Wie ein stiller Wink der Bäume an die Menschen

Gelnhausen
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Besonders im Frühling ist der Gang über den Pfaffenpfad ein Wandergenuss.



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Von Peter Völker

Von den letzten Häusern über der Altstadt an schlängelt sich ein schmales begehbares Band, das teilweise aus Treppen besteht, durch den dem Kinzigtal zugeneigten Südhang, eingesäumt von steilen Gärten gen Süden und alten Stützmauern aus vergangenen Weinbergtagen gen Norden, überwuchert mit allerlei Blütenpflanzen zur Zierde des Menschenwerkes, umschwärmt von Bienen und anderen Insekten. Ein leichter, milder Wind führt Apfelblütenduft aus den Gärten. In den Sandsteinritzen huschen Eidechsen, aufgeschreckt vom Sonnenbad von den Tritten des Wanderers. Vogelgezwitscher allüberall. An einer Stelle ein neu erweckter terrassierter Weinberg, der Zeugnis ablegen soll über die Jahrhunderte andauernde Weinblüte Gelnhausens.

Einige Gärten der Natur überlassen, verwunschen. Und immer wieder öffnen sich zwischen Baumkronen und Büschen (Maler-)Blickwinkel auf die Dächer der Altstadt und auf die dunkelgrüne Nordseite des Spessarts in der Ferne. Immer. Wenn ich den Pfad gehe, gewinne ich nicht nur geografische Höhe, sondern Inspiration, spüre ich, umgeben von der natürlichen Schönheit gleichermaßen nach innen wie nach außen, weitet sich mein Bewusstsein. Vielleicht trägt deshalb der Pfaffenpfad auch den Beinamen „Philosophenweg“.

Dieser besonderen geschenkten Achtsamkeit habe ich in diesen Wintertagen bei einem Spaziergang die Wahrnehmung eines Naturphänomens zu verdanken. Kurz bevor eine steile Treppe Richtung Waldkindergarten und Blockhaus hinaufführt, fallen die Gärten besonders steil ins Tal hinab. Und an der Abbruchkante stehen drei blattlose Eichen wie mahnende Zeugen eines bedrückenden Zeitwandels. Der Älteste und Kräftigste in der Mitte hat wohl vor Jahrzehnten einen Ast zu dem sich schon dem Abgrund neigenden Baumgesellen zur Linken ausgetrieben und ihn irgendwann in der Falte des nach oben geteilten Stammes der Nachbareiche abgelegt. Der gefährdete Baum nun, hat den Ast in seinen Stamm integriert und somit die „Führsorge“ des starken Nachbarn angenommen. Heute ist er fest mit dem rettenden Ast verwachsen und genießt Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit am Steilhang des Philosophenweges.

Ein paar Tage später ziehe ich den Biologen, Maler und Schriftsteller Hans Melchior Schmidt zu Rate, mit dem ich seit Jahren befreundet bin. Er staunt wie ich. Wir denken, in diesen Tagen des Abstandes könnten wir Menschen Solidarität und wahre Nähe von den Bäumen lernen.

Foto: Bäume am Abhang.
Foto: Auch der zu Rate gezogener Biologe Hans Schmidt beeindruckt.
Foto: Zwei Eichen verwachsen.


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