Oliver Becker: Mut zum Dilettantismus

Literatur
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Für Oliver Becker ist es der erste Besuch in Wächtersbach.



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„Ich fahre hier eigentlich immer nur mit dem Zug vorbei, wenn wir auf dem Weg nach Schlüchtern zu einem Bauernhof sind. Meine Kinder lieben es, dort zu sein“, sagt der 38jährige Autor, der am zurückliegenden Freitag im Kulturkeller zu einer Lesung eingeladen war. In ihrer Begrüßung betont Andrea Euler von der Altstadtbuchhandlung Dichtung & Wahrheit, dass die Lesung des unter dem Pseudonym Leo Born schreibenden Schriftstellers im Rahmen des Kultursommers Main-Kinzig-Fulda stattfindet – als einzige Veranstaltung in der Messe-Sadt.

„Für uns ist das heute ein ganz besonderer Tag der Kultur“, so die Buchhändlerin, deren Literaturtipps am Vormittag im Deutschlandradio Kultur ausgestrahlt worden waren. Zumal Mara Billinsky, die Hauptfigur und Ermittlerin in den bislang zwei Krimis von Leo Born, zu den aktuellen Lieblingsfiguren Eulers gehört. Eine Leidenschaft, die sie mit dem ein oder anderen Gast des Abends teilt, wie sich herausstellt: Mehr als ein Literaturfreund nimmt Fotos oder gar ein Selfie mit Autor nebst Signatur im Buch mit nach Hause.

Der Autor, dem mit den Thrillern um die düster anmutende, sperrige, „die Krähe“ genannte Ermittlerin zunächst im ebook-Segment, später dann auch bei den gedruckten Büchern ein Überraschungserfolg mit bislang 60.000 verkauften Exemplaren gelang, lässt die Gäste mit einer bedrückenden Szene – dem Fund eines Kinderfriedhofs, auf dem mit Operationsnarben versehene Kinderleichen gefunden werden – in die Welt der Kommissarin eintauchen. Es ist eine Premierenlesung, bei der der Autor vom Blatt abliest – Oliver Becker hat zwar schon einige weitere Bücher außerhalb des Spannungssegments veröffentlicht und vorgestellt, für die Thriller-Präsentation von „Lautlose Schreie“ ist der Auftritt in Wächtersbach jedoch der Auftakt. In verschiedenen Rückblenden kommt Born jedoch auch auf den Reihen-Auftakt „Blinde Rache“ zu sprechen, bei dem das komplizierte Verhältnis Billinskys zu ihrem Vater Edgar, einem Staatsanwalt, und zu ihrer Heimatstadt Frankfurt, in der ihre Mutter durch ein Gewaltverbrechen zu Tode kam, als Mara noch ein Kind war, deutlich wurde.

Genau dieses Thema beschäftigt in der anschließenden Fragerunde das Publikum. Da Becker weitere Bände der Reihe ankündigt – „Anfang 2020 kommt der vierte Teil raus, und es wird wohl auch einen fünften geben“ -, ist die Neugierde groß, ob dieser weit zurückliegende Mord noch seine Auflösung finden wird. „Das klärt sich im dritten Teil auf“, räumt Becker ein, das Buch erscheine im August. Generell sei die Entwicklung seiner Figuren für ihn selbst immer wieder eine Überraschung: „Man weiß nicht immer im Voraus, wie sich die Personen entwickeln“, räumt er mit Blick auf Billinskys KollegeRosen, „den die Leser sehr schätzen“, ein. Viel Recherche benötige die Darstellung der Polizeiarbeit, der Waffen, der Ausrüstung. Aber es gehöre auch „Mut zum Dilettantismus dazu“, wie eine Besucherin bestätigt bekommt. Eine große Hilfe sei ihm ein Freund, der als Rechtsanwalt Strafrechtsfragen beantworten könne, „das bringt Realität rein.“ Dass viele das Frankfurter Bahnhofsviertel kennen und sich deshalb die Handlungsorte vorstellen können, nötigt dem Autor ein Lächeln ab: „Das wird jetzt richtig schön da. Das macht mir die Krimis kaputt“, sagt er schmunzelnd. Der Autor, der seinen Broterwerb in der Werbebranche hat, löst auch das Rätsel um sein Pseudonym auf: „Mein Sohn heisst Leonardo, ich wohne in Bornheim – da kam Leo Born heraus“, erklärt er unter dem Gelächter der Anwesenden.


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