Neuentdeckungen in der Regionalgeschichte

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Das Zentrum für Regionalgeschichte hat eine neue Ausgabe seines Mitteilungsblatts herausgegeben.



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Ein weites Themenspektrum bietet diese mittlerweile 43. Ausgabe, von Rätselhaftem, Pragmatischem und Innovativem bis hin zu Trauer und Mahnung – alles vereint dadurch, dass es zur Geschichte unserer Region geworden ist.

So wird rätselvolle Barockkunst eines Altars in der Oberen Kirche zu Bieber durch Kunstreferent Dr. Götz Pfeiffer von der Evangelischen Kirche Kurhessen-Waldeck vorgestellt. Ein Detail – der trauernde Johannes unter dem Kreuz – ziert zugleich die Titelseite. Auch der Schlosspark von Langenselbold birgt Geheimnisse: ein unterirdisches Tunnelsystem, das in der Ausgabe beleuchtet wird.

Gefolgsleute der Münzenberger und Büdinger Lehnsherren zur Zeit der Staufer dokumentiert Michael Zieg am Beispiel des Deutschordensritters Eberhard von Hüttengesäß und seiner Familie und lotet dabei deren Spielraum aus. In „Nach der bösen Zeit“ geht Hermann Tilp anhand der „Güterbeschreibung des Dorfes Herolz“ von 1714 der Frage nach, wie der heutige Ortsteil Schlüchterns nach dem Dreißigjährigen Krieg wieder auf wirtschaftlich solide Beine kam. Von der Not der Zeit befördert, war der Zusammenschluss zur „Hanauer Union“ von 1818, als letztlich praxisorientiert Lutheraner und Reformierte im Hanauischen fusionierten. Erhard Bus, Historiker und MKK-Kulturpreisträger von 2018, bettet hierzu Ursache und Wirkung in den europäischen Kontext der Geschichte ein und zeigt, wie große Geschichte ihre Spuren bis in die kleinen Dörfer unserer Gegend hinterließ.

Um die Bedrängnis eines Dorfes im Vogelsberg geht es im Beitrag von Dr. Jürgen Ackermann: Als Mitte des 19. Jahrhunderts die Bevölkerung von Frankfurt rasant wächst, müssen die Fischborner um ihr Wasser kämpfen und gehen sogar per Anwalt gegen die Frankfurter Quellwasser-Leitungs-Gesellschaft vor. Eine erste Retrospektive auf das Oeuvre des 1892 in Frankfurt am Main geborenen Architekten Rudolf Breuer, der zwischen 1920 bis Ende der 1950er Jahre unter anderem das Bauschaffen im Altkreis Gelnhausen beeinflusste, bietet Kunsthistorikerin Johanna Geib. Ein Neufund gelang dem Steinauer Museumsleiter Burkhard Kling: Er konnte ein Dokument aus der Kindheit Wilhelm Grimms, den „frommen Spruch für den Freund“, für das Brüder-Grimm-Haus in Steinau sichern.

Dr. Annegret Wenz-Haubfleisch stellt jüdisches Lebens aus vier Jahrhunderten in der Grafschaft Meerholz vor. Sie bietet eine Grundlage für die abschließenden Beiträge von der Autoren Herbert Begemann, Heinrich Georg Semmel und Christine Raedler, die die Erinnerungskultur an die im litauischen Kowno ermordeten Juden aus unserer Region fokussieren. Sie zeichnen unter anderem Lebenslinien der Opfer nach bis zu ihrer Ermordung am 25. November 1941. Das Mitteilungsblatt wird herausgegeben vom Kreisausschuss des Main-Kinzig-Kreises, Amt für Kultur, Sport, Ehrenamt und Regionalgeschichte. Es ist zum Preis von 5,80 Euro im Bürgerportal des Main-Kinzig-Forums erhältlich. Zuzüglich Versandkosten kann es bezogen werden beim Main-Kinzig-Kreis – Zentrum für Regionalgeschichte, Barbarossastraße 16-18, 63571 Gelnhausen. Interessenten können sich auch melden per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder per Telefon: 06051 8514318.

Foto: Johannes unter dem Kreuz: Barockkunst aus Bieber ist auf der Titelseite des neuen Mitteilungsblatts zu sehen.


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