Hanauer Todesschütze Tobias R.: 43, Sportschütze, Rechtsextremist

Hanau
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Die Schüsse in Hanau in der Nacht zum Donnerstag sind aus fremdenfeindlichen Motiven abgegeben worden. Das teilte der Hessische Innenminister Peter Beuth nach den ersten Ermittlungen mit. Der 43-jährige Tobias R. hatte vor und in zwei Shishabars insgesamt neun Menschen getötet, in den frühen Morgenstunden fand ihn die Polizei dann leblos in seiner Wohnung vor. Dort hatte er zuvor auch seine 72-jährige Mutter getötet.



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Hinterlassen hat er ein 20-seitiges Bekennerschreiben sowie mehrere Videos, in denen er seine Fremdenfeindlichkeit zum Ausdruck bringt. Dabei erklärte er unter anderem, dass ganze Völker ausgelöscht werden sollten, außerdem unterstrich er seinen Hass gegenüber nicht weißen Menschen und verbreitete wirre Verschwörungstheorien. Polizeilich war er bislang noch nicht in Erscheinung getreten. Seine Waffe besaß er als ordnungsgemäß gemeldeter Sportschütze legal.

Gegen 22 Uhr am Mittwochabend war er zunächst in eine Shishabar am Heumarkt in Hanau gestürmt und hatte wahllos auf die dortigen Anwesenden geschossen, anschließend fuhr er zum Kurt-Schumacher-Platz im Stadtteil Kesselstadt und gab nur wenige hunderte Meter von seiner Wohnung weitere tödliche Schüsse ab. Insgesamt nein Menschen hat Tobias R. getötet, vier wurden schwer verletzt.

Zeugen führten die Polizei schließlich zum seinem Fahrzeug, wenig später stürmte ein Spezialeinsatzkommando der Polizei seine Wohnung. Tobias R. und seine Mutter wurden leblos in der Wohnung gefunden, daneben die Tatwaffe. Auf den Straßen in Hanau spielten sich währenddessen schreckliche Szenen ab, Männer und Frauen brachen unter Tränen zusammen, als sie vom Tod ihrer Angehörigen erfuhren. Die Polizei hatte die Tatorte weiträumig abgeriegelt, zudem waren unzählige Kräfte von Rettungsdienst und Feuerwehr im Einsatz.

Mit großer Erschütterung äußert sich die Kreisspitze zu dem Verbrechen in Hanau in der vergangenen Nacht. „Wir sind in Gedanken bei den Angehörigen und Freunden der unschuldigen Opfer“, erklären Landrat Thorsten Stolz (SPD), Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler (SPD) und Kreisbeigeordneter Winfried Ottmann (CDU) in einer ersten Stellungnahme. Auch der Kreistagsvorsitzende Carsten Ullrich formuliert anlässlich der aufwühlenden Nachrichten aus Hanau seine aufrichtige Anteilnahme im Namen der Kreisgremien. „Ich erlebe eine tiefe Betroffenheit in den politischen Fraktionen und das schreckliche Ereignis wird uns voraussichtlich noch lange beschäftigten“, erklärt er.

Die Nachricht von dem unfassbaren Verbrechen mit elf Toten und vier Verletzten wirft zahlreiche Fragen auf, die hoffentlich bald beantwortet werden können. „Wir sind fassungslos und in großer Sorge angesichts dieser brutalen Ereignisse in unserem direkten Umfeld“, beschreiben Thorsten Stolz, Susanne Simmler und Winfried Ottmann ihre derzeitige Gefühlslage.

Sollten sich die bisherigen Darstellungen zum Motiv des mutmaßlichen Täters bestätigen, so bekommt das Verbrechen zudem eine politische Dimension. Denn die jüngste Häufung schwerer Angriffe mit rechtsradikalem Hintergrund erfordern konsequente und wirkungsvolle Maßnahmen. Für die Kreisspitze ist es ein letztes Warnsignal, wenn sich solche unglaublichen Gewalttaten quasi in der Mitte der Gesellschaft ungehindert entladen können.

„Hier ist eine deutliche Sensibilisierung aller beteiligten Behörden, aller gesellschaftlichen Gruppen und aller Bürgerinnen und Bürger gefordert, um weitere unschuldige Opfer zu verhindern“, erklären Landrat Thorsten Stolz, Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler und Kreisbeigeordneter Winfried Ottmann. Aus ihrer Sicht kann es dazu auch keine unterschiedlichen Positionen, sondern nur eine klare gemeinsame Haltung geben. So etwas dürfe sich nicht wiederholen.

Mit Blick auf die Ereignisse der vergangenen Nacht danken sie allen Einsatzkräften, die sich um die Verletzten und die Betroffenen gekümmert haben. Nach der Alarmierung gegen 22 Uhr waren bis in den frühen Morgen über 100 Helferinnen und Helfer aus dem Main-Kinzig-Kreis und angrenzenden Regionen vor Ort. Dazu zählen allein 20 Rettungswagen, fünf Notärzte sowie mehrere Einsatzleiter und sechs Notfallseelsorger.

Angefordert wurden außerdem der 1. Sanitätszug, weitere Betreuungseinheiten und zusätzliche Kräfte aus Großauheim, Rodenbach und Bruchköbel. Insgesamt wurden rund 90 Betroffene aus dem direkten Umfeld der beiden Tatorte betreut und versorgt. „Unser Dank gilt den Männern und Frauen, die bis an die Grenzen der körperlichen und seelischen Belastbarkeit und zum Teil darüber hinaus im Einsatz waren“, sagt die Kreisspitze.

Am Donnerstag um 18 Uhr soll bei einer Mahnwache auf dem Hanauer Marktplatz den Toten gedacht werden.


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