Französischer Comic-Autor Jacques Tardi erhält Einhard-Preis

Literatur
Typographie
  • Smaller Small Medium Big Bigger
  • Default Helvetica Segoe Georgia Times

Den Einhard-Preis 2021 erhält der französische Comic-Autor Jacques Tardi für die dreibändige Biographie seines Vaters „Ich, René Tardi, Kriegsgefangener im Stalag II B“.



einhardstiftung.jpg

Die alle zwei Jahre verliehene und mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung ist benannt nach dem Berater und Biographen Kaiser Karls des Großen, Einhard (* um 770, † 840), der in Seligenstadt lebte und dort ein Kloster gründete. Die Laudatio bei der feierlichen Preisverleihung, deren genauer Termin pandemiebedingt noch nicht feststeht, wird Andreas Platthaus halten, verantwortlicher Redakteur für Literatur und literarisches Leben der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Das Kuratorium der Einhard-Stiftung, dem die Auswahl des Preisträgers obliegt, nennt in der Begründung für seine Entscheidung gezeichnete Biographien „die vielleicht wichtigste Erweiterung der biographischen Gattung in den letzten Jahrzehnten“ und ehrt mit Jacques Tardi „einen Klassiker des französischen Comics“. Der 1946 geborene Tardi ist berühmt geworden als Illustrator der bürgerlichen Lebens- und Phantasiewelt vor und nach 1900, als zeichnender Historiker des Ersten Weltkriegs und ganz besonders der neuesten Geschichte der französischen Republik. Das nun mit dem Einhard-Preis ausgezeichnete dreibändige Werk, das Tardi aus Erinnerungen seines Vaters schöpfte, schildert dessen Erlebnisse in deutscher Kriegsgefangenschaft während des Zweiten Weltkriegs und in der Nachkriegszeit.

Indem der Autor sich selbst als kleinen Jungen in die Bildgeschichte einfügt, trete, so das Kuratorium, der Sohn dem Vater zur Seite, „als Zeuge vom Hörensagen, der zu sehen bekommt, was er nur aus Berichten kennt“. Tardis Zeichnungen machten eine Welt sichtbar, „von der es keine Bilder geben sollte“. Geschichte sei hier etwas, das dem Einzelnen widerfahre, am eigenen, fremdbestimmten Leib. Für den Biographen Jacques Tardi böten die Erfahrungen des Gefangenen René Tardi gleichzeitig den Stoff für Reflexionen über Diktatur und Krieg als wiederkehrende Extremzustände des Gemeinschaftslebens.

Wenn dann im dritten Band der vormalige Kriegsgefangene im Frieden freiwillig nach Deutschland zurückkehre, gehe die Biographie auf in der Topographie, in der Vergegenwärtigung von Orten, die heute auch ohne kriegerische Gewalteinwirkung vergangen seien. „Erinnerung braucht Arbeit, dann ist Verständigung nicht utopisch.“

Die Einhard-Stiftung wurde 1998 von Seligenstädter Bürgern zur Pflege des Andenkens an Einhard gegründet, den Berater und Biographen Karls des Großen. Alle zwei Jahre verleiht die Stiftung den mit 10.000 Euro dotierten Einhard-Literaturpreis für eine herausragende Biographie einer Persönlichkeit, deren wissenschaftliches, religiöses, politisches, künstlerisches oder wirtschaftliches Lebenswerk in einer engen Beziehung zu Europa steht. Zu den bisherigen Preisträgern zählen die Autorin Margot Friedlander, die Historiker Eberhard Weis, Otto Pflanze, John C.G. Röhl, Joachim Radkau und Emmanuelle Loyer, der Journalist und Publizist Joachim Fest sowie die Literaturwissenschaftler Irène Heidelberger-Leonard, Brian David Boyd, Hugh Barr Nisbet und Albrecht Schöne. Nähere Informationen zu Stiftung, Preis und Preisträgern unter www.einhard-stiftung.de

Foto: Aloys Lenz, Vorsitzender des Präsidiums der Einhard-Stiftung zu Seligenstadt.


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de


Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige

online werben

Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige

vogler banner

Anzeige

vogler banner

Anzeige

Online Banner 300x250px MoPo 2