Delegation "sehr beeindruckt“ von Entwicklung in Hanau

Hanau
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"Sehr beeindruckt" von der Stadtentwicklung in Hanau ist Karin Jasch, Referatsleiterin im Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen verantwortlich für die Vergabe von Städtebaufördermitteln.



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Dieses Fazit zog sie – an der Spitze einer Delegation aus Wiesbaden – nach einem mehrstündigen Besuch im Pioneer Park und in der Innenstadt. Die Gäste aus der Landeshauptstadt wollten sich ein Bild verschaffen, wie sinnvoll die geflossenen Fördergelder verwendet wurden und werden.

Martin Bieberle, Fachbereichsleiter Planen, Bauen und Umwelt im Hanauer Rathaus, unterstrich gleich zu Beginn der Informationsrunde: "Wir wissen, was wir dem Land zu verdanken haben sowohl bei der Konversions- als auch bei der Innenstadtentwicklung. Im Rahmen der Förderprogramme "Stadtumbau in Hessen/Wachstum und nachhaltige Erneuerung" sowie "Investitionspakt Soziale Integration im Quartier" ist die Stadt Hanau für Maßnahmen auf dem ehemaligen Pioneer-Kasernengelände seit 2016 Nutznießerin von rund 14,4 Millionen Euro gewesen – bei Gesamtkosten von 18,5 Millionen Euro für die verschiedenen Projekte im neuen Quartier.

Ihr Lob bezog Jasch zunächst darauf, wie im Pioneer Park alternative Arbeitsformen, "gutes Wohnen", ein "beeindruckendes" KiTa-Projekt, eine klimafreundliche Energieversorgung  sowie nachhaltige Mobilität und das schnellste Internet in Hanau "neu gedacht" würden. Hanau und die privaten Partner der Stadt gingen hier mit nachhaltiger Stadtentwicklung beispielhaft voran und lieferten "viele gute Ideen auch für andere Standorte". Der Wandel der Innenstadt in den vergangenen zehn Jahren zeuge davon, dass Hanau mittlerweile "jung und modern wirkt und die Menschen mitnimmt". "Man spürt die gute Energie, die dahinter steckt", meinte sie mit Blick auf die städtischen Verantwortlichen. Als beispielhaft hob sie das Kunstkaufhaus "Tacheles" hervor als ein probates Mittel eine Innenstadt attraktiver zu machen.

Das Stadtentwicklungsprogramm "Hanau aufLADEN" zur Stärkung der Innenstadt stellte Daniel Freimuth, Operative Leitung der Hanau Marketing GmbH (HMG), an einem jener Orte vor, die das neue Denken repräsentieren: in der "Wirtschaft im Hof" im Fronhof. Die HMG hat die Pop-up-Gastronomie gemeinsam mit dem Ehepaar Kannengießer realisiert. "Die ‚Wirtschaft im Hof‘ steht für den Mut, Neues und Ungewohntes auszuprobieren", sagte Freimuth. Mit dem Programm "Hanau aufLADEN" wolle man neuen Unternehmern und neuen Konzepten ermöglichen sich beziehungsweise ihre Geschäftsidee mit kalkulierbarem Risiko auszuprobieren. Neben den von der HMG unterstützten Pop-up-Konzepten stellte Freimuth die "Newcomer"-Starthilfe, in deren Rahmen neue Unternehmen einen Mietzuschuss beantragen können, und das Online-Beratungsprogramm "Upgrade" vor. Er unterstrich aber auch, dass die Pflege und Unterstützung des Bestands ebenso wichtig seien, wie das Bemühen um neue Betriebe. "Die HMG bietet deshalb einen umfassenden Beratungsservice an – für neue und eingesessene Händler, Gastronomen oder Dienstleister", so Freimuth.

Das Land Hessen teilte jetzt mit, dass  zur Belebung der Hanauer Innenstadt mit insgesamt 250.000 Euro aus dem Programm "Zukunft Innenstadt" gefördert werden. Hanau und insbesondere der Hanauer Handel profitieren damit  von der Landesförderung und können geplante Maßnahmen weiter forcieren.

Zum Auftakt des Pioneer-Rundgangs im "Bruder 5", dem künftigen "PioneerMakers", sagte Hanaus Stadtentwickler Bieberle, dass ein Investitionsvolumen von einer halben Milliarde Euro in dem neu entstehenden Stadtteil für rund 5000 Menschen seitens der Stadt nicht allein gestemmt werden könne. Weder verfügt die Stadt über die personellen noch die finanziellen Ressourcen für ein solches Projekt. Der "Dreiklang" aus Eigenmitteln, staatlicher Förderung und Privatinvestitionen sei unumgänglich. Deshalb werde das rund 50 Hektar große Areal auch von der LEG Hessen-Hanau GmbH mit Geschäftsführer Dr. Mac Weinstock an der Spitze entwickelt. An der LEG ist die Stadt über die Bauprojekt Hanau GmbH mit zehn Prozent beteiligt. Die Umsetzung geplanter städtischer Projekte auf dem Areal wie z.B. dem "Bildungscampus Pioneer" wird durch Fördermittel überhaupt erst ermöglicht.

