Pflegemaßnahmen in Naturschutzgebieten bei Gelnhausen

Gelnhausen
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Die warmen Sommertage sind längst vorüber, das Laub an den Bäumen hat sich anmutig verfärbt. Es hat sich in der Natur rasch ein Zustand bunter Farbenpracht eingestellt. Doch das herbstliche Naturschauspiel in den Naturschutzgebieten rund um Gelnhausen wird in diesem November gelegentlich von dem Brummen einiger Forstmaschinen begleitet. Denn im Herbst und Winter sind alle Maßnahmen durchzuführen, die die Naturschutzgebiete wieder instandsetzen. So wird gewährleistet, dass die individuellen Schutzziele jedes Gebiets auch auf Dauer erreicht werden können.

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So wird zum Beispiel im Naturschutzgebiet Hailerer Sonnenberg in diesen Wochen eine zugewachsene Streuobstwiese wieder instandgesetzt. „Nur gepflegte Streuobstwiesen bieten den Charakterarten dieses geschützten Biotops einen optimalen Lebensraum. Nach der Entnahme von allerhand Gebüsch wird sich der Steinkauz und der Gartenrotschwanz hier wieder wohler fühlen.“ Zu diesem Ergebnis kommt der Funktionsbeschäftigte Naturschutz Claus Keller vom zuständigen Forstamt Hanau-Wolfgang. Er ist mit dem Schutzgebietsmanagement fast aller Schutzgebiete im westlichen Main-Kinzig-Kreis beauftragt. Regelmäßig begutachtet er den aktuellen Pflegezustand in den Naturschutzgebieten und plant gegebenenfalls notwendige Maßnahmen.

Abgestorbene Äste und Bäume werden von der Fläche im Hailerer Sonnenberg geräumt und die seit Jahren zuwachsende Wiese mit einem Mulchgerät bearbeitet. „Das sieht brachial aus. Allerdings kann nur auf diese Weise die Ausbreitung der Schlehe und der Brombeere unterbunden und langfristig die Streuobstwiese erhalten werden.“ Heckenschnitt und Baumreste werden anschließend von der Fläche geräumt. Obstbäume mit Strukturen wie Höhlen, Spalten und weiteren Mikrohabitaten werden selbstverständlich für die Artenvielfalt erhalten und auf der Wiese belassen. Das ist dem gelernten Forstmann Keller sehr wichtig.

Weitere Naturschutzmaßnahmen hat er sowohl in der Tongrube bei Gelnhausen Hailer als auch in der Kinzigaue bei Gelnhausen durchgeführt. So wurde in der Tongrube auf einer ehemalige Freifläche die Bäume und Brombeeren mit einem Mulchgerät entfernt. Entwicklungsziel ist es, langfristig lichte Bereiche mit einzelnen Bäumen zu schaffen. Keller wünscht sich ein vielfältiges Mosaik aus Vogelkirsche, Walnuss und Ahorn. Zusätzlich werden Hecken und Sträucher am Randbereich dieser Fläche gefördert, um einen strukturreichen Wanderkorridor für verschiedene Tierarten zu schaffen.

Im Naturschutzgebiet Kinzigaue bei Gelnhausen wird hingegen ein Graben von Weidenbüschen befreit, um die leicht strömende Wasserfläche im Graben wieder besser zu besonnen. Dies kommt unter anderem seltenen Libellenarten besonders zu Gute. Derzeit sind große Forstmaschinen im Naturschutzgebiet Westbruch von Breitenborn unterwegs. Eine naturschutzfachlich bedeutsame Steilwand des inaktiven Steinbruchs wird wieder freigestellt. Der Naturschutzexperte setzt einen sogenannten Schreitbagger ein, der die großen Basaltblöcke überqueren kann und gefällten Bäume von der Steinbruchsohle abtransportiert. Durch die bessere Sonnenbestrahlung dient der Steinbruch Reptilienarten als Refugium. Zudem wird typischen Steinbruchbrutvogelarten wie dem Uhu oder dem Wanderfalken der Anflug der Steilwand erleichtert.

Zur Schonung vorkommender Arten während der Brut- und Setzzeit werden die Pflegeeinsätze an Gehölzen grundsätzlich in den Herbst- und Wintermonaten durchgeführt. „Die zielgerichtete Pflege und aktive naturgemäße Gestaltung der Naturschutzgebiete mit der breiten Palette von Arten und Lebensräumen ist das schönste an meinem Beruf,“ betont Keller, „ich bin gespannt wie sich die Naturschutzgebiete im kommenden Frühjahr präsentieren werden.“

Die Betreuung und Pflege der Naturschutzgebiete übernehmen in Hessen traditionell die Forstämter. Alle Maßnahmen werden in Abstimmung mit den Oberen Naturschutzbehörden geplant. Dazu wurden in allen Forstämter spezielle Stellen geschaffen, die Funktionsbeschäftigten Naturschutz.

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