„Bad Orb wird im dritten Teil vorkommen“

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Es ist noch ein wenig zu hell im Foyer der Konzerthalle, als Uta Rosa Schmidt am Freitagabend erste Bilder auf die Leinwand hinter dem Lesetisch projiziert.



Kein Wunder, war es doch ursprünglich gar nicht vorgesehen, dass die Lesung aus den beiden vorliegenden Teilen von „Das Mädchen aus der Eiche“ von Bildmaterial begleitet wird. Aber es gehört zu den Besonderheiten der Lesungen mit der insbesondere als FFH-Moderatorin bekannten Schriftstellerin, dass sich ihre Auftritte nie gleichen. So sagt es auch eine Besucherin, die am Freitag aus Niddatal-Assenheim angereist ist: „Die Veranstaltungen sind immer anders. Und Uta erzählt auch immer noch was Neues.“ Gut also, dass der Autorin am Freitag nachmittags nach 15 Uhr noch in den Sinn kommt, Bilder von den Handlungsstätten ihrer Zeitreiseromane zeigen zu wollen.

Die Leinwand, von Techniker Jens Kordt schon für den Folgeabend mit der „Langen Kriminacht“ vorbereitet, steht parat, nun muss noch schnell vor Lesungsbeginn das Laptop angeschlossen werden. Das allerdings geht erst, nachdem Schmidt das gesamte Veranstaltungsteam verblüffte: Kaum im Foyer eingetroffen, dreht sie einen der Stühle an den Bistrotischen um, um sich zu vergewissern: „Das sind echte Thonetstühle!“ Verwirrung bei den Anwesenden. Schmidt klärt auf: Sie stammt aus dem Ort, in dem die Stühle hergestellt werden. Aus Frankenberg. Und es ist in ihrer Familie schon zum Ritual geworden, allerorten zu schauen, ob da Original Thonetstühle stehen – oder billige Repliken. In Bad Orb kann die Schriftstellerin den Stuhl beruhigt wieder zurückstellen: Es handelt sich um Originale. Sogar ein Posting auf Facebook sind ihr die Stühle wert.

Erst danach darf Kordt sich um den Soundcheck kümmern – für Schmidt ist es die erste Lesung mit Headset, sie ist „normalerweise“ das Tisch-Mikrofon gewöhnt. „Da muss ich mich jetzt mal benehmen und darf nicht hüsteln“, scherzt die Moderatorin. Was sie dann auch bravourös hinbekommt. Viel mehr als das Headset und die Leinwand braucht die erfahrene Radiofrau denn auch nicht, um den Abend zu bestreiten. Einen weiß gedeckten Tisch auf einem Podest, eine Flasche Wasser – fertig. Wobei selbst die Wasserflasche noch launig in den Vortrag eingebunden wird: In Anlehnung an Tucholskys „Ratschläge für einen schlechten Redner“ betont sie: „Man soll den Leuten immer ein Glas Wasser vortrinken, das hebt den Vortrag sehr.“

In den folgenden zwei Stunden erzählt und liest sie aus den beiden Büchern, lässt die Gäste teilhaben an der Geschichte ihrer Hauptfigur Henriette, die bei einer Zeitreise im 18. Jahrhundert landet. Und sie erzählt ein Stück weit ihre persönliche Geschichte: Dass sie während der Pandemie ihren lang gehegten Wunsch, selbst ein Buch zu schreiben, realisiert hat. „Es war Corona, es war langweilig, nichts los…“ Eine Trilogie wird es werden, die ersten Seiten des dritten Teils sind inzwischen geschrieben. Und sie verspricht: „Bad Orb wird im dritten Teil mal vorkommen.“

Und bekommt dann sicher auch im Set der Bilder, die während der Lesung gezeigt werden, einen Platz. So wie am Freitagabend der Ort Berich, den Schmidt als Modell fotografiert hat und der einer der Haupthandlungsorte ihres ersten Buches ist, ebenso wie Kassel. Die Autorin räumt ein: „Das Eintauchen in das Kassel des 18. Jahrhunderts war sehr spannend für mich. Ich kannte das nur vom Shopping mit meiner Mutter.“ Und da sie in der Schule nicht gerade eine Freundin des Geschichtsunterrichts war, war es eine Herausforderung, gerade zum Leben der einfachen Leute Informationen zu finden. „Außer, dass es viel Arbeit war, ist nicht viel beschrieben.“ Anders geht es ihr bei den Recherchen zu Teil 2, der den Untertitel „Verraten und verkauft“ trägt. Hier macht sich Schmidt mit ihren Hauptfiguren Henry und Nic auf nach Amerika. „Ich wollte eine Geschichte über so ein Soldatenleben schreiben. Das muss doch schwer gewesen sein, der muss doch seine Liebste zurücklassen, hab ich mir gedacht.“ Viele Kenntnisse bescherte ihr da die Autobiografie des Reiseschriftstellers Johann Gottfried Seume, „Mein Leben“, der als Kanonenfutter für den Krieg in Nordamerika geworben wird und bei den „Hessians“ Dienst tut. Die Beschreibungen des Dichters bringen Schmidt zur Schlussfolgerung: „Da werden wir unser Bett heute Abend noch ein bisschen mehr genießen.“

Doch das muss warten: Ein Aperol von der Wunderbar Eventgastronomie darf es am Ende noch sein, zudem ein Plausch mit drei Frauen aus dem Publikum, die sich auch nicht trennen mögen. Erst um halb Elf macht sich Uta Rosa Schmidt auf den Heimweg in die Wetterau. Um einige Bücher leichter, die die Gäste gerne signiert mit nach Hause nehmen, aber beschwingt von einem schönen Abend. Die Lesung fand im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Krimi, Comedy und Mehr“ statt, die die Bad Orb Kur GmbH veranstaltet. In derselben Reihe stehen im September noch die Auftritte von Badesalz, Uwe Ittensohn und Bees Denäwe bevor. Gefördert werden die Veranstaltungen vom Kultursommer Main Kinzig/Fulda.

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