Chance vertan? Eine Stellungnahme des Bürgermeisters

Großkrotzenburg
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Die Tagesordnung des Umwelt- und Bauausschusses für die Sitzung am 18.09.2019 ließ erwarten, dass über die Entwicklung von Flächen für Wohnbebauung diskutiert würde. Dies sollte sich jedoch sehr schnell als Trugschluss herausstellen.



Beratungsgrundlage für die Sitzung waren eine Machbarkeitsstudie der Baulandoffensive Hessen zur Entwicklung eines Gebietes im Westen von Großkrotzenburg, sowie zusätzlich zwei hierauf basierende Vorschläge von namhaften Planungsbüros. Die Machbarkeitsstudie wurde den Mandatsträgern aus Gemeindevorstand und –vertretung bereits im April 2019 von Vertretern der Baulandoffensive vorgestellt. Die Studie basiert unter anderem auf dem bereits bestehenden Fehlbedarf an Wohnraum und der statistisch belegten Prognose, dass in Großkrotzenburg zukünftig vermehrt Wohnraum nachgefragt wird und dass insbesondere der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum steigen wird.

Wer nun im Fachausschuss eine sachliche Diskussion der Studie erwartet hatte, sah sich alsbald enttäuscht. Ohne auch nur ein einziges sachliches Argument vorzutragen, votierte die Mehrheit der Ausschussmitglieder dafür, dass über die Entwicklung von Flächen für (auch bezahlbaren) Wohnraum nicht weiter beraten werden solle. Dass man sich hierbei auch über den eindeutig von einer Fraktion geltend gemachten Beratungsbedarf hinwegsetzte, mag man entsprechend würdigen. Stattdessen formulierte der Ausschussvorsitzende eine Beschlussempfehlung an die Gemeindevertretung, die ausschließlich einen Aufstellungsbeschluss für eine Fläche von rund 3 ha im Norden der Straße „Eichelacker“ zum Gegenstand hat. Hierbei nimmt man allerdings sehenden Auges in Kauf, dass sowohl die Erschließung dieser Fläche, deren anschließende Bebauung und zu guter Letzt auch der Anliegerverkehr ausnahmslos über die ohnehin bereits belasteten Straßen in den ehemaligen Neubaugebieten einschließlich Schulstraße bzw. über die Bahnhofstraße abgewickelt werden müssen.

Selbst der Vorschlag eines mit dem Planungsverband bereits angesprochenen Flächentauschs, der eine Gebietsentwicklung von Süden her (Taunusstraße L3309) ermöglichen würde und der von den Planern ausdrücklich empfohlen wurde, fand im Ausschuss nicht ansatzweise Gehör. Sicherlich ist die Entwicklung von Wohnbauflächen sehr differenziert zu betrachten, da derartige Flächen unter anderem auch weitere Infrastruktur erfordern (beispielsweise Kindergarten). Aber ein für die Ortsentwicklung derart wichtiges und grundsätzliches Thema ist zwingend auch unter entsprechender Bürgerbeteiligung zu diskutieren, zum Beispiel im Rahmen einer Bürgerverssammlung. Einer solchen Diskussion will man sich aber offensichtlich mehrheitlich nicht stellen. Über die Gründe hierfür darf nur spekuliert werden, da – wie erwähnt – im Rahmen der Ausschusssitzung kein einziges Sachargument vorgetragen wurde. Schade. Bleibt zu hoffen, dass die Gemeindevertretung sich der Wichtigkeit des Themas bewusst ist und dem Votum der Mehrheit der Ausschussmitglieder nicht folgt. Ansonsten würde gelten: Chance vertan!


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