber genauso gerne reise er. Und weil auch seine Frau, mit der er seit 40 Jahren zusammen ist, als freie Autorin arbeitet, „hört bei uns die Arbeit irgendwie nie auf.“ Den Kopf bekomme er frei, indem er einfach durch die Großstadt laufe und den Lärm und die Geschäftigkeit auf sich wirken lasse. Gelnhausen habe er in der Vergangenheit immer mal wieder besucht, um seine Schulfreunde zu treffen. Diesmal sei er ein wenig auf der Suche nach der verlorenen Zeit gewesen und dank Pia Horst auf eine Überraschung gestoßen: Das Papua Museum von Dr. Werner Weiglein am Palais in Meerholz. Für Gößling, der in vielen seiner Bücher kultur- und mythengeschichtliche Themen bearbeitet, eine hochinteressante Begegnung. Zumal er auch im Hotel am Palais gleich übernachten konnte.

Die Gäste bedankten sich mit Applaus für einen spannenden Abend und ließen sich ihre mitgebrachten oder am Büchertisch der Buchhandlung Druschke erworbenen Werke von Dr. Andreas Gößling signieren.

Foto: Dr. Andreas Gößling (links) und Gelnhausens Bürgermeister Daniel Chr. Glöckner diskutieren über „Wolfswut“.

Foto: Autor Andreas Gößling bringt in Meerholz interessante Zahlen und Fakten rund um Mord und Totschlag.

Foto: Nach der Lesung signiert der Autor fleißig Bücher – auch eines für Daniel Chr. Glöckner.


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