Tausende von Menschen säumten am Samstag die Straßen in Gelnhausen, durch die sich der 49. Faschingsumzug schlängelte. Zwischen den Gelnhäuser „Käwwern“, die in diesem Jahr den närrischen Lindwurm anführten, und dem Gelnhäuser Geselligkeitsverein „Die Schelme“, die das Schlusslicht bildeten, sorgten knapp 2000 Fassenachter mit etwa 80 Zugnummern für ein farbenfrohes und ideenreiches Spektakel.
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Für viele Menschen war der Umzug nach der schrecklichen Bluttat von Hanau eine Demonstration des Zusammenstehens gegen Gewalt und Terror. Die Straßen zwischen Ziegelhaus und Finanzamt hätten kaum ein größeres närrisches Publikum fassen können. Den neuen Zugmarschall Jakob Morkel erreichten zudem kurzfristig Anfragen von Karnevalsvereinen aus dem Hanauer Umland, wo Umzüge wegen des Terroraktes ausfielen. Einige Nummern konnten noch integriert werden. „Unser neuer Zugmarschall hat seine Feuertaufe bestanden“, bescheinigte ihm Bürgermeister Daniel Christian Glöckner, der sich freute, dass der Umzug und die anschließende Party auf dem Obermarkt weitgehend friedlich verlaufen waren. „Nach der rassistischen Gewalttat in Hanau hat sich der Magistrat die Entscheidung, den Umzug stattfinden zu lassen, nicht leichtgemacht. Wir wollten zeigen, dass wir uns nicht einschüchtern lassen, dass wir zusammenstehen, zusammen gedenken und zusammen feiern. Das war unser Plädoyer für Vielfalt und ein friedliches Miteinander“, so Bürgermeister Glöckner. Und so waren die Ereignisse von Hanau in vielen Gesprächen Thema. Der Vater eines achtjährigen Jungen aus Maintal, wo der Umzug abgesagt wurde, fasste die ambivalente Haltung von Eltern zusammen: Er verstehe, dass die Umzüge in Hanau und Maintal abgesagt worden seien, er stehe auch dahinter. Aber seinem Sohn, der sich seit Tagen auf das Ereignis freue, habe er nicht erklären können, wieso es dieses Jahr für ihn keine Teilnahme an einem Umzug gebe sollte. So seien sie zum ersten Mal in Gelnhausen dabei gewesen.
Der Zug nahm dieses Jahr einen leicht geänderten Verlauf und die Party, die von Gelnhäuser Gastronomen organisiert wurde, fand auf dem Obermarkt statt, der aufgrund des Ansturms aus allen Nähten platzte. „Probleme machen uns weiterhin der Müll und die Wildpinkler, die die zusätzlich aufgestellten Toilettenanlagen nicht im wünschenswerten Maß genutzt haben, um es vorsichtig auszudrücken. Daran müssen wir verstärkt arbeiten“, so der Rathauschef. Auch im Lagebild der Polizei tauchten die Wildpinkler aus, die Beschwerden kamen demnach von Anwohnern der Töpfer- und der Kuhgasse. Außerdem hätten sechs Platzverweise ausgesprochen werden müssen. Um 21.30 Uhr sei die Veranstaltung auf dem Obermarkt wie geplant aufgelöst worden.
Die Feuerwehr Gelnhausen rückte gegen 20.45 Uhr zur Kneipe "Eulenspiegel" in die Röthergasse aus, dort war Pfefferspray im Lokal versprüht worden. Die Feuerwehr musste allerdings nicht eingreifen, da die Belüftung über die Öffnung der Fenster ausreichte.