Der erste Bürgermeister von Meerholz nach dem 2. Weltkrieg

Meerholz
Typographie
  • Smaller Small Medium Big Bigger
  • Default Helvetica Segoe Georgia Times

Im Rahmen des Jahresprogrammes sprach der Ehrenvorsitzende Hans Kreutzer im Meerholzer Schloss über das Kriegsende 1945 in Meerholz und den Neubeginn nach Ende der Nazidiktatur.



meehrobuegrm.jpg

Außerdem ging er nach einem Exkurs über die politischen Zustände in Meerholz zwischen 1933 und März 1945 detailliert auf die Handlungen des Bürgermeisters Eller ein, der von den Amerikanern im Mai 1945 als Meerholzer Bürgermeister eingesetzt wurde und der sein Amt sehr willkürlich ausübte. Bei seinen geschichtlichen Forschungen im Staatsarchiv Marburg stieß Hans Kreutzer auf Dokumente mit Aussagen und Beschwerden von 20 Einwohnern gegen Bürgermeister Eller, worin diese ihre Behandlung durch den Bürgermeister in verschiedenen Gemeindebelangen schildern, die für diese Zeitepoche prägend waren. Häufig ging es um die Beschlagnahmung von Zimmern zur Unterbringung von Heimatvertriebenen, wobei Herr Eller und sein „Wohnungskommisar“ Ott in den Augen der Betroffenen sehr ungerecht und mit wenig Fingerspitzengefühl vorgingen, da bestimmte Familien im Dorf hiervon nicht betroffen waren. Dass hierbei die Häuser von früheren Mitgliedern der Nazi-Partei besondere Verwendung fanden versteht sich von selbst. Diese Art negativer Behandlung durch den Bürgermeister erfuhren aber auch Angehörige von KPD und SPD, wenn sie ihm nicht genehm waren.

Dies erzeugte natürlich eine Stimmung von Neid gegen die bevorzugten Hausbesitzer und der Hass auf den Bürgermeister steigerte sich. Auch wurde ausgesagt, dass in seinem Privathaus heimlich Geschenke in Form von Lebensmitteln abgegeben wurden. Viele Einwohner beschwerten sich bei seinen Vorgesetzten auch über den rüden und zum Teil anmaßenden Ton, mit dem der Bürgermeister mit ihnen verfuhr. Mehrmals ist in den Beschwerden vom „Diktatur von Meerholz“ die Rede. Als es der amerikanischen Militärverwaltung zu bunt wurde, zitierten sie den Bürgermeister zum Rapport und letztendlich vor ein Militärgericht, wo er wegen „Verbreitung von falschen Gerüchten“ und „Nichtdurchführung von Befehlen der Militärregierung“ zu einer Strafe von 6 Monaten Gefängnis oder Zahlung von 2.000 RM verurteilt wurde. Außerdem wurde er von den Amerikanern zum 27. November 1946 von seinem Amt als Bürgermeister suspendiert. Ein unrühmliches Stück Meerholzer Nachkriegsgeschichte war damit beendet. Zu seinem Nachfolger wurde Heinrich Paulmichel bestimmt, der die aufgebrachte Stimmung im Dorf wieder in ruhige Bahnen lenkte. Eine lebhafte Diskussion im Anschluss zeugte vom aufmerksamen Interesse der Zuhörer an diesem spannenden Vortrag.


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de


Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige

online werben

Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige

vogler banner

Anzeige

vogler banner

Anzeige

Online Banner 300x250px MoPo 2