Bad Orb: "Gegenwind" will Windpark mit Petition verhindern

Bad Orb
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Bereits 15 Minuten vor Beginn der Veranstaltung „Windindustrie auf dem Horstberg? Nein, danke“ waren alle Stühle im Gartensaal der Konzerthalle Bad Orb belegt und es mussten noch viele herbeigeschafft werden. Gegenwind Bad Orb e.V. hatte ein „ausverkauftes“ Haus und die Besucher honorierten die Sprecher mit anhaltendem Beifall.  Marcus Malsch, thüringischer CDU-Landtagsabgeordneter, begann mit dem Statement „Thüringen, Du bist zu schön um kahl zu sein“. Diplom Ing. Jürgen Schöttle, früher Leiter der Montage- und Inbetriebnahme Organisation für Kraftwerke bei Siemens, klärte über die aus seiner Sicht Mythen der Erneuerbaren und von Kernkraftwerken auf.

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Heinz Josef Prehler führte in das Thema ein. Er erinnerte, dass die Windindustrieanlagen dort gebaut werden sollen, wo Bad Orb aus seiner Sicht sein wichtigstes Lebensmittel, nämlich sein Trinkwasser, her bezieht: "Das Windvorranggebiet grenzt an das große europäische Vogelschutzgebiet 'Spessart bei Bad Orb' in dem zahlreiche, geschützte Vogelarten leben. Ein Hot Spot der streng geschützten Mopsfledermaus reicht in das Windkraftgebiet. Im östlichen Main-Kinzig-Kreis ist fast die Hälfte aller Windindustrieanlagenim Regierungsbezirk Darmstadt in Betrieb. Zusätzlich befinden sich über 40 Anlagen in der Pipeline: Horstberg bei Bad Orb, Alsberg, Seidenroth, Lohrhaupten, Pfaffenhausen, Büdinger Wald. Hinzu kommen noch Planungen im Freigericht und bei Birstein."

Der Bad Orber Bürgermeister Tobias Weisbecker (CDU) ging in seinem Grußwort auf die Koalitionsvereinbarung ein, den CDU und SPD zur Bildung der hessischen Landesregierung unterzeichneten. Dort heiße es: „Insgesamt wollen wir Flächen für Erneuerbare Energien bereitstellen; bei der Vergabe landeseigener Flächen für die Nutzung von Windenergie (durch Hessenforst) beteiligen wir die Kommunen.“ Er forderte für die Kommunen ein Mitspracherecht, ob gebaut werden darf. Auch wies er darauf hin, dass die Sicherheit der Trinkwasserquellen höchste Priorität besitzen müsse.

Der thüringische CDU-Landtagsabgeordnete Marcus Malsch stellte die Windkraftpolitik in Thüringen vor: "Windenergie mit Vernunft ausbauen; Wiederaufforstung statt Umnutzung; Waldschutz ist der beste Klimaschutz, Repowering als Zukunft. Die Aufforstung in den geschädigten thüringischen Wäldern rückt stärker in den Focus. Für Agrarflächen wird ein Ausgleichsverbot ausgesprochen. Zu den Aufgaben der Landesforstanstalt (in Hessen HessenForst) gehört nicht der Betrieb von Windkraftanlagen. Würde HessenForst von dieser Aufgabe befreit, könnte sich die Forstverwaltung ihrer eigentlichen Aufgabe widmen, nämlich unsere wertvolle Wälder von der Zerstörung zu bewahren."

Diplom Ing. Jürgen Schöttle zeigt unter dem Stichwort „Sonne und Wind schicken keine Rechnung“, dass die Strompreise sich seit 2000 bis heute fast verdreifacht haben: "Stromerzeugung und Strompreis erreichen schon jetzt höchste Volatilität. Im Dezember 2022 schossen die Börsenpreise durch die Decke, im Januar 2023 ging der Strompreis auf null Euro zurück. Zahlreiche Windräder wurden abgeregelt, um das Netz stabil zu halten. Den Betreibern kann das egal sein, sie werden immer entlohnt, ob sie liefern oder nicht. Die Bundesregierung will Gaskraftwerke bauen lassen zur Unterstützung der volatilen Wind- und Sonnenergien. Die genannte Anzahl ist viel zu gering, um den Bedarf zu decken. Für die Umstellung von Erdgas auf Wasserstoff existieren keine Turbinen und keine Infrastruktur.. Die Kosten von volatilen Stromerzeugern sind mit Grundlastkraftwerken nur vergleichbar, wenn man erforderliche Kurzzeit- und Langzeitersatzquellen (Batterien, Gaskraftwerke) einrechnet. Dann sind Wind und Strom um das Zwei- bis Dreifache teurer als Kernenergie. Das gleiche gilt für den erforderlichen Materialaufwand. Wegen fehlender Alternativen werden Kohlekraftwerke viel länger laufen als es die Bundesregierung verspricht. Mit Sonne und Wind ist es wie beim Verkäufer von unzuverlässigen Autos, der seinen Kunden empfiehlt, gleich fünf Autos zu kaufen. Eines davon wird schon funktionieren. Für die Entsorgung exisitieren Lösungen. Finnland nahm kürzlich eine Lagerstätte in Betrieb. Auch wird vergessen, dass Tag für Tag hochgiftige Abfälle entsorgt werden, die für immer hoch giftig bleiben. Langfristig müssen wir uns neuen Technologien zuwenden: mehr Wasserstoffforschung, Kernreaktoren Gen 3+ und Gen 4 und Fusionsanlagen. Der Strommarkt und die Forschung müssen aus der Verantwortung von Parteiideologen wieder in die Hände von ökonomischen und technischen Fachleuten gelegt werden."

In der regen Diskussion hätten sich starke Widersprüche zwischen den von Ørstedt angekündigten acht Anlagen auf dem Horstberg und den Aussagen von HessenForst ergeben, nach denen sich über 30 Anlagen errechnen würden: "Es wurde über den 'Fußabdruck' der Windkraftindustrialisierung im Wald gesprochen, der praktisch nicht mehr behebbar ist. Sehr eindrucksvoll wurde dies von einer Teilnehmerin aus Lohrhaupten am Beispiel der Anlagen bei Flörsbachtal geschildert. Stromerzeugung und Stromverteilung müssen der staatlichen Planwirtschaft entzogen und der Marktwirtschaft wieder in die Hände gelegt werden. Es wurde daran erinnert, dass Demokratie von unten nach oben stattfinden muss und nicht durch Vorgaben von oben", greift Gegenwind Bad Orb den Vorschlag von Marcus Malsch auf, eine Petition an die neue Hessische Landesregierung zu senden, auf den Bau von Windindustrieanlagen auf dem Horstberg zu verzichten. "Hierzu braucht es ganz viele Unterschriften, wir hoffen auf eine sehr hohe Beteiligung", so "Gegenwind" abschließend in der Pressemitteilung.

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Von links: Heinz Josef Prehler, Vorsitzender Gegenwind Bad Orb e.V., Diplom Ing. Jürgen Schöttle, Marcus Malsch, Mitglied des Thüringischen Landtages; Tobias Weisbecker, Bürgermeister Bad Orb.


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