Dieser wird in einem der "Brüder" entlang der Aschaffenburger Straße, dem "Bruder 3", entstehen. Dort soll, neben anderen Nutzungen, die Brüder-Grimm-Berufsakademie (BGBA) künftig ihren Sitz erhalten mit der Möglichkeit sich hier weiter zu profilieren und zu erweitern. Auch die Volkshochschule der Stadt Hanau soll in Teilen hier verortet werden.  Platz für weitere Einrichtungen und Angebote wie  für Theater und Musik, aber auch ein Treffpunkt und Begegnungsort sollen entstehen. Vom ausgebauten und umfänglich nutzbaren Kellergeschoss bis hin zum gut belichteten Dachraum bieten sich auf insgesamt rund 3000 Quadratmetern Fläche viele Möglichkeiten um die gewünschten kommunalen Nutzungen unterzubringen. Mit den konzeptionellen Überlegungen ist man seitens der Stadt zurzeit intensiv befasst, Ende des Jahres soll die endgültige Konzeption und Umsetzung in der Stadtverordnetenversammlung beschlossen werden. Gesamtinvestition von etwa 12,6 Millionen Euro sind für das Projekt erforderlich, dies ist für die Stadt Hanau jedoch nur mit Hilfe von Fördermitteln denkbar und umsetzbar.

Der "Bruder 5" wiederum wird von der PioneerMakers GmbH, mit den geschäftsführenden Gesellschaftern Katja Christine Weinstock und Olaf Leijdekker rein privatwirtschaftlich zum "PioneerMakers" umgebaut werden. Frau Weinstock skizzierte anschaulich die neue Art zu arbeiten in einem denkmalgeschützten, derzeit im Sanierungsumbau begriffenen Haus. Es gehe um "Schnittmengen" bei den Themen Digitalisierung, Vernetzung, Teilen statt Besitzen, Machen und Gestalten, Beachten ökologischer Belange wie Abfallvermeidung. Der benachbarte Bildungscampus sei eine gute Ergänzung und eine Bereicherung, die Innovationsentwicklung könne gemeinsam geschehen. Anfang 2022 sollen die Räume für Co-Working und Fitness in Betrieb gehen und die Gastronomie im benachbarten "Bruder 4" im Herbst 2022. Weinstock betonte, "PioneerMakers" stehe allen mutigen Interessierten für die eigene Arbeit mit modernster Kommunikationstechnik offen.

Ein weiterer wichtiger Baustein für die qualitätsvolle und nachhaltige Entwicklung des Quartiers ist das Angebot an Freiraum und Grünflächen. Aber auch der Lärmschutz und die Anbindung an den ÖPNV sind wichtige Aspekte der Quartiersentwicklung. Ralf Habermann, für die Gestaltung des Pioneer Parks zuständiger Landschaftsarchitekt, erläuterte der Delegation anhand der Planungen an der Südostecke des Geländes, wie diese Belange hier in Einklang gebracht werden: Im Kontext der Landmarke, die den Lärmschutz  an dieser Stelle sicher stellt entsteht ein Fußweg in Richtung Wolfgang bzw. zum S-Bahnhof Wolfgang. Ein Höhenunterschied von acht Metern muss überbrückt werden. 8.000 Kubikmeter Boden dafür werden aus dem Abraum wiederverwendet, der andernorts auf dem ehemaligen Militärgelände nicht mehr nötig sei. Damit entfalle der ökologisch fragwürdige Bodentransport zu externen Baustellen.

Für einen kleinen Sonnenhügel inmitten des Pioneer Parks wiederverwertet werden nach seinen Worten auch abgetragene frühere Betonfahrbahnteile. Er stellte weiter vor, dass es auf dem gesamten Gelände zehn Bewegungsräume für alle Generationen geben werde und in Speichenform barrierefrei Fußwege zum Grünen Bogen und der südöstlichen Landmarke am Rand des Gebietes geben werden. An vielen Stellen soll die Natur sich selbst überlassen bleiben und nur eine Grund-Pflanzensaat ausgebracht werden. Die Baumauswahl soll so erfolgen, dass sie künftigen Klimaherausforderungen gewachsen ist. Besonders die Altbodennutzung und die Baumauswahl bezeichnete Jasch als "Vorzeigeprojekte", die sie auch anderen Kommunen ans Herz legen wolle.

Weitere Stationen auf dem Rundgang waren die Energiezentrale, von der aus alle Gebäude klimaneutral mit Strom, Wärme und Breitband-Internet versorgt werden, und die zweite neu hinzugekommenen Mobilitätstation für Elektro- und Sharing-Fahrzeuge am "Bruder 5". Auch an der Quartiersgarage mit rund 180 Stellplätzen im Südosten des Pioneer Parks befinden sich Ladestationen. Dort einen vorhandenen Fußgängertunnel um etwa 60 Meter unter Schnellstraße und Bahngleisen zu verlängern und damit den Bahnhof Wolfgang besser zu erschließen, diesen Wunsch gaben die Hanauer Fachleute Jasch mit auf den Weg nach Wiesbaden.

Jaschs Interesse weckte auch der neu entstehende, 2022 in Betrieb gehende, architektonisch anspruchsvolle städtische Kindergarten. Astrid Weiermann, Leiterin des Eigenbetriebs Hanau Kindertagesbetreuung, berichtete von bereits rund 270 Voranmeldungen für maximal 155 Mädchen und Jungen. Hiltrud Herbst, Leiterin des bauausführenden Eigenbetriebs Hanau Immobilien- und Baumanagement, hob hervor, dass das Land den Bau der KiTa über den "Investitionspakt im Quartier" mit 90 Prozent fördere.  Sie betonte darüber hinaus, dass außer jeweils einem Parkplatz für Behinderte und einem für die Andienung sowie einer "Hol- und Bringzone" für KiTa und entstehende benachbarte Grundschule keine weiteren Parkflächen vorgehalten werden. Auch das begrüßte Jasch und fand "bemerkenswert", wie die Belange der Kinder beispielsweise durch eine großzügige Außenfläche ohne eine abschließende Beplanung und Bepflanzung für viel Kreativität und Bewegungsraum berücksichtigt würden.     

Foto: Stadt Hanau


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