Die kirchlichen Weichenstellungen gesetzt

Hierbei sollen sowohl das innere Miteinander unter den Mitgliedern gestärkt sowie die Weichenstellungen für die kirchliche und gemeindeübergreifende Arbeit gestellt werden. Neben Mitgliedern beider Kirchenvorstände waren auch Kirchenälteste sowie Küsterinnen beider Gemeinden anwesend, um ihr Wissen, ihre Erfahrungen und Ideen einzubringen.

Am frühen Nachmittag fanden sich die Mitglieder des Kirchenvorstandes aus Bieber sowie die in Kassel, Wirtheim und Neuwirtheim wohnenden Kirchenvorstandsmitglieder zusammen, um nach einer durch Lektor Alexander Weigand gehaltenen Andacht, bei der es um den Impuls „Kirche gestalten. Gemeinsam“ in Verbindung mit dem Brief des Paulus an die Gemeinde von Korinth (1. Korinther 10) ging, unmittelbar in die inhaltliche Diskussion einzusteigen. Bei einem zwischendurch stattfindenden gemeinsamen Mahl aus Kaffee und Kuchen sowie Erdbeerbowle wurde sodann über genau jenes Thema lang inhaltlich diskutiert: Wie wollen wir das Abendmahl, welches neben der Taufe eines der beiden Sakramente in der evangelischen Kirche darstellt, in Bieber und Kassel feiern? Bevor es um die konkrete Gestaltung ging, wurde es theoretisch: Was ist das Abendmahl? Wieso ist es zentral für unser geistliches, gläubiges und kirchliches Leben? Wie feiern wir es bisher in Bieber, wie in Kassel? Wie wollen wir es nach der vollzogenen Fusion feiern? Der Gelnhäuser Pfarrer Justus Mahn stellte dabei Materialien sowie Hostien, Brote und Weine zur Verfügung, um das Abendmahl auch hautnah erleben – und ausprobieren! – zu können.

Nach einer knapp eineinhalbstündigen Diskussion, in der auch ganz offen über das eigene persönliche Verständnis über das Abendmahl und dem Empfinden sowie den Gefühlen, die damit verbunden werden, gesprochen wurde, konnte ein gemeinsamer Kompromiss gefunden werden: Zukünftig solle es vor allem Brothostien zum Abendmahl geben. Aufgrund der Corona-Pandemie bevorzugen es einige Gemeindemitglieder, nicht aus demselben Kelch trinken zu wollen. Aus diesem Grund stünde es den Abendmahlsteilnehmer sodann frei, die Brothostie in die Hand zu nehmen, was ein Hinweis für den Wunsch des Intinctio-Abendmahls darstellt – die Brothostie wird von dem Gläubigen in den Wein getunkt und danach zu sich genommen. Abendmahlsteilnehmer, die die Hostie nach dem Empfang in den Mund nehmen, signalisieren damit die Bitte, aus dem Kelch trinken zu wollen. Zudem wolle die Gemeinde zukünftig statt Weiß- nun Rotwein für das Abendmahl verwenden. Die entsprechenden Beschlüsse würden, so die Kirchenvorstandsmitglieder, auch noch ausführlich im Gemeindebrief „Friedensbrücke“ und im persönlichen Gespräch bekanntgegeben werden.

Ein damit verbundenes Thema stellt für die Mitglieder beider Kirchenvorstände ein Herzensthema dar: Die für im Januar 2024 vorgesehene Fusion der seit 800 Jahren bestehende Kirchengemeinde in Bieber mit den noch zur Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Aufenau gehörenden Ortsteile Kassel, Wirtheim und Neuwirtheim. Eine Fusion müsse gut geplant werden, Gemeinsamkeiten als auch Unterschiedlichkeiten im konkreten Gemeindeleben, der Liturgie und Finanzierungsaspekten behandelt und eine gemeinsame Vision erarbeitet werden. „Bereits seit dem Frühjahr 2022 herrscht ein gutes, gar freundschaftliches Verhältnis zwischen den Mitgliedern der beiden Kirchenvorstände. Beide Gemeinden bringen Formate, Traditionen und Elemente des kirchlichen Lebens mit, die es zu berücksichtigen, einzubinden und gemeinsam zu gestalten gilt“, so der stellvertretende Vorsitzende des Bieberer Kirchenvorstandes, Martin Logsch. Man wolle keinen rein formalen Beitritt der Ortsteile in die Kirchengemeinde Bieber, sondern konkret als eine gemeinsame Gemeinde zusammenwachsen. Deshalb sei es den Mitgliedern auch wichtig, dieses Zusammenkommen auch sprachlich und visuell zu vermitteln: Neben der Gestaltung eines neuen Siegels für amtliche Schreiben wolle man auch den Namen der Kirchengemeinde den neuen Rahmenbedingungen anpassen. So entspreche es der einstimmigen Vorstellung des Gremiums, den Namen in „Evangelische Kirchengemeinde Biebergrund“ zu ändern – dieser Vorschlag sei so auch dem im Kassel ansässigen Landeskirchenamt mitgeteilt worden. „Die geografische Lage des Biebergrundes, welches bereits vor Jahrhunderten als solches erwähnt und bezeichnet wurde, sowie der Verlauf des Flusses ‚Bieber‘ durch alle Ortsteile sind für uns Argumente und verbindende Gründe, weshalb wir diesen Namen anstreben und so eine Identifikation aller Ortsteile mit der Gemeinde berücksichtigen. Uns ist wichtig, dass wir uns die neuen Ortsteile nicht einfach ‚einverleiben‘ und wir weitermachen wie bisher, sondern dass durch die Fusion erkenntlich eine neue Zeit der Kirchengemeinde anbricht“, so Alexander Weigand weiter.

Eine anhaltende Vakanz und fehlende Besetzung der Pfarrstelle, die Renovierung des Pfarrhauses, fehlende Finanzmittel sowie zukunftsfähige Gottesdienstvariationen, Jugendprogramme, ein gemeinsames Miteinander im Kirchenvorstand, ortsteilabhängige Veranstaltungen und Feste sowie ein zusammenarbeitendes Team sind einige der vielen Ziele, die formuliert wurden und auch in Zukunft die Debatten prägen werden. Nach einem intensiven Austausch ging es für die Mitglieder abschließend zum gemeinsamen Abendessen und dem Ausklingen eines gemütlichen Abends in einer Kasseler Gastronomie.

Weitere Informationen zur Arbeit des Kirchenvorstandes finden Sie auf der Webseite der Kirchengemeinde unter www.evangelisch-im-biebergrund.de und den Sozialen Medien FaceBook und Instagram unter „Evangelisch im Biebergrund.“

Mitglieder beider Gemeinden in der Emmauskirche in Kassel.