Gemeinsam ein starkes Zeichen setzen

Hanau
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"Wir wollen gemeinsam mit der jüdischen Gemeinde Hanau ein starkes Zeichen gegen Antisemitismus und rechtsextremistisches Gedankengut setzen", rufen Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) und Stadtverordnetenvorsteherin Beate Funck (SPD) die Bürgerinnen und Bürger der Stadt auf, sich am Mittwoch, 16. Oktober, um 17 Uhr auf dem Freiheitsplatz im Schatten des Denkmals für den jüdischen Maler Moritz Daniel Oppenheim zu versammeln.



Mit dieser Kundgebung wird den Hanauerinnen und Hanauern die Gelegenheit gegeben, gemeinsam ihrem Entsetzen über die Ereignisse in Halle und ihrer Solidarität mit den jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern Ausdruck zu verleihen.

Schockiert hatte auch der Vorstand der Jüdischen Gemeinde Hanau auf die antisemitischen Angriffe auf die Synagoge in Halle reagiert. Oliver Dainow von der Jüdischen Gemeinde Hanau, der ebenfalls als Redner an der Kundgebung am Mittwoch teilnehmen wird, sieht insbesondere in der Brutalität des Angriffs eine bisher in dieser Form nicht dagewesenen Stufe. Doch gleichzeitig zeigte sich der Vorstand der Gemeinde bewegt über die Anteilnahme, die in Hanau auf verschiedene Art und Weise ausgedrückt wurde. "Wir konnten spüren, dass wir nicht alleingelassen werden."

Es habe in Hanau gute Tradition, rechtsextremistischem Gedankengut entschlossen entgegenzutreten, so Hanaus Oberbürgermeister. "Daran wollen wir anknüpfen, wenn wir mit einer mahnenden Kundgebung einerseits den Opfern des Attentats in Halle gedenken, aber andererseits auch ein klares Signal an die jüdischen Gemeinden in unserem Land und in unserer Stadt senden, dass sie sich der Unterstützung und Solidarität von Politik und Stadtgesellschaft sicher sein können."

Das Entsetzen über die Ereignisse in Halle lasse sich kaum in Worte fassen, so der OB weiter. Es müsse sich im Umgang mit Antisemitismus und rechtsextremistischem Terror in Deutschland endlich grundsätzlich etwas ändern. Wer immer noch von Einzeltätern spreche, habe nicht verstanden, wie fatal sich der Hass im Internet auswirkt. Kaminsky erinnert daran, dass "wir schon einmal erleben mussten, was passiert, wenn man Nazis und ihren Ideen ungehindert Raum gibt". Jedes Jahr gedenke die Stadtgesellschaft gemeinsam gegenüber dem einstigen Standort der Hanauer Synagoge den Geschehnissen um die Reichspogromnacht 1938. Am Hauptbahnhof erinnere eine Gedenktafel an die beiden Deportationen von Hanauer Jüdinnen und Juden 1942.

Ein Blick in die Hanauer Geschichte zeige, dass die jüdische Geschichte ein integraler Bestandteil der Stadtgeschichte gewesen und es heute wieder sei. Bereits im Mittelalter habe eine jüdische Gemeinde bestanden. Die zweite wurde durch Graf Philipp Ludwig II. von Hanau-Münzenberg durch eine sogenannte "Judenstättigkeit" am 28.12.1603 privilegiert. Anfang des 17. Jahrhunderts entstand die Judengasse. Mit dem Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft begann die systematische Entrechtung, Demütigung und Verfolgung der jüdischen Mitmenschen. "Die jüdische Gemeinde in Hanau wurde ausradiert."

Seit 2005 gebe es wieder eine jüdische Gemeinde in Hanau und "wir waren überaus glücklich, hier die Wiedergründung gemeinsam feiern zu können". Seinerzeit hätte sich niemand ausmalen können, dass "wir ein wenig mehr als ein Jahrzehnt später erneut mit Anschlägen auf Synagogen erschüttert werden."


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