Grüne besuchen Friedrichshof: Ökologische Landwirtschaft wäre besser

Niedergründau
Typographie
  • Smaller Small Medium Big Bigger
  • Default Helvetica Segoe Georgia Times

800 Kühe und 800 Stück Jungvieh stehen auf dem Friedrichshof in Niedergründau. Damit gehört dieser zum größten Landwirtschaftsbetrieb im Main-Kinzig-Kreis, und zu einem der größten in Hessen.



gruenefriedrichshof.jpg

Im Rahmen eines Besuches informierte sich die Grüne Kreistagsfraktion über den indsutriell organisierten Landwirtschaftsbetrieb.

Ende Januar wurde der Friedrichshof in Niedergründau offiziell als Partnerbetrieb des Projekts „Lernfeld Landwirtschaft“ ausgezeichnet. Damit ist der Familienbetrieb einer von zahlreichen Landwirtschaftsbetrieben des Kreises, die dem Projekt beigetreten sind. Ziel des vom Kreis sowie dem Kreisbauernverband initiierten Programmes ist es, Schulklassen sowie Kita-Gruppen das Kennenlernen von Bauernhöfen und der landwirtschaftlichen Produktion zu ermöglichen: „Kooperationen mit Schulen machen wir bereits sehr lange“, erklärt Manuel Schneider, der gemeinsam mit seiner Familie den Hof betreibt, im Gespräch mit der Grünen Kreistagsfraktion. Ein Besuch dauere mehrere Stunden, auch auf Grund der Größe des Hofes. 800 Hektar Fläche werden bewirtschaftet, darunter 220 Hektar Grünfläche und 500 Hektar Ackerland.

Dabei wird den insgesamt 28 Angestellten die Arbeit mittlerweile von der Technik erleichtert: „Wir können messen, wie viel Milch eine Kuh gibt oder wie viel sie sich bewegt und dadurch auch Krankheiten feststellen“, erklärt Schneider. Die Kühe werden drei Mal am Tag zum Melken aus den riesigen, teilweise fast 150 Meter langen Ställen, geholt: „Dabei gibt es Kompostierungsställe, Stroh- Boxen oder Laufställe. Hier lässt sich der Weg der Landwirtschaft gut erkennen“, berichtet er mit Blick auf die ständigen neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Milchviehhaltung. Der pro Kuh benötigte Platz ist dabei von Rasse zu Rasse grundlegend verschieden, Kühe benötigen beispielsweise mehr Platz als Rinder, „damit sie sich auch mal rausstrecken können.“

„Wir verkaufen nicht nur Milch, sondern auch Getreide und Fleisch“, berichtet Schneider. Vieles, was auf den Äckern angebaut wird, wandert aber in die Futtermittelherstellung für eigenen Tiere. „Den Zeitpunkt, wann eine Kuh geschlachtet wird, bestimmen wir nach der Wirtschaftlichkeit“, erklärt der Landwirt. Gibt eine Kuh wenig Milch oder wird krank, sei die Haltung wirtschaftlich nicht mehr rentabel, da die Futterkosten pro Tier bei rund vier Euro täglich lägen: „Es kann also sein, dass eine Kuh ein, aber auch vierzehn Jahre alt wird.“ Verkauft wird das Fleisch beispielsweise an eine große FastFood-Kette. Auf dem Friedrichshof finden sich nur weibliche Tiere, „männliche Kälber verkaufen wir zwei Wochen nach der Geburt auf Höfe, die sich auf die Bullenaufzucht spezialisiert haben“, erklärt Schneider. Die frisch geborenen Kälber werden anschließend in der ersten Woche täglich untersucht und in speziellen beheizten Strohbetten untergebracht.

Der Landwirtschaftsbetrieb hat sich zudem auf erneuerbare Energien spezialisiert. Neben Photovoltaik-Anlagen finden sich auch zwei große Biogasanlagen, die Strom für rund 2.000 Haushalte produzieren. „Grundlegend lässt sich aber sagen, dass der Friedrichshof als industrieller Landwirtschaftsbetrieb mit 800 Milchkühen einen guten Eindruck in Bezug auf das Tierwohl macht“, fasst Bernd Wietzorek, umweltpolitischer Sprecher und Mitglied im kreiseigenen Ausschuss für Landwirtschaft den Besuch zusammen: „Dennoch ist die industrielle Landwirtschaft nicht die Landwirtschaft, die wir präferieren. Die Tatsache, dass die Jungtiere direkt nach der Geburt von ihren Müttern entfernt werden und enthornt werden, deckt sich nicht mit unseren Ansichten einer ökologischen und biologischen Landwirtschaft.“ Ebenso sei der Einsatz von Herbiziden, Fungiziden und Insektiziden kritisch zu bewerten: „Hier müssen ökologische und umweltverträgliche Alternativen gefunden werden. Außerdem sollte grundsätzlich überdacht werden, ob es Höfe mit 1600 Tieren geben muss und ob unser derzeitiges Konsumverhalten zielführend ist.“

Der Niedergründauer Friedrichshof zeige die Herausforderung des Projekts „Lernfeld Landwirtschaft“: „Viele Schülerinnen und Schüler besuchen nur einen Hof. Es ist aber wichtig, neben der industriell ausgerichteten Landwirtschaft auch die ökologische darzustellen“, so Wietzorek abschließend.


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de


Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige

online werben

Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige

vogler banner

Anzeige

vogler banner

Anzeige

Online Banner 300x250px MoPo 2