Kein Platz für Windkraftanlagen

Bad Orb
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Nach den Planungen des Regierungspräsidiums Darmstadt könnten bis zu fünf Prozent der Fläche des östlichen Main-Kinzig-Kreises für Windkraftanlagen (WKA) genutzt werden.



Auf der Bad Orber Gemarkung befindet sich eine der größten Windvorrangflächen Südhessens. Auf einer Fläche von ca. 465 Hektar könnten bis zu 46 WKA mit einer heute üblichen Höhe von 230 m gebaut werden. Im Naturpark Spessart sind 3,2 Prozent der Flächen für die Industrieanlagen vorgesehen. In der Regionalversammlung im Frühjahr dieses Jahres könnten diese naturzerstörenden, die Meinung der örtlichen Bürgerschaft missachtende Planungen beschlossen werden. Die CDU-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung Bad Orb wendet sich entschieden gegen diese Absichten. Bad Orb, der östliche Main-Kinzig-Kreis und der Spessart werden unzumutbar und eklatant überproportional mit Windvorrangflächen belastet.

Fast die Hälfte aller heute im Betrieb oder im Bau befindlichen WKA im Regierungsbezirk Darmstadt ist bereits im östlichen Main-Kinzig-Kreis konzentriert. Sie nehmen ca. ein Prozent der beiden Altkreise Gelnhausen und Schlüchtern ein. Auf weiteren vier Prozent der Fläche der beiden Altkreise sollen zusätzlich 47 Windvorranggebiete mit ca. 4200 Hektar Land hinzukommen. Im Naturpark Spessart sollen 28 Windvorrangflächen mit ca. 2300 Hektar ausgewiesen werden. Damit würden 3,2 Prozent des hessischen Spessarts für WKA bereitgestellt. Die beiden Altkreise tragen die höchste Bürde bezüglich des politischen Zieles, zwei Prozent der Landesfläche für WKA bereit zu stellen. Gleichzeitig könnte der nördliche Teil des Naturparks Spessart ein von WKA überbeanspruchter und industrialisierter Landstrich werden, währenddessen das Land Bayern seinen Anteil des Spessarts aufgrund seiner „Einzigartigkeit“ frei von WKA hält.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Michael Kertel stellt fest: „Die CDU-Fraktion Bad Orb bekennt sich zur notwendigen Reduzierung von Kohlendioxid und dem damit verbundenen Ausbau von regenerativen Energiequellen sowie Maßnahmen zur Einsparung von Energie und zur Steigerung der Energieeffizienz. Diese Ziele müssen jedoch mit den Zielen des Natur- und Landschaftsschutzes, der Erhaltung von Erholungsräumen und des Landschaftsbildes sowie der Stärkung eines naturnahen Tourismus in Einklang gebracht werden. Besonders wird eingefordert, dass durch den Bau industrieller Groß-Windkraftanlagen Touristik und Kur, die wirtschaftlichen Grundlagen unseres Gesundheitsstandortes, nicht gefährdet werden. Auch würde die Wohnqualität in Bad Orb beeinträchtigt. Alle Fördermaßnahmen zur Stadterneuerung helfen nicht, wenn junge Familien oder Neubürger vor den WKA fliehen und die Immobilien, z. B. am Wintersberg, erheblich abgewertet oder gar unverkäuflich werden.“

Der windkraftfreie Spessart ist ein Alleinstellungsmerkmal für Touristik, Kur und Naherholung, welches zu den Pfunden von Bad Orb und aller Spessartgemeinden gehört. Die Geschlossenheit der großen Laubbaum- und altholzreichen Wälder sowie die unzerschnittenen Verkehrsräume des Spessarts sind Gewähr für den Erhalt einer wertvollen und artenreichen Pflanzen- und Tierwelt im Herzen Deutschlands. Große Flächen des Spessarts sind Teil des europäischen Netzwerkes „Natura 2000“ mit insgesamt ca. 370 km² Fläche im bayerischen und hessischen Spessart. Vor allem seltene Vogel- und Fledermausarten, wie beispielhaft der Schwarzstorch, der Wespenbussard, der Rotmilan und die Mopsfledermaus, haben in den Wäldern sowie Wiesen- und Bachtälern ein noch intaktes Brut- und Nahrungsgebiet. Der großartige Spessart ist deshalb auch für den Erhalt der Vielfalt heimischer Arten mit europäischer Bedeutung von allerhöchstem Wert. Unsere Region soll auch in Zukunft ihre Unverwechselbarkeit behalten dürfen: Eine entschleunigende, beruhigende, für sportliche Aktivitäten aller Altersstufen gut geeignete natürliche Landschaft mit einem hohen kulturellen Erbe im Einzugsgebiet des Ballungsraums Rhein-Main. Bad Orb und der Naturpark Hessischer Spessart sollen zur Erhaltung ihrer biologischen Vielfalt, ihrer Funktion als Erholungsräume und des Landschaftsbildes sowie zur Stärkung eines naturnahen Tourismus frei von Windkraftanlagen bleiben.

Deshalb wird sich die Stadtverordnetenversammlung anlässlich ihrer nächsten Sitzung mit einer Resolution befassen, mit der die Regionalversammlung Südhessen aufgefordert wird, im Teilplan Erneuerbare Energien des Regionalplans Südhessen auf die Ausweisung von Vorrangflächen für die Nutzung von Windkraft auf der Gemarkung Bad Orb und im Naturpark Spessart zu verzichten. Der Magistrat wird beauftragt, die Resolution an alle Mitglieder der Regionalversammlung Südhessen zu übersenden. Des Weiteren soll die Resolution an Hessenforst, dem größten Waldbesitzer auf der Gemarkung Bad Orb und im Naturpark Spessart übergeben werden. Hessenforst möge zur Kenntnis nehmen, dass der Bau von WKA auf der Gemarkung von Bad Orb und im Naturpark Spessart von der Stadtverordnetenversammlung abgelehnt wird. Der Bürgermeister der Stadt Bad Orb wird beauftragt, mit den Fraktionsvorsitzenden der in der Regionalversammlung Südhessen vertretenen Parteien rechtzeitig vor Verabschiedung des Teilplan Erneuerbare Energien Gespräche aufzunehmen mit dem Ziel, auf die Ausweisung von Windvorrangflächen auf der Gemarkung Bad Orb und im Naturpark Spessart zu verzichten.


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