Auskreisung fördert die Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse

Hanau
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Dem akuten Wohnungsmangel in der Stadt stehen Leerstände im ländlichen Raum gegenüber.



Während es in der Stadt eine hohe Zahl von Langzeitarbeitslosen gibt, können sich die Umlandgemeinden über Quoten freuen, die an Vollbeschäftigung grenzen. Landflucht und massiver Zuzug in den Ballungsräumen sind zwei Seiten der gleichen Medaille. Das Auseinanderdriften der Gesellschaft und die rasanten, oft aber gegenläufigen Entwicklungsprozesse im ländlichen und urbanen Raum sind unübersehbar und haben die Notwendigkeit, gleichwertige Lebensverhältnisse zu schaffen, in den Fokus der öffentlichen Diskussionen und Entscheidungen gerückt.

"Wir fühlen uns durch das von der Bundesregierung vorgelegte Konzept für gleichwertige Lebensverhältnisse in unseren Thesen, die in der Studie ‚Raum im Wandel‘ erläutert sind, voll bestätigt," greift Oberbürgermeister Claus Kaminsky den jüngsten Kabinettsbeschluss zu diesem Thema auf, auch um auf die Parallelen zur konkreten Situation der Bald-Großstadt Hanau im Main-Kinzig-Kreis hinzuweisen. Erst Anfang letzter Woche hatte die Stadt selbst eine Studie vorgestellt, in der die Stadtentwicklungsgesellschaft Projektstadt herausgearbeitet hat, warum unter raumordnerischen Aspekten sowohl die Stadt Hanau als auch der Main-Kinzig-Kreis mit den verbleibenden 28 Kommunen von der angestrebten Kreisfreiheit profitieren würden. Herausragendes Argument war dabei, dass die Bedürfnisse und Herausforderungen beider Partner so weit auseinanderliegen, dass sie sich gegenseitig in der notwendigen Weiterentwicklung behindern würden. "Dieses Auseinanderdriften ist selbstverständlich kein neues Problem, aber es ist im Rahmen der heutigen Struktur entstanden und das Ergebnis eines Prozesses, der sich zunehmend beschleunigen wird", so der OB, der von Marion Schmitz-Stadtfeld, der Leiterin der Integrierten Stadtentwicklung der Projektstadt, nachdrücklich unterstützt wird. "Wer die Forderung nach gleichwertigen Lebensverhältnissen ernst nimmt, kommt um eine Entlassung Hanaus in die Kreisfreiheit gar nicht herum", bringt sie es auf den Punkt und zitiert aus der in ihrem Haus erstellten Studie: "Durch die Auskreisung würde die Übereinstimmung von politischem und administrativem Verwaltungsbereich mit der raumstrukturellen Lebenswirklichkeit hergestellt. Damit würde eine fokussierte Problembearbeitung und Gestaltung der Zukunft unterstützt."

Wie diese Fokussierung im Konkreten aussehen kann, zeigt das geplante "Hanauer Modell" in einer gemeinsamen Einrichtung mit der Agentur für Arbeit. In dem geplanten "Zentrum rund um das Erwerbsleben" ist ein verzahnter und mehrstufiger Arbeitgeberservice, der Hanauer Unternehmen unterstützt, ebenso vorgesehen wie ein spezialisierter Fachdienst für Langzeitarbeitslose oder eine übergreifende Servicestelle ‚Bildung und Teilhabe‘. Als kreisfreie Stadt hat Hanau die Möglichkeit, hier in der gemeinsamen Einrichtung mit der Arbeitsagentur passgenaue Lösungen für die Herausforderungen einer Großstadt anbieten. "Das soll die Arbeit des Kommunalen Centers für Arbeit nicht geringschätzen, aber der Spagat zwischen einer Arbeitslosenquote von 2 Prozent im Kreisgebiet und 7 Prozent im Stadtgebiet wird immer schwieriger", macht OB Kaminsky deutlich, dass hier ein Spannungsfeld mit sehr unterschiedlichen Anforderungen besteht. "Wenn jeder sich nur noch auf seine spezifischen Probleme konzentrieren kann, lassen sich Ressourcen viel zielgerichteter und erfolgreicher einsetzen."

Mit ihrem Wunsch nach Autonomie und den entsprechenden Beschlüssen hat die Stadt Hanau auf dem Weg zur Großstadt Weitsicht bewiesen und letztlich vorweggenommen, was jetzt auch von der Bundesregierung mit ihren Plänen zur Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse angestoßen werden soll. Diese zeigen nach Ansicht des Hanauer Oberbürgermeisters einige gute Ansätze, wie strukturschwachen Kommunen wichtige Impulse für eine positive Entwicklung gegeben werden könnte. Allerdings sei es jetzt auch notwendig, zügig in die Umsetzung zu gehen. "Die Ausgangslage ist aber sowohl in unserer Studie als auch bei den Überlegungen des Bundes immer davon geprägt, dass wir die divergierende Entwicklung Stadt und Land nicht länger untätig hinnehmen können."
Für Kaminsky ist es durchaus nachvollziehbar, dass der Aufgabenüberlastung der Großstädte in vielen ländlichen Regionen ein Gefühl des "Abgehängtseins" gegenübersteht. Darin sieht der Hanauer OB eine echte Gefahr für die Gesellschaft, weil die unterschiedlichen Entwicklungen als Spaltpilz wirken und sich schädlich auf die Demokratie auswirken können. "Deshalb kommt der Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse, für die eine engagierte und vorausschauende Raumplanung die Voraussetzung ist, eine so hohe Bedeutung zu."

Die für Hanau erarbeitete Studie korrespondiert nach Ansicht von Kaminsky auch in der Frage, welche Bedeutung den Mittelzentren zukommt, mit den Ergebnissen der Kommission. Beide Berichte kommen zu dem Fazit, dass eine Stärkung unumgänglich ist. Für die Region dokumentiert das Gutachten aber auch, wie diese notwendige Stärkung durch eine "statusgefährdende Konkurrenz" der Stadt Hanau kaum umzusetzen ist. "Die Auskreisung der Stadt Hanau bietet den betroffenen Kommunen im Main-Kinzig-Kreis die einmalige Chance, aktiv die grundlegenden Funktionen der Mittelzentren exemplarisch für das Land Hessen mitzugestalten."

Zwei starke Partner in der Region, die sich auf Augenhöhe begegnen, eröffnen aber auch neue Perspektiven, das eigene Profil zu schärfen und eigene Vorzüge in der Außendarstellung besser herauszuarbeiten. "Ohne gegenseitige Abhängigkeiten berücksichtigen oder Rücksicht auf unterschiedliche Interessenslagen nehmen zu müssen, könnte der Main-Kinzig-Kreis offensiver in Konkurrenz zu Hanau gehen, wenn es darum geht, die Attraktivität der ländlich geprägten Strukturen im Wettbewerb um Menschen und ansiedlungswillige Unternehmen zu betonen," zeigt OB Kaminsky abschließend auf, dass es auch für den Kreis erhebliche Vorteile bringen würde, wenn er seine Stärken zielgerichteter ausspielen kann.


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