Borkenkäfer macht sich an hitzegeschwächten Fichten zu schaffen

Gelnhausen
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Mit seinen Gängen kappt er die Lebensadern geschwächter Bäume zwischen Rinde und Holz, zwischen Wurzeln und Krone - der befallene Baum stirbt ab.



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Und dieser trockene und heiße Sommer spielt ihm noch in die Karten: Der Borkenkäfer ist im Main-Kinzig-Kreis auf dem Vormarsch und macht sich vor allem über die hitzegeschwächten Fichten im Gelnhäuser Stadtwald her. Die Nadelbäume sind aufgrund der langen Trockenheit und Wärme nicht mehr in der Lage, den Käfer durch Harzausschüttungen in Schach zu halten. „Um eine weitere Ausbreitung des Borkenkäfers zu verhindern und den fortwirtschaftlichen und finanziellen Schaden in Grenzen zu halten, müssen wir entsprechende Bekämpfungsmaßnahmen ergreifen“, kündigt Bürgermeister Daniel Christian Glöckner an.

Borkenkäfer bohren zur Eiablage Gänge in die Rinde von Fichten und ihre Larven ernähren sich später von den saftführenden Schichten in der Rinde. Der Befall einzelner Bäume sorgt im Ökosystem Wald für die natürliche Beseitigung von geschwächten Exemplaren und schafft Platz für Neubesiedelung. Bei durch Windbruch vorbelasteten Fichtenmonokulturen oder Fichtenbeständen, die durch Hitze und Trockenheit geschwächt sind, kann es zum Massenbefall kommen. „Aktuell sind etwa 700 bis 1000 Festmeter Fichtenholz an mehreren Standorten im Gelnhäuser Stadtwald befallen, davon sind bereits 400 Festmeter geschlagen“, erläutert der städtische Umweltberater Jürgen Koch. Der Waldbesitzer – in diesem Fall die Stadt Gelnhausen - sei gesetzlich verpflichtet, Abwehrmaßnahmen zu ergreifen, um (noch) nicht befallene Fichtenbestände zu schützen. Die Maßnahmen sollten ferner die Ausbreitung des Käfers in die Fichtenbestände der Waldnachbarn verhindern. Zudem sei das im Gelnhäuser Stadtwald unter Einhaltung bestimmter Standards nachhaltig erwirtschaftete Holz mit dem PEFC-Gütesiegel (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes) versehen. Würden keine Maßnahmen gegen den Borkenkäfer ergriffen, führe das zum Verlust der Zertifizierung und damit sei das Holz auf dem Markt kaum noch absetzbar, erklärte Koch weiter. Um eine weitere Ausbreitung des Schädlings zu verhindern, müssten befallene Bäume umgehend gefällt, zerlegt und vor allem geschält werden. Auch die Krone müsse zeitnah gehäckselt werden. „Leider verzögert sich wegen der großen Holzmenge, die durch den höheren Einschlag aufgrund des Käferbefalls in ganz Hessen entstanden ist, der Abtransport der bereits aufgesetzten Polter. Sie können vom Schädling wieder besiedelt werden“, ergänzt der Rathauschef. „Um weitere Ausbreitungen zu verhindern, sind von der Landesforstverwaltung Ausnahmegenehmigungen erteilt worden. Nach Rücksprache mit Revierförster Lukas Rippl werden die Fichtenpolter im Stadtwald mit einem Pflanzenschutzmittel behandelt. Dadurch können wir verhindern, dass die in den Holzpoltern befindlichen Larven nach dem Schlupf ausfliegen und weitere Bäume befallen.“

Die Fachleute sehen keine Alternativen zum Notfällen und dem Einsatz des Pflanzenschutzmittels. Das Einwickeln des Holzes in Folie sei nur im Fall von nicht befallenen Stämmen sinnvoll, die damit vor dem Eindringen der Käfer geschützt werden könnten. Zur Verhinderung des Ausflugs der Käfer bei bereits befallenen Stämmen sei diese Methode laut Auskunft von Stefan Brinkmann, stellvertretender Forstamtsleiter Hanau-Wolfgang, nicht tauglich, wie Jürgen Koch berichtete. Zudem verursache das Einpacken in Folie Mehraufwand und hohe Kosten, was bei den gesunkenen Holzpreisen zu weiteren finanziellen Verlusten führen würde.

Um das Langholz effektiv behandeln zu können, werden die Polter flächig und nicht im Stapel gelegt, was Naherholungssuchende und vor allem Kinder zum Balancieren auf den Stämmen verleiten könnte. „Das Betreten der Polter ist gesetzlich verboten. Aus gutem Grund: Es kommt immer wieder zu schweren Unfällen, weil die Stämme ins Rollen geraten, während Menschen darauf herumklettern“, appelliert Bürgermeister Glöckner an die Vernunft der Waldbesucher. Die abgeholzten Fichtenbestände werden wieder aufgeforstet, versichert Lukas Rippl von Hessen Forst, Revierleiter in Gelnhausen. Allerdings nicht mit Fichten. „Meine Hauptaufgabe ist der Waldumbau und die Waldverjüngung mit standortgerechten Baumarten, die dem Klimawandel angepasst sind“, so Rippl.

Foto: Revierleiter Lukas Rippl (links) gewährt Bürgermeister Daniel Christian Glöckner im wahrsten Wortsinne Einblick in den Borkenkäferbefall im Gelnhäuser Stadtwald.


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