Eltern-Protest in Biebergemünd: „Die Kinder gehören ins Dorf!“

Breitenborn/Lützel
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Während im einige hundert Meter südlich gelegenen Bayern die Schulen noch geöffnet sind, können die Kinder im beschaulichen Ortsteil Breitenborn der Gemeinde Biebergemünd bereits unbeschwert ihre Sommerferien genießen. Und Kinder gibt es in Breitenborn viele. „In den vergangenen Jahren sind viele junge Familien mit Kindern her gezogen und auch der Storch war öfters hier“, erklärt der in Breitenborn verwurzelte Klaus Weimer, der dem Feuerwehrverein vorsitzt.

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„Es ist schön, so viele Kinderstimmen hier zu hören, die das Dorf aufleben lassen.“ Man muss sich allerdings ein wenig umsehen, wenn man die Kinder finden möchte. Der gegenwärtige Spielplatz am baufälligen Dorfgemeinschaftshaus liefert ein tristes Bild ab. Wenige, in die Jahre gekommene Spielgeräte auf einer geschotterten Fläche, die schutzlos der prallen Nachmittagssonne ausgeliefert ist. „Da ist es nachmittags viel zu warm, um zu spielen“, berichtet ein Kind, das stattdessen lieber auf dem gerade erneuerten Spielplatz im Nachbarort Lanzingen geht. Der alte Breitenborner Spielplatz und das Dorfgemeinschaftshaus liegen unmittelbar an der Hauptstraße, wo sich in diesem Moment ein weiteres Problem zeigt, als ein Motorrad und ein Cabrio scheinbar um die Wette durch den Ort fahren. Aufgrund mangelnder Geschwindigkeitskontrollen der Gemeinde kümmern sich viele Pendler und Ausflügler nicht um die Tempo-30-Zone an der Schul- und Kindergartenbushaltestelle und dem Spielplatz. „Immer muss ich meine Eltern bitten, mich zum Spielplatz zu bringen, weil auf der Straße so viele Raser unterwegs sind“, klagt ein anderes Kind.

Dieses Problem kennen viele Breitenborner, wie auch Andrea Grottke, Vorsitzende des Gesangsvereins. Aus ihrer Sicht ist die Angelegenheit klar: „Die Kinder gehören ins Dorf!“ In diesem Sinne hat die Dorfgemeinschaft aus der Not eine Tugend gemacht und auf dem Grundstück der Gemeinde an der Friedhofstraße schon einmal selbst eine Reihe von Spielgeräten aufgestellt. Das kommt gut an. „Wir haben hier mitten im Dorf ein schönes Grundstück, das der Gemeinde gehört und genau die richtige Lage für einen Spielplatz hat“, findet Jutta Kalbfleisch.

Den Pop-Up-Spielplatz ließen am 28. Juli im Anschluss einige Gemeindevertreter der CDU und der Grünen auf sich wirken. Sie hatten zuvor mit den Vereinsvorsitzenden und ehemaligen Gemeindevertretern aus Breitenborn über das marode Dorfgemeinschaftshaus und den notwendigen Neubau unterhalten, während sich die anderen Fraktionen nicht für die Gesprächseinladung begeistern konnten. Dabei entwickelte sich ein angeregter Bürgerdialog, bei dem auch die Problematik der Parkplatzsituation an der schmalen Friedhofsstraße angesprochen wurde.

Gegenwärtig spielt man im Biebergemünder Rathaus mit dem Gedanken, die Grünfläche in einen Parkplatz für den einige Höhenmeter nördlich liegenden Friedhof umzuwandeln. „Ein Parkplatz muss her, das ist klar. Aber den sollte man lieber direkt am Friedhof errichten, wie anderenorts auch“, findet Jan Göring. „Gerade den älteren Trauernden kann doch nicht ernsthaft zugemutet werden, dass sie zunächst einmal über einen steilen, geschotterten Weg einen Berg erklimmen sollen.“

Alle Anwesenden sind sich jedenfalls darin einig, dass die Gemeinde handeln muss und die notwendigen Arbeiten in Breitenborn nicht länger vor sich hergeschoben werden dürfen. Zwar hatte die Gemeindevertretung bereits im Januar 2021 einen grundsätzlichen Neubaubeschluss gefasst. Jedoch wurde gleichzeitig der konkrete Planungsvorschlag vom Tisch gefegt, ohne einen Alternativvorschlag zu präsentieren. Bis wann ein solcher bereitstehen mag und ob er besser wird als der ursprüngliche, wird von vielen skeptisch gesehen. Bangend blickt man derzeit von Breitenborn in Richtung des Rathauses, in der Hoffnung, dass die Gemeindevertretung sich bald ein Herz fasst für die das kleine Dorf am Lützelbach - und nicht in langwierigen Planungsexzessen das Ziel aus den Augen verliert.

Foto: Der in die Jahre gekommene Spielplatz am maroden DGH Breitenborn.
Foto: Pop-Up-Spielplatz an der Friedhofstraße. Im Hintergrund diskutieren Gemeindevertreter von CDU und Bündnis 90/Die Grünen mit Bürgerinnen und Bürgern.


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