Chancen und Zukunft für Blinde und Albinos in Kenia

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Meist landen die aus Frankfurt kommenden Condor-Flieger schon früh am Morgen in Mombasa.

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Wer Glück hat, kann trotz vieler Gepäckstücke zügig den Flughafen verlassen. Mombasa ist eine Insel, die nach Süden – zu den Traumstränden der Tourismusindustrie – nur über die Fähre verlassen werden kann. Der Trubel ist gigantisch. Tausende Menschen, hunderte Autos, Kleinbusse und Lastwagen passieren auf den Pendelbooten die Zufahrt zum größten Hafen Ostafrikas. Die Fähren legen in Likoni an, dem südlichen Vorort von Mombasa. Nur wenige Schritte vom Fähranleger entfernt aber wird es ruhig. Direkt am Wasser, hinter einer großen Lagerhalle, liegt eine Blinden- und Albinoschule. Schon einige Jahre besteht eine enge Verbindung zwischen der Schule und Gelnhausen.

Kürzlich landete auch der Vereinsvorsitzende des Höchster Vereins Wir helfen in Afrika, Helmut Günther, auf dem Moi International Airport und machte sich sogleich auf den Weg Richtung Süden. Schon ganz früh am Morgen stand er also bereits auf dem Schulhof der außergewöhnlichen Bildungseinrichtung. Er hatte sich bei der Schulleitung angekündigt, um den vier Patenkindern zu begegnen, die vom Verein in der Blindenschule in Likoni unterstützt werden. Als Helmut Günther wenige Stunden später die Schule verließ, waren aus den vier Patenschaften fünf geworden.

Kidodi, wie die vier bisherigen Patenkinder aus Mamba Village, dem Projektgebiet der Gelnhäuser, sollte die Schule verlassen, da seine Eltern mehr als ein Jahr die Schulgebühren nicht bezahlen konnten. Helmut Günther handelte spontan. Für ihn kam es nicht in Frage, dass der wissbegierige Junge nicht weiter so gut gefördert wird. Er sprach die Schulleiterin Elizabeth Atieno Ngare an. „Ergebnis des Gespräches war, dass die Schule auf die rückständigen Beträge verzichtet. Unser Verein trägt ab sofort die Schulgebühren“, erzählt der Vereinsvorsitzende.

Das aber war nicht alles, was Helmut Günther in der Schule zu erledigen hatte. Nachdem er sich davon überzeugt hatte, welche Fortschritte die vier Patenkinder Selina, Anifa, Peter, Maria gemacht haben, überreichte er Schulleiterin Ngare eine Tasche voller Sonnenmilch für die Schüler, die an Albinismus leiden. Und leiden ist wörtlich zu nehmen. Denn unter der Äquatorsonne ist die Haut der Kinder den gefährlichen UV-Strahlen schutzlos ausgeliefert. Hautkrebs ist weit verbreitet. „Wir haben immer Sonnenmilch mit sehr hohem Lichtschutzfaktor dabei. Bei uns kostet eine Flasche weniger als fünf Euro, in Kenia locker das Dreifache.“ Auch Schildmützen hat Helmut Günther dabei. Denn auch die sind sehr gefragt bei den Kindern.

Die Schule wurde 2011/2012 innerhalb von sechs Wochen grunderneuert, fünf große Räume errichtet. Umgesetzt hatten das viele hundert Fachkräfte aus Irland, die Tag und Nacht im Einsatz waren. Ausgestattet mit Profi-Werkzeugen, Maschinen und Material. Knapp 160 Schüler besuchen derzeit die staatliche Schule, die von Kenias Heilsarmee unterstützt wird. Alle Kinder müssen Schulgebühren entrichten. Gegründet 1965 ist dies eine der ältesten Blindenschulen in Afrika, die bis heute fortbesteht. Die Lehrer versuchen, so gut es geht ihren Unterricht nach den aktuellsten wissenschaftlichen und blindenpädagogischen Gesichtspunkten auszurichten. Die technische Ausstattung, etwa um Bücher automatisch vorlesen zu lassen, oder – für die Schüler, die noch nicht gänzlich erblindet sind – die Buchstaben deutlich zu vergrößern, sind alt aber zweckmäßig. „Es ist immer wieder eine Freude zu erleben, wie sich die Kinder gegenseitig unterstützen. Die an Albinismus leidenden Kinder helfen ihren blinden Mitschülern“, erzählt Helmut Günther. Er sei immer wieder beeindruckt von der Atmosphäre und der Leidenschaft, mit der die 20 Lehrkräfte sich um ihre Schützlinge kümmern. So erlebt er oft schon kurz nach der Landung in Mombasa die Emotionen, für die er und sein Verein seit vielen Jahren schon arbeiten. Es ist stets der passende Auftakt für die nächsten Tage intensiver Projektarbeit in Mamba Village und dem gesamten Kwale District.

Informationen zu allen Projekten gibt es im Internet unter www.wirhelfeninafrika.de. Wer spenden möchte kann dies auf das Konto mit der Iban DE59 5066 1639 0007 3300 73.

Foto: Selina, Anifa, Peter, Maria und Kidoti (von links), die fünf Schüler aus Mamba Village.
Foto: Die an Albinismus leidenden Kinder und ihre blinden Mitschüler gehen Hand in Hand.


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