Seitzsche Kapelle ist zu einer Kolumbariumskirche geworden

Hanau
Typographie
  • Smaller Small Medium Big Bigger
  • Default Helvetica Segoe Georgia Times

Sie ist die wohl eindrucksvollste Grabstätte auf dem Hanauer Hauptfriedhof: die Seitzsche Kapelle.



seitzeskapelle3.jpg

seitzeskapelle2.jpg

seitzeskapelle1.jpg

seitzeskapelle.jpg

Der städtische Eigenbetrieb Hanau Infrastruktur Service (HIS) hat mit einem Aufwand von rund 120.000 Euro das neuromanische Kulturdenkmal saniert und zwei Urnenwände einbauen lassen. "Wir bieten hier mit der Beisetzung in einem innenliegenden Kolumbarium eine einmalige Art der Verabschiedung und des Andenkens", hebt Stadtrat Thomas Morlock hervor. Der Zutritt zu den 48 Urnenkammern ist allein den Angehörigen vorbehalten.

Das unter Denkmalschutz stehende Grufthaus entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Zur damaligen Zeit entsprach es bei Wohlhabenden dem Trend, "Gruft und Andachtsräume für familiäre Treffen in repräsentativen Bauten zu verbinden", wie der Denkmaltopographie für die Kulturdenkmäler in Hessen zu entnehmen ist. Die Familien Seitz, Körbel und Traxel bestatteten hier ihre Verstorbenen, Marie Seitz war 1909 die erste. Davon zeugen die Gedenktafeln in der Kapelle, die HIS hat restaurieren und von der Seite, wo jetzt die Urnenwände stehen, über die Eingangstür versetzen lassen. Unter einer anthrazitfarbenen Metallplatte im Fußboden befinden sich weiterhin vier Särge und zwei Urnen verstorbener Familienmitglieder. 2014 übertrug Klaus Traxel das Grufthaus per Vertrag an die Stadt Hanau; ein Nutzungsrecht für die Familie besteht nicht mehr. "Seinerzeit haben wir uns verpflichtet das Denkmal zu erhalten", so HIS-Betriebsleiter Markus Henrich.

Auch nach der Sanierung besticht die 34 Quadratmeter messende Seitzsche Kapelle durch ihre architektonischen Charakteristika: Quadermauerwerk, bleigefasste Farbglasfenster, gewölbte Holzdecke, Christusstatue gegenüber dem Eingang und bronzene Zugangstür mit Löwenkopfbesatz. Die neuen Urnenwände bestehen aus einem Edelstahl-Korpus, der mit hellem Flex-Sandstein aus Brandenburg verkleidet wurde. Der Stein wird in feinen Sedimentstrukturen abgebaut, auf ein Baumwollgewebe aufgeklebt, grundiert und versiegelt. Voll-Stein einzusetzen, wäre wegen des zu hohen Gewichts aus statischen Gründen problematisch, erläutert Florian Venino von der Firma V+P Friedhofskonzepte (Hofheim), mit der HIS beim Erneuern der Seitzschen Kapelle zusammenarbeitete.

HIS ließ den Fußboden der Kapelle erneuern und dabei eine Heizung einbauen. Die nun verwendete indirekte Beleuchtung in den Gedenknischen der Urnenwand sorgt für ein stimmungsvolles Ambiente. Diese LED-Leuchten ersetzen Kerzen, die innen genauso wenig verwendet werden dürfen wie Blumenschalen und Gestecke. Für diese sowie für Kränze ist eine Ablagefläche vor der Kapelle neben der Treppe vorgesehen. Um den barrierefreien Zugang zu ermöglichen, bietet HIS bei Bedarf eine mobile Rampe an. Dass die Seitzsche Kapelle zu einem innenliegenden Kolumbarium geworden ist, entspricht wiederum einem heutigen Trend. Denn immer häufiger werden nicht mehr für Gottesdienste genutzte Bauten in Kolumbariumskirchen umgewidmet. So die Erfahrung von Venino, mit der HIS beim Erneuern der Seitzschen Kapelle zusammenarbeitete. Einen Friedhof in der Kirche gibt es mit 2600 Urnenkammern beispielsweise in Mönchengladbach, eine mit 1600 Urnenkammern in Köln.

Die Nutzung kostet dort mehr als in Hanau, so Venino. In Hanau berechnet die städtische Friedhofsverwaltung pro Urnennische 5240 Euro über die Nutzungsdauer von 20 Jahren.

Foto: Erstrahlt in neuem Glanz: die Seitzsche Kapelle auf dem Hanauer Hauptfriedhof.
Foto: Mit der Sanierung befasste Fachleute (von links): Hanaus Friedhofschefin Alexandra Kinski, Lothar Ross von HIS und Florian Venino von der Firma V+P Friedhofskonzepte.
Foto: Zufrieden mit der runderneuerten Seitzschen Kapelle: HIS-Fachleute mit ihrem Betriebsleiter Markus Henrich (Dritter von rechts) und Stadtrat Thomas Morlock (Zweiter von links) sowie Florian Venino von der Firma V+P Friedhofskonzepte.
Foto: Die Erinnerungstafeln wurden von der Seitenwand weggenommen und über dem Kapelleneingang angebracht.

Fotos: Stadt Hanau


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de