Hilfe für fleischfressende Pflanzen im Spessart

Kassel
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In den Wäldern bei Biebergemünd-Kassel versteckt er sich. Klein, kaum zu finden, aber doch außergewöhnlich: der Rundblättrige Sonnentau, eine der wenigen fleischfressenden Pflanzen Deutschlands.

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Um diese vom Aussterben bedrohte und deshalb streng geschützte Art auch in Zeiten des Klimawandels zu erhalten, hat das Forstamt Jossgrund nun in Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde im Main-Kinzig-Kreis ein Rettungsprojekt gestartet. Den Schutzmaßnahmen voraus ging eine Kartierung eines der letzten Sonnentaubestände des Main-Kinzig-Kreises. Mit einem zunächst erfreulichen Ergebnis: das örtliche Vorkommen ist etwas größer als ursprünglich angenommen. Jedoch wurde auch klar, dass die Pflanze Hilfe benötigt.

Der Rundblättrige Sonnentau ist eine von drei fleischfressenden Sonnentauarten in Deutschland. Er wächst auf nährstoffarmen Böden und ist auf Nässe angewiesen. Der örtliche Revierleiter des Forstamtes Jossgrund Matthias Schilling erklärt: „Dort, wo andere Pflanzen nicht mehr wachsen können, wächst der Sonnentau. Die Nährstoffe, die er über den Boden nicht aufnehmen kann, bezieht er durch Insekten.“ Gerät ein solches Insekt an die klebrigen Tentakel der Pflanze, wird es von seinem Fangschleim festgehalten. Die Tentakel krümmen sich samt Beute zur Blattmitte. Hier sondert die Pflanze ein Sekret ab, um das Insekt zu verdauen.

Trotz der zahlreichen Quellaustritte im Wald bei Kassel ist die Art durch längere Trockenperioden, wie sie der Klimawandel mit sich bringt, gefährdet. Deshalb wurden Birken und Kiefern, die in oder an den Quellen standen, großzügig entfernt. „Das führt dazu, dass das Wasser nicht von den Bäumen verdunstet wird, sondern noch beim hangabwärts stehenden Sonnentau ankommt. Dadurch werden auch die großflächig vorkommenden Torfmoose erhalten“, so Schilling. Darüber hinaus wurden auch Sträucher beseitigt, die den lichtbedürftigen Sonnentau zu stark beschatteten. Aktuell zieht sich die Pflanze vor dem herannahenden Winter in den Boden zurück und ist nun gar nicht mehr zu sehen. Sobald sie aber im kommenden Jahr wiedererscheint, sollen die getroffenen Maßnahmen überprüft und gegebenenfalls ergänzt werden.

Die Kartierung sowie die Planung und Kontrolle der Erhaltungsmaßnahmen wurden von drei Forstanwärtern des Forstamtes Jossgrund im Rahmen ihrer Ausbildung durchgeführt. Die Naturschutzbehörde konnte sich auf dem Termin ein Bild von der Situation vor Ort machen. „Maßnahmen wie diese werden von uns begrüßt. Tragen sie doch zum Erhalt unserer einheimischen Pflanzenwelt bei. Ein schönes Projekt, das weiterhin Beachtung finden wird“, so Renate Zahn.

Foto: Gemeinsam mit Renate Zahn von der Unteren Naturschutzbehörde begutachteten (von links) Lorenz Pfeuffer (Forstanwärter), Christian Münch (Forstamtsleiter Forstamt Jossgrund) und Matthias Schilling (Revierleiter Revier Kassel) die Fläche nach Abschluss der Pflegemaßnahmen.


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