Hanau: Café Schien feiert 70-jähriges Bestehen

Hanau
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Am 1. Dezember 1950 – also vor exakt 70 Jahren - eröffnete Konditormeister Fritz Schien das Café Schien am Hanauer Westbahnhof in einem eigenen Nebengebäude des heutigen Gloria-Palais und damaligen Gloria-Kinos.



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Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) besuchte dessen Enkel Jens Arndt und seine Frau Heidi, die das Familienunternehmen fortführen, um herzlich zum Jubiläum zu gratulieren. "Man hat mir zugetragen, dass Sie in diesem Jahr zudem 30jähriges Hochzeitsjubiläum und 65sten Geburtstag feiern!" sagte der OB, "auch dazu spreche ich natürlich meine herzlichsten Glückwünsche aus!"

Das Café Schien sei ein echtes Hanauer Traditionshaus und aus der Stadt gar nicht mehr wegzudenken, so der Oberbürgermeister. "Im Café Schien bekommt man seit jeher echtes Konditorenhandwerk in hoher Qualität. Insbesondere Ihre sagenhaften Grimmtörtchen sind legendär und haben sich weit über die Grenzen der Stadt hinaus einen Namen gemacht", schwärmte der OB. Er hoffe, dass das Café Schien die schwierige Zeit des Corona-bedingten Lockdowns mithilfe seiner Stammkundschaft gut überstehe, "denn zum Glück gibt es Ihre schmackhaften Stollen, Plätzchen, Kuchen und Torten ja zum Mitnehmen!" Jens und Heidi Arndt freuten sich über den unerwarteten Gratulanten. "Seit der Gründung des Unternehmens vor mehr als 93 Jahren hat das Café Schien einer wechselvollen Geschichte mit Zerstörung, Wiederaufbau und Standortwechseln erlebt", berichtete Arndt. Heute sei es das älteste Hanauer Konditorei-Café in der Nähe des Westbahnhofs. "Wir hoffen sehr, dass wir auch diese Krise meistern!", so der Konditormeister.

Begonnen hatte alles mit der Gründung von Konditorei & Café Schien im Jahre 1927 im Hause Nürnberger Straße 31 durch den Konditormeister Fritz Schien zusammen mit seiner Ehefrau Else geb. Kaiser. Während des Zweiten Weltkrieges war die Kundenfrequenz mit zunehmendem Bombenkrieg immer geringer geworden. Der Sohn und Erbe, Gustav Schien war als Soldat in Stalingrad gefallen, die Tochter Magda-Luise als Flak-Helferin im Nürnberger Raum im Einsatz und Hanau litt unter den nächtlichen Angriffen.

Am 6. Januar 1945 wurden bei dem ersten großen Angriff auf Hanau auch viele Gebäude in der Nürnberger Straße zerstört. Das Café Schien erhielt einen leichteren Treffer, der allerdings die Hausfassade zum Einsturz brachte. Die wenigen Kunden gelangten dann nur noch über die Schnurstraße durch die Backstube in den Laden. Am 19. März war auch das nicht mehr möglich; in knapp 25 Minuten ging Hanau in einem bis dahin ungeahnten Feuersturm britischer Bomben unter und mit der Stadt auch das Café Schien.

Die Schiens überlebten im Keller und mit aller Energie gelang Fritz Schien im Jahre 1947 ein Neuanfang im Nordosten von Hanau. An der Landwehr 4 eröffnete das Schien neu; die ersten Torten und Kuchen wurden da noch auf Lebensmittelkarten verkauft. Bereits ein Jahr später zog das Café ins neu erbaute Gloria-Kino am Westbahnhof und am 1. Dezember 1950, also vor genau 70 Jahren, wurde im neuerbauten Nebengebäude der Laden mit einer Backstube eröffnet. Nach dem Tode von Fritz Schien übernahm die Tochter Magda-Luise zusammen mit ihrem Ehemann Ehrenfried Arndt, den Betrieb. Mit dem großen "Kinosterben" in Deutschland, Mitte der sechziger Jahre, ging auch das Gloria-Kino, welches einstmals über 850 Besuchern Platz bot, unter. Ein verbindendes Gebäude, zwischen 1964 und 66 erbaut, beherbergte nun das Café im direkten Anschluss an den Laden.

Von 1975 bis 76 wurde die Westbahnhof-Unterführung erbaut und brachte das in schwere Umsatznöte. Aber auch diese Zeit wurde gemeistert und der Sohn Jens bereitete sich auf seine Meisterprüfung vor. Nach seiner Hochzeit mit Ehefrau Heidi und dem Tod des Vaters übernahm er im Jahre 1993 die Verantwortung für den Traditionsbetrieb. Im Jahre 1996 wurde eine Filiale in der Rosenstraße 3 eröffnet, welche sich rasch zu einem beliebten Treffpunkt der Hanauer Bürgerinnen und Bürger - insbesondere an Markttagen - entwickelte. Arndts jüngerer Bruder, Karl-Friedrich, zumeist Frieder gerufen, stieg ins Unternehmen ein und wollte die Filiale übernehmen. Sein viel zu früher Tod war für alle die ihn kannten ein schwerer Schlag. Dies war dann auch der Grund warum die Arndts Ende 2019 die Filiale in die Hände der Konditorin Jessika Simsek legten.

Zuvor brachte der Neubau des Gloria-Palais und die umfangreiche Veränderung der Verkehrsführung den Betrieb noch einmal in schweres Wasser. Aber auch diese Zeit konnte überstanden werden und die Arndts blicken heute, trotz Corona bedingter Schließung des Cafébetriebes, positiv in die Zukunft.

Foto: Am 1. Dezember 1950 – also vor exakt 70 Jahren - eröffnete Konditormeister Fritz Schien das Café Schien am Hanauer Westbahnhof in einem eigenen Nebengebäude des heutigen Gloria-Palais und damaligen Gloria-Kinos. Oberbürgermeister Claus Kaminsky besuchte dessen Enkel Jens Arndt und dessen Frau Heidi, die das Familienunternehmen fortführen, um herzlich zum Jubiläum zu gratulieren. Foto: Stadt Hanau


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