Denkmal für Terroropfer in Hanau: Debatte über Standort

Hanau
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Zu einem ausführlichen Gespräch im Rahmen des Denkmalwettbewerbs zum 19. Februar 2020 trafen sich Familienangehörige der Opfer mit den Fraktionsvorsitzenden der im Hanauer Stadtparlament vertretenen Parteien. "Es war ein guter, notwendiger, teils auch kontroverser Termin", so Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD). Einvernehmen sei darüber erzielt worden, dass die Vorschläge von Heiko Hünnerkopf "Einschnitt" und Susanne Lorenz "WIR" weiter konkretisiert werden sollen. Die Arbeiten von Carla Mausch "Der Vielfalt.", von Stephan Quappe Steffen "9" und von Matthias Braun "Bruchstücke" seien abgeschichtet worden.



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Die Vorschläge von Heiko Hünnerkopf und Susanne Lorenz wurden vom Fachbeirat, der Jury, beim Bürgerwochenende und auch bei der Umfrage auf hanau-steht-zusammen.de als die besten Einreichungen bewertet.

Zur Frage des Standorts entwickelte sich hingegen eine teils kontroverse Debatte. "Wir als Angehörige favorisieren als Standort einstimmig den Marktplatz", so Etris Hashemi stellvertretend für die Opferfamilien. OB Kaminsky und ein überwiegender Teil der politischen Vertreterinnen und Vertreter sehen diesen Standort kritisch. "Der Marktplatz in seiner historischen Verbindung zu den Brüdern Grimm und in seiner Mischnutzung ist nicht der optimale Standort für dieses Denkmal. Ein solches Mahnmal soll auch immer ein Ort der Stille und des Gedenkens sein, dies kann ich mir auf dem Marktplatz schwer vorstellen", so der OB weiter. "Mein favorisierter Standort ist der Kanaltorplatz mit dem neu entstehenden Zentrum für Demokratie und Vielfalt. Der Platz würde dann entsprechend umgestaltet und aufgewertet werden. Zudem liegt er zwischen beiden Tatorten. Ein Lösung am Freiheitsplatz sei auch denkbar", so der OB weiter.

Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellten am Ende weiteren Beratungsbedarf fest, weshalb es im November eine zweite gemeinsame Sitzung geben wird. Die ursprünglich angedachte Beschlussfassung zum Denkmal durch die Stadtverordnetenversammlung am 8. November muss damit geschoben werden. "Wir hatten vom ersten Tag an einen sehr ambitionierten Fahrplan mit der Realisierung des Denkmals zum 2. Jahrestag am 19.02.2022. Wenn man sich vergleichbare Städte anschaut und deren Zeiträume bis zu einer Realisierung eines solchen Vorhabens, sind wir in Hanau sehr schnell unterwegs. An dieser Stelle geht es dann aber nicht mehr um Schnelligkeit, sondern um die Frage, wie die Stadt Hanau die nächsten Jahrzehnte dem schlimmsten Tag in Friedenszeiten würdig gedenkt. Wenn dies bedeutet, dass wir uns dafür jetzt ein paar Wochen oder Monate bis zur Entscheidungsfindung mehr Zeit nehmen müssen, dann ist dies ob der historischen Entscheidung für unsere Stadt mehr als angemessen. Dies sind wir auch den Ermordeten schuldig", so OB Kaminsky.

Nächster Schritt wird ein Folgetermin Ende November sein. Bis dahin werden die beiden letzten Entwürfe an verschiedenen Standorten noch besser visualisiert, um eine konkrete Vorstellung von Größe und Wirkung auf den Raum zu erhalten.


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