Somborner Männerchor landet Internet-Hit

Somborn
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Als der Schottische Postbote Nathan Evans zuhause per Handy das uralte Seemannslied „Wellerman“ einsingt und auf die Social-Media-Plattform Tiktok hochlädt, ahnt er nicht, dass er damit eine internationale Shanty-Welle auslöst. Millionen klicken und liken das Video, Coverversionen schießen aus dem Boden. Eine davon hat nun in der Region für Furore gesorgt: Der „Wellerman“ des Männerchors Somborn. Seit Freitag hat das Youtube-Video der Freigerichter mehr als 160.000 Clicks. Die Wellen schlagen hoch – sogar bis nach San Francisco.

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Eigentlich soll es nur eine kleine Motivationsaufgabe für die Somborner Sänger werden, die sich Vorsitzender Christoph Klein ausgedacht hat. Er hört die Nathan-Evans-Version im Internet und denkt sich: „Das können wir auch!“ Also singt er die Strophen und den Refrain ein, schickt sein Video an die WhatsApp-Gruppe des Freigerichter Chores und bittet die Sänger, in ihrer jeweiligen Tonlage ebenfalls ein kleines Video aufzunehmen. Damit bringt er die Welle ins Rollen. Immer mehr Sänger machen mit. Vom jüngsten Mitglied bis zum ältesten Chorveteranen. Am Ende sind es mehr als 30 Videos. Als sie beisammen sind, stehen für Co-Dirigent Volker Bernhart und Tenor Björn Bock Nächte am Rechner an. Bernhart mischt die Stimmen, Bock schneidet das Video – fertig ist der „Wellerman – Männerchor Somborn-Edition".

„Es hat sich gezeigt, dass wir alle nach dem gemeinsamen Singen geradezu lechzen“, sagt Christoph Klein. Denn seit März 2020 liegt das Vereinsleben brach. Den Sommer über proben die Männer im Freien, im Herbst in einer riesigen Lagerhalle. Mit Abstand und in Kleingruppen. Dann kommt der zweite Lockdown. Seitdem: Nichts. Nur ab und zu ein Online-Meeting. „Da wirkt es wie eine Befreiung, endlich wieder singen zu können – und sei es nur ins Smartphone.“

Die Reaktionen dieses „kleinen Projekts für Zwischendurch“ sind überwältigend. Zuerst schießen die Clickzahlen durch die Decke. Das Video auf Facebook wird tausende Male geteilt. Irgendwann meldet sich der Hessische Rundfunk, der Wind vom Song bekommen hat. „Und nur anderthalb Tage nachdem wir das Video zum ersten Mal ins Netz gestellt haben, werde ich plötzlich von Tobi Kämmerer von der HR3-Morningshow interviewt“, so Klein. Dort ist der Song mehrfach gespielt worden. Auf Youtube hat das dazugehörige witzige Video inzwischen mehr als 160.000 Clicks. „Das alles beflügelt uns natürlich. Denn gerade die älteren Sänger leiden, die ohne Tablet, Handy oder Notebook.“ Die meisten „Älteren“ haben entweder mitgemacht oder sich inzwischen das Video angeschaut. Für den gesamte Chor ist der „Wellerman“ so zu einem Lebenszeichen inmitten des Stillstands geworden.

Und sogar über den großen Teich ist die Männerchor-Wellerman-Welle schon geschnappt. Das weltberühmte Kammerensemble Chanticleer aus San Francisco, das der Männerchor Anfang 2019 in Freigericht präsentierte, teilt das Video aus Somborn ebenfalls munter auf seinen Social-Media-Kanälen. Mehr noch: „Zwei der Sänger der Grammy-Gewinner haben sich spontan gemeldet und ebenfalls Tonspuren und Videos geschickt“, berichtet Christoph Klein. „Auch dieses Video hat inzwischen mehrere tausend Klicks auf Youtube.“

Der gesamte Verein freue sich, so vielen Menschen mit ihrem „Wellerman“ Freude zu bereiten. „Und natürlich freuen wir uns auch über die Werbung für Chormusik insgesamt und unserer Männerchor im Besonderen.“ Bleibt nur ein „Problem“: Der gesamte Chor scharrt mit den Füßen. Denn mit dem „Wellerman“ ist die Vorfreude auf die erste richtige Chorprobe nach Corona noch einmal ins Unermessliche gestiegen.


